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(c) Sascha Brück, wikimedia.org

Am Freitag Abend um 20 Uhr 30 wird das Spiel angepfiffen, auf das Borussenfans in ganz Deutschland seit Wochen warten. Einer von zwei Höhepunkten einer jeden Saison. Das Derby gegen den 1.FC Köln, den rheinischen Rivalen - diesmal im Stadion in Müngersdorf. Ein Spiel bei dem Sieg oder Niederlage nachhaltigen Einfluss auf das Wohlbefinden der Anhänger beider Teams haben. Dieses Spiel ist ein Pflicht-Termin für jeden Borussia-Fan.

Ein Pflicht-Termin? Nein. Nicht für mich. Nicht mehr. Diesmal gehe ich nicht zum Derby.

 

Es ist nicht die leicht prekäre Tabellensituation, die mich vom Stadion fernhält. Es hat nichts zu tun mit den zuletzt eher ärgerlichen Auftritten der Mannschaft. Ich weiß es schon seit dem Hinspiel in Gladbach. Habe mich nicht um Karten für Freitag bemüht, habe nur belustigt, nicht verärgert, die Ticket-Merchandise-Tricks des 1.FC Köln beobachtet. Ich habe einfach keinen Bock.


Es begann in der vorletzten Saison in der Zweiten Liga. Da, wo bis dahin eine nicht immer gesunde aber durchaus noch erträgliche Rivalität zwischen den Fans zweier Vereine vorherrschte, war auf einmal etwas anderes. Es ist schwer zu benennen. Hass? Dafür ist es zu lächerlich. Auf jeden Fall aber war die Stimmung gekippt. Aus dem spannenden, speziellen und deswegen auch schönen Duell zweier Regionalkonkurrenten wurde eine Art von Ernst, die mir nicht gefällt.

 


Nun mögen szenenahe Fans oder gar solche, die durchaus der Meinung sind, ein bisschen Haue gehört zum Fußball dazu, einwenden, das sei doch immer schon so gewesen und deswegen quasi Tradition, aber so ist es nicht. Es ist mir schnurzegal, ob sich Menschen mit anderen Vorstellungen von Ehre, Treue, Freund- und Gegnerschaft irgendwo fernab des Stadions auf die Mütze geben. Ich will nur nichts damit zu tun haben.

 

Aber genau das kann ich mir nicht mehr aussuchen, wenn ich zum Derby gehe. Seit dem Bannerklau und der wenig souveränen Reaktion der Gladbacher Szene hat jeder zumindest mittelbar damit zu tun – und deswegen bin ich am Freitag nicht in Köln.

 

Ich will nicht dreimal von Polizisten und noch zweimal von Ordnern begutachtet werden, wenn ich ein Fußballspiel sehen möchte. Ich will nicht viereinhalb Stunden vor dem Anpfiff aufbrechen, weil ich diverse Verzögerungen im Namen der Sicherheit einkalkulieren muss. Ich möchte nicht weglaufen müssen, weil mein Begleiter einen Borussenschal trägt (ich selbst hätte ihn ja schon zu Hause gelassen), weil mich jemand als Anhänger der falschen Mannschaft identifiziert, weil ich aus Versehen in eine körperliche Auseinandersetzung gerate, weil Flaschen fliegen oder weil Polizisten vergessen, wo oben, unten und was ihr Job ist. Ich möchte nicht nach dem Spiel im Block bleiben, bis die Luft vermeintlich rein ist, ich möchte nicht... ach, ich könnte ewig weiter machen.


Was bleibt: ich zuhause. Bzw. vor der Glotze in der Kneipe, in der Stadt, in der ich lebe, also zwangsweise auf neutralem Terrain. Das ist etwas, was ich sonst tunlichst vermeide, wenn Borussia in halbwegs erreichbarer Nähe spielt. Natürlich werde ich dort nicht so laut fluchen wie sonst, mich nicht so doll freuen, wie sonst (und zuletzt viel zu selten). Natürlich wird mir auch etwas fehlen. Aber es wird vermutlich besser sein, als bei diesem speziellen Spiel im Stadion.

 

Das Derby, so wie es ist, ist nichts für mich.