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„Es war doch schon vor dem ersten Punktspiel keine Kunst, uns eine schwere Saison zu prophezeien“. Angefressen wirkte Torsten Lieberknecht noch in der Länderspielpause. Mit vier Niederlagen in den ersten vier Begegnungen hatte der Überraschungs-Aufsteiger den Start gründlich verpatzt. Besonders das desaströse 0:4 in Hamburg ließ erste Zweifel an der Bundesligatauglichkeit der Niedersachsen aufkommen. Sogar der Vergleich mit Tasmania Berlin wurde nicht gescheut. Respektlos, wie der Braunschweiger Trainer zu Recht fand. Unabhängig von den Resultaten habe er viele positive Dinge gesehen, aber durch vermeidbare und individuelle Fehler Gegentore bekommen. Eine Woche später hatten sich die Wogen dann wieder geglättet. Gegen Nürnberg konnte der erste Punkt eingefahren werden. Dieser Erfolg soll in Mönchengladbach seine Fortsetzung finden.

Die Erleichterung war den Braunschweigern nach dem ersten Bundesligapunkt seit dem 1. Juni 1985 anzumerken. Damals hatte man nur wenige Kilometer von Mönchengladbach entfernt in Uerdingen gewonnen. Was folgte, war ein langer Niedergang bis in den Amateur-Fußball. Nun ist der Traditionsverein wieder da, aber nur wenige trauen ihm auch den Klassenerhalt zu. Lieberknecht gefällt diese Underdog-Rolle. Es sei eben der Reiz, mit viel weniger Möglichkeiten, als sie alle anderen Vereine der Liga hätten, zu bestehen. Man habe sich die Bundesliga mit geringeren Voraussetzungen erarbeitet. Ob dieser Stolz letztendlich auch genügt, um tatsächlich zu bestehen, ist fraglich. Abschreiben darf man die Niedersachsen allerdings noch nicht. Die Niederlagen gegen Bremen und Dortmund waren tatsächlich unglücklich. Am vergangenen Sonntag stellte man gegen die ebenfalls noch sieglosen Nürnberger das bessere Team. Überzeugend ist dabei die hohe Laufbereitschaft der Mannschaft. Wenn auch das Zweikampfverhalten ähnlich bissig wie in der vergangenen Woche ist, könnte man aus Braunschweiger Sicht auch vom Niederrhein mit Punkten heimkehren.

Eine eingespielte Mannschaft wurde vor der Saison als größtes Pfund der Niedersachsen genannt. Doch genau hier hakt es derzeit. Mit Norman Theuerkauf, Mirko Boland, Ken Reichel und Ermin Bicakcic spielten bislang nur vier Akteure in allen fünf Begegnungen. Von den Neuzugängen spielte sogar nur Simeon Jackson viermal über die volle Distanz, ohne jedoch zu überzeugen. Besonders auffällig ist dieses Personalfluktuation auf der eigentlich sensiblen Position des Torhüters. Erst Petkovic, dann Davari, nun wieder Petkovic. Lieberknecht lässt noch offen, wer im Borussen-Park auflaufen wird. Natürlich hätten die Spieler vom vergangenen Sonntag die besten Chancen. Nach der richtigen Mischung sucht der Braunschweiger Trainer dennoch. Viele Hoffnungen hegt man zudem in den letztjährigen Aufstiegshelden Kumbela. Der Deutsch-Kongolese meldete sich von seiner Sehnenabriss-Verletzung früher als erwartet zurück, konnte bislang aber noch keine Akzente setzen. So bleibt der Sturm auch weiterhin das große Sorgenkind der Norddeutschen.

Sorgen dieser Art kennt man bei der Borussia nicht. Mit elf Treffern stellt man den dritterfolgreichsten Angriff der Liga. Mit zehn Gegentreffer aber auch die viertschlechteste Defensive, pikanterweise zusammen mit Braunschweig. Zuletzt gab man in Hoffenheim aufgrund defensiver Unachtsamkeiten die Punkte her. Viele sehen in der offensiveren taktischen Ausrichtung von Lucien Favre den Grund für die defensiven Unzulänglichkeiten. Und in der Tat spielen die Außenverteidiger weiter vorgerückt, als noch in der vergangenen Rückrunde. Allerdings waren auch da schon Mängel, besonders auf der rechten Außenverteidigerposition erkennbar. Die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive wird noch gesucht. Doch auch in Hoffenheim zeigte die Mannschaft, welches offensive Potential in ihr steckt und verpasste den Ausgleich nur denkbar knapp. Wer von dieser Situation nicht profitiert, ist Luuk de Jong. Derzeit. Denn wie wichtig ein Strafraumstürmer wie er werden kann, zeigte sich ebenfalls in Hoffenheim. Weder Kruse, noch Herrmann fanden gegen eine gut gestaffelte Verteidigung den richtigen Zugriff. Steht der Gegner tief, wird es für den Gladbacher Angriff schwer. Und hier ergibt sich die Chance für den Holländer, der seine WM-Ambitionen noch nicht aufgegeben hat.

Gegen Braunschweig könnte er bereits seine nächste Bewährungsprobe bekommen. Auch wenn die Braunschweiger sich nicht auf das bloße Verteidigen konzentrieren wollen, dürfte die Marschrichtung klar sein. Das Fundament soll eine solide Defensive sein. Schon gegen Dortmund wäre diese Taktik fast aufgegangen.  Den Niederrheinern steht also eine Geduldsprobe bevor. Was aber passieren kann, wenn die Fohlen zu Hause in Führung geht, haben schon die beiden vorherigen norddeutschen Gegner zu spüren bekommen. Hannover und Bremen verloren letztendlich leistungsgerecht mit drei Toren Unterschied. Gegen eine erneute Demonstration erfrischenden Offensivfußballs hätte in Mönchengladbach wohl niemand etwas. Letztendlich  könnte man sich bei der Borussia aber auch mit einer Wiederholung des letzten Aufeinandertreffens anfreunden. Am Bökelberg schaffte die Borussia ihren vorerst letzten zweistelligen Erfolg und leitete mit ihrem 10:0-Sieg den Braunschweiger Untergang ein. Torsten Lieberknecht wäre hiervon wohl wenig begeistert.

 

Borussia: ter Stegen - Jantschke, Dominguez, Stranzl, Daems – Kramer, Xhaka - Herrmann, Raffael, Arango – Kruse

Eintracht: Petkovic - Kessel, Bicakcic, Dogan, Reichel - Kratz, Theuerkauf, Caligiuri - Elabdellaoui, Bellarabi – Kumbela

 

Tipps:

Thomas Häcki: Favre’s Rasselbande ist reifer geworden. 3:0.

Michael Heinen: Zuhause ist und bleibt Borussia eine Macht. Beim 2:0 über Braunschweig tut man sich aber lange Zeit schwer.

Christoph Clausen: Borussia gewinnt nicht zweimal in Folge, verliert aber auch nicht zweimal in Folge. Sondern siegt gegen Braunschweig, die anfangs tapfer kämpfen, am Ende aber dreimal traurig gucken. 3:0 also.

Christian Grunewald: Borussia ist in der Pflicht - und sollte diese im Normalfall erfüllen. Am Ende steht ein 2:0.

Christian Spoo: Neun Punkte nach dem sechsten Spieltag sind okay, da fällt es dann auch nicht ins Gewicht, dass der 1:0-Sieg gegen Braunschweig ein hartes Stück Arbeit war.

Christian Heimanns: Braunschweig findet langsam in die Liga. Bei dem 3:1 für die Borussia aber noch nicht schnell genug, um Punkte aus dem Borussiapark mitzunehmen.