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Sie sind, unter anderem, grün und weiß, von einer ruhmreichen Vergangenheit etwas weniger oder deutlich weiter enfernt und mit zusammen einem Punkt nach drei Spieltagen überaus bescheiden in die Rückrunde gestartet. Der SV Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach sind sich einer Meinung, dass der kommende Gegner endlich einmal drei Punkte bringen muss, wenn die Rückrunde nicht enttäuschen oder zur Katastrophe werden soll. Wer als erster wieder zu einer normalen Form findet, hat gute Chancen, das Spiel am Samstag für sich zu entscheiden.

Wobei man den Wert einer Normalform auf Bremer Seiten schnell wieder relativieren muss, angesichts von nunmehr dreieinhalb stagnierenden Spielzeiten. Und schlechten Aussichten für die nahe Zukunft, denn die Punkte, die zu Beginn dieser Saison mit Glück eingefahren wurden, lassen in der Rückrunde auf sich warten. Gegen den Tabellenletzten Braunschweig half auch der Heimvorteil nicht zum Sieg, in Augsburg auch die Führung nicht zu einem Punkt  und gegen Dortmund gar nichts mehr. Beim ersten Teil des Bremer Borussenheimdoppels wurde den Norddeutschen schmerzlich beigebracht, wie weit sie sich von der Tabellenspitze entfernt haben.


An den Gründen dafür, namentlich an den mageren Finanzen nach einer Reihe teurer Fehlschläge, hat sich nichts geändert. Die Gegenmaßnahmen scheinen wenig zu verfangen, wie das Wirken des Ex-Borussen Thomas Eichin als Sportdirektor nach dem Weggang von Klaus Allofs, oder in eine gefährliche Richtung auszuschlagen, wie die Arbeit von Trainer Dutt nach der Ablösung des Denkmals Thomas Schaaf. Der oft dünnhäutig wirkende Dutt, dem schon in seiner kurze Zeit in  Leverkusen nach Misserfolgen Schwierigkeiten im Umgang mit den Spielern nachgesagt wurden, wirkt aufs äußerste gefordert im Umgang mit der Situation. Wechsel in der Mannschaft verpuffen wirkungslos, Neuzugänge passen sich nach kurzer Zeit dem überschaubaren Niveau an und den unbeständigen und kapriziösen Elia ist man immer noch nicht losgeworden.

Besonders markant war in der Hinrunde die Unruhe im Tor. Sebastian  Mielitz leistete sich, unter Dauerfeuer aller gegnerischer Stürmer, einige Fehler und wurde daraufhin von manchen Medien beschrieben und tituliert, als hätte es nie einen Fall Enke gegeben. Daraufhin sprach man ihm bei Werder erst das Vertrauen aus und nahm ihn dann "bis nach Weihnachten" aus dem Tor, das er seitdem nur im Training gesehen hat. Es dürfte zudem schwer werden, Aaron Hunt nach 13 Jahren in Bremen weiter dort zu halten. Ob mit dem Franco-Polen Obraniak kurzfristig mehr Substanz im Mittelfeld zu erwarten ist, konnte nach dem Spiel gegen Dortmund nicht festgestellt werden. Ein wenig Solidität dort dürfte der polnische Nationalspieler schon mitbringen und das könnte bald auch sehr nötig werden. Denn von den anderen Teams am Tabellenende weisen nur die autodestruktiven Nachbarn aus Hamburg noch mehr Neigung auf, die nächste Saison in einer anderen Liga zu verbringen.

Die Lage ist düster an der Weser  und sie wird es auf absehbare Zeit bleiben. Die Substanz der Mannschaft und der Finanzen deutet auch in der nächsten Zeit auf Abstiegskampf hin. Die nicht allzuhohe Qualität der Nachwuchsspieler in einer Zeit, in der sich die Mehrzahl der Bundesligisten mit Talenten, Supertalenten und kommenden Stars schmückt, verheißt auch nichts Gutes. Statt einer Jahreshauptversammlung schauen die Vereinsmitglieder zusammen "Die fetten Jahre sind vorbei". Und all das zusammen garantiert den Gladbachern am Samstag leider überhaupt nichts.

Denn natürlich hatten die Bremer ohnehin nicht die höchsten Erwartungen gegen Dortmund und hoffen  umso mehr auf einen Gegner, der vor fast 27 Jahren zuletzt im Weserstadion gewonnen hat. Wen will man schließlich sonst schlagen, vor allem, wenn der Punktelieferant noch schlechter in die Rückrunde gekommen ist.

Wie gesagt, ähnliches Denken treibt die als Ziel auserkorenen Mönchengladbacher an. Der Tabellenstand beider Teams zum einen und der Vergleich der letzten Gegner zum anderen gibt einen Hinweis darauf, dass es sich am Niederrhein dabei weniger um Wunschdenken handelt als an der Weser. Trotz dreier Niederlagen und einiger Schwächen haben die Gladbacher kein schlechtes Spiel hingelegt. Wenn sie so spielen wie gegen Bayern und die Werderaner so wie gegen Augsburg oder Dortmund, könnte eine Serie zu Ende gehen, die älter ist als die meisten Spieler im Gladbacher Kader.
Viel wäre gar nicht mal dazu nötig, um an das Niveau der Hinrunde heranzukommen. Und viel wäre schon geholfen, wenn Max Kruse einfach wieder nur einen normalen Tag hätte, noch nicht mal mit Länderspielreife und Brasilienverdacht. Dazu ein wenig mehr Leben im Spiel von Juan Arango und ungefähr einen Fehler pro defensivem Mitarbeiter weniger im Spiel, und schon wäre eine Mannschaft am Start, die mit bestem Recht mindestens einen Europaleague Platz in Aussicht hätte. Von genaueren Torschüssen von Herrmann gar nicht zu reden.

Und um es hier einmal klar zu sagen: Das wird auch ohnehin so eintreffen. Die Qualität der einzelnen Spieler ist zu hoch, die Eingespieltheit der Mannschaft zu gut, des Trainers Vorstellung vom Spiel zu klar, als dass das Team nicht bald wieder in die Spur finden wird. Die Kombination der ersten drei Spiele war nun mal nicht glücklich. Es war kein Pech sondern bekannte Schwächen vor allem in der konzentrierten Abwehrarbeit oder in nachlässigen Fehlpässen, die zu den null Punkten geführt haben. Und Lucien Favre, der als "akribischer Arbeiter" gilt und seinerzeit aus einer Dauerschießbude einen Tresor gemacht hat, dürfte leidenschaftlich daran werkeln, diese Schwächen zu vermindern.

Es wäre nur schön, wenn das am kommenden Samstag gegen Bremen schon seine Wirkung zeigt. Es würde für den Reifegrad der Mannschaft sprechen, wenn man eigene Niederlagen und jahrzehntelange Auswärtspleiten mt einem Spiel vergessen machen könnte, so wie bereits in Stuttgart vorgeführt. Und wenn damit ein Stück der Stärke aus der Hinrunde und psychische Stabilität wiedergewonnen werden könnte, wäre das mehr wert als nur drei Punkte bei einem norddeutschen Abstiegskandidaten.
Aufstellungen:

Borussia: ter Stegen; Korb, Jantschke, Stranzl, Wendt; Herrmann, Xhaka, Kramer, Arango; Raffael, Kruse

Bremen: Wolf; Gebre Selassie, Prödl, Lukimiya, Caldirola; Bargfrede, Junuzovic; Elia, Hunt, Obraniak, Petersen

SEITENWAHL-Meinung:

Christoph Clausen: Zeit für Punkte. Zeit für einen 2:0-Sieg in Bremen.

Michael Heinen: In Bremen muss gewonnen werden. Ohne Wenn und Aber. Tippen tue ich trotzdem nur auf ein 1:1.

Christian Heimanns: Vor einer Woche ließ Borussia eine urgeschichtlich lange Serie weiterlaufen. Jetzt muss eine noch längere dran glauben bei einem 2:1 Sieg in Bremen.

Thomas Häcki: Ganz klar, beide Teams fehlt derzeit die Form, um ein begeisterndes Spiel abliefern zu können. Das Ergebnis ist ein trostloses 0:0. Das hilft niemanden, nicht der Borussia mit ihren Europapokal-Ambitionen, nicht den Bremern für einen Befreiungsschlag und schon gar nicht den Zuschauern.