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Natürlich ist Fußball nur ein Spiel. Um den Ausgang besser einschätzen zu können, behilft sich der Fußballfan gerne mit Statistiken. So erfährt man vor jedem Spiel, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Spiel so oder so enden wird. Mönchengladbach hat sein neun Jahren nicht mehr in Berlin gewonnen. Gegen Leverkusen hart man seit fast einer Generation nicht mehr zu Hause gewonnen. Auswärts kassiert man seit ter Stegen maximal einen Treffer…. Hier ist eine weitere Statistik: Noch nie gelang es einem Gladbacher Trainer, sein erstes Spiel bei der Hertha zu gewinnen.


Nicht Hennes Weisweiler (1:2), nicht Udo Lattek (0:3), Jupp Heynckes (1:3) und auch nicht Hans Meyer (0:3). Der erste Trainer, der überhaupt die Niederlagenserie durchbrach, war bezeichnenderweise Gerd vom Bruch, der 1991 ein 1:1 erreichte. Allerdings ist auch bekannt, dass Mönchengladbachs aktueller Trainer nicht viel von solchen Serien hält. Schießbude der Nation? Das stellen wir mal schnell ab. Angstgegner Bochum? Dann lassen wir die mal lieber in der zweiten Liga. Am Samstag Nachmittag wurde auch die Berliner Serie gerissen.

Berlin ist also wieder eine Reise wert. Das heißt, wenn man über die Nebenbedingungen wie einen völlig überforderten Sicherheitsdienst beim Einlass oder die Organisation innerhalb des Stadions hinwegsehen kann. Hier zeigt man sich bei der Hertha immer noch zweitklassig. Offensichtlich war man völlig davon überrascht, dass auch Zuschauer zu einem Bundesligaspiel kommen könnten, was zu einem verspäteten Anpfiff führte. Natürlich kann man sich auf die Zwänge des Denkmalschutzes im Olympiastadium berufen. Wer allerdings im engen Oberbereich den Kiosk direkt neben der Toilette errichtet (wie geschmackvoll) und somit einen Massenauflauf jenseits der Ausgänge provoziert, hat wohl aus der Tragödie der Duisburger Loveparade nichts gelernt. Diese Probleme sind nicht neu, der Lernwillen bei Herthas Management scheint jedoch nicht besonders ausgeprägt zu sein. Solche Zustände sollten aber in einem Bundesligastadion nicht mehr üblich sein. Es mag die Fans der Hertha erfreuen, dass wenigstens ihre Mannschaft in der ersten Liga angekommen ist. Denn diese zeigte über die gesamte Spiellänge, dass der Aufsteiger im Oberhaus angekommen ist.

Vom Spiel her dürften die knapp 60.000 Zuschauer jedoch voll auf ihre Kosten gekommen zu sein. Natürlich kann man das als Berliner Fan aufgrund der Niederlage auch anders sehen. Hinsichtlich des Einsatzes, des Spielwitz und Kampfgeistes kann man der Herthanern jedoch keinen ernsthaften Vorwurf machen. Das es besonders ein Spieler mit letzterem ein bisschen zu gut meinte, konnte allerdings erwartet werden. Der mit großen Hoffnungen in die Hauptstadt geholte Maik Franz zeigte dem Publikum, warum er eigentlich nur zweite Wahl ist. Seine mangelnden technischen Fähigkeiten versuchte der Ex-Frankfurter immer wieder durch harten Einsatz zu kompensieren. Er wurde zu einer der auffälligsten Personen im Berliner Spiel. Zunächst ließ er sich beim Ausgleich durch Hermann und Reus düpieren. Dass er dem Ball noch die entscheidende Wende gab, fällt dabei nicht ins gewicht. Mike Hanke wäre wohl zur Stelle gewesen. Sein Frust-Foul wenige Minuten später an Reus ließ hingegen nicht nur Gladbacher Anhängern die Köpfe schütteln. „So was passiert“ gab er später zu Protokoll, was einen tiefen Blick in die Geisteswelt des Herrn Franz eröffnete. Zur Erinnerung: Der Mainzer Polanski wurde für ein ähnliches Foul einen Tag zuvor mit Rot bedacht.

Reus rächte sich auf seine Weise und ließ den Siegtreffer folgen, wobei ihm allerdings sträflich viel Platz gelassen wurde. Überhaupt Reus: Wieder einmal war der blonde Wirbelwind Dreh- und Angelpunkt des Gladbacher Spiels. Er repräsentiert Gladbachs Stärke und auch deren Unvermögen. Mit Ausnahme von Juan Arango war nämlich ansonsten kein Spieler in der Lage, offensive Akzente zu setzen. Es fehlen schlicht und ergreifend Stürmer. Igor de Camargo könnte es, ist aber verletzungsanfällig. Mike Hanke will, kann aber keine echte Torgefahr entwickeln. Und Raul Bobadilla könnte es, will aber offensichtlich nicht lernen, effektiv zu spielen. Der Rest besteht aus Talent, welches sich bislang noch nicht zwingend aufdrängen konnte – im Übrigen auch nicht in der zweiten Mannschaft. Sich auf Reus zu verlassen ist somit gefährlich. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Maik Franz ungestümes Auftreten Erfolg gehabt hätte. Dagegen hat die Defensive auch im Moment genügend Klasse, auch mal schwächere Tage einzelner Akteure aufzufangen. Dass auch Dante einen schlechten Tag haben kann, zeigte er im Olympiastadion. Daneben wäre noch Harvard Nordtveit zu nennen, der seiner Form der letzten Saison weiterhin hinterherläuft. Eine Pause erscheint zwar angebracht, allerdings hat sich auch Thorben Marx nicht aufdrängen können. Auch hier fehlen schlichtweg die Alternativen.

Die Hertha zeigt ebenfalls, warum es derzeit schon zu sehr viel, aber nicht mehr reicht. Letztendlich seien die Gladbacher einfach abgezockter gewesen, weiß Christian Lell zu berichten, was in rheinischen Ohren nahezu unglaublich klingt. Lell trifft damit den Nagel auf den Kopf. Man drängte auf den Ausgleich, ohne jedoch zwingend zu werden. So entstand die größte Chance aus einer feinen Einzelleistung von Raffael. Sein Lattentreffer hätte dem Spiel nochmal die Wende geben können. Letztendlich konterten die Fohlen aber gefährlicher, jedoch mit den bekannten Problemen beim Abschluss (Bobadilla, Neustädter). Am Ende bleibt Platz vier und die Gewissheit, dass man im Moment wohl das Maximum aus der Mannschaft herausholt. Von mehr darf man träumen, aber nicht realistisch erwarten.