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VfB StuttgartAuf dem Papier lief es in der „Pre-Season“ für Borussia optimal – eine Runde weiter im Pokal, tolle Ausgangsposition in der Europa League-Quali erspielt. Die Ergebnisse passen, doch auf dem Platz offenbarte man noch in allen Mannschaftteilen erhebliche Defizite. Gegen den VfB Stuttgart beginnt am Sonntag nun wieder das Tagesgeschäft – und es ist kaum vorstellbar, dass man mit den bisher gezeigten Leistungen auch in der Bundesliga so einfach davonkommt. Was muss besser werden?


Tor

Yann Sommer ist ein sehr guter Torhüter. Das hat er nicht nur in der Schweizer Liga, sondern auch auf internationalem Parkett schon konstant unter Beweis gestellt und nicht umsonst ist er nach Benaglios Rücktritt nun die Nummer 1 der Eidgenossen. Eine gewisse Nervosität ist ihm bei Borussia jedoch noch sichtlich anzumerken.

Er kennt die Fußstapfen, in die er tritt, und will zu Beginn alles besonders richtig machen, sich auch bei hohen Bällen und im Zusammenspiel besonders präsent zeigen – was nun ein paar Mal (letztlich folgenlos) daneben ging. Umfeld und Anhänger tun gut daran, ihm einfach die nötige Zeit zu geben und keinen zusätzlichen Druck aufzubauen. Dann wird sich alles von selbst ergeben.

Abwehr

Personell ist man in der Viererkette komfortabel besetzt. In der Innenverteidigung gibt es ohnehin wenig grundsätzliche Sorgen, auf den Außenpositionen muss die ideale Mischung noch gefunden werden. Dominguez, Johnson und Wendt suchten alle noch gleichermaßen vergeblich an der richtigen Abstimmung mit ihren neuen Vorderleuten, einzig Musterschüler Korb wirkte defensiv stabiler.

Aufgrund der Erfahrungen der letzten Spielzeiten darf man aber darauf hoffen, dass die Überwindung diese Probleme nur eine Frage der Zeit ist und sich erledigen, sobald die Mannschaft im Ganzen ihre Balance hoffentlich gefunden haben wird – individuelle Qualität ist genug vorhanden.

Zentrales Mittelfeld

Das größte Ärgernis bislang. Von zwei erfahrenen Akteuren wie Nordtveit und Xhaka kann man nicht nur, man muss in Sachen Spielkontrolle und Organisation mehr erwarten können. Gegen die beiden nicht gerade hochklassigen Gegner gelang es ihnen allerdings kaum einmal, die nötige Ruhe und Ordnung in das Gladbacher Spiel zu bringen.

Allen voran Xhaka scheint nach wie vor keinerlei Modifikation an seinem in der Vergangenheit schon mehrfach kritisierten Stil vornehmen zu wollen – einige sehenswerte Pässe werden weiterhin überschattet von einer umständlichen Verlangsamung des Spiels und ungestümen Defensivverhalten. Auch Nordtveit läuft seiner Höchstform seit über einem Jahr hinterher, ihm gelingt es zu selten, nach durchaus beherzten Ballgewinnen gezielt umzuschalten. So fehlt dem Spiel der Borussia insgesamt eine oder mehrere ordnende Hände, die in der Lage sind, Ballbesitz zu sichern und Tempowechsel zu initiieren. Schlussendlich ist es meist Raffael, der sich fallen lässt und diese Aufgabe übernimmt, dadurch aber selbst als Anspielstation vorne fehlt – auf der Doppelsechs muss einfach mehrkommen, sonst stehen Weltmeister Kramer und Nachwuchshoffnung Dahoud schon in der Startlöchern.

Flügelpositionen

Offensiv verlief die Debütwoche für die Neuzugänge sehr zufriedenstellend: Man sah eine Menge brauchbarer Flanken, Hahn traf gleich zweimal sehenswert und legte ebenso häufig vor, Traoré überzeugte gegen Homburg und in der Anfangsphase gegen Sarajevo, Johnson drehte gleich mächtig auf, nachdem er aus der Abwehr nach vorne versetzt wurde. Der Deutsch-Amerikaner war es auch, der (im Wechsel mit Herrmann) mit Rechtsverteidiger Korb in der Endphase der Partie in Bosnien das einzige sicher wirkenden Flügel-Pärchen bildete. Ansonsten tut sich vor allem Hahn in der Rückwärtsbewegung noch schwer, seine Abwehraktionen auf der rechten Seite wirkten ein ums andere Mal zu ungestüm.

Die Kinderkrankheiten auf den Außenbahnen sind aber nur ein weiteres Mosaiksteinchen, das zum derzeitigen Hauptproblem beiträgt – die fehlende Balance im Umschaltspiel nach hinten. Neben dem Abstellen der vielen unnötigen Ballverluste muss dafür die ganze Mannschaft wieder zu dem kontrollierten und ruhigen Spiel finden, das die Favre-Elf in der Vergangenheit so stark gemacht hat.

Angriff

Nun hat Borussia also auch seinen “Schatten-Stürmer“. Wie ein Krokodil im Sumpf scheint Branimir Hrgota über 80 Minuten einer Partie abzutauchen, um sich bei Gelegenheit blitzschnell auf die Beute zu stürzen. Seine Arbeitsbilanz weist neben Großchance, Tor, Tor, Pfostenschuss sonst eigentlich nur Fehlpässe und misslungene Dribblings auf, und doch ließt sich die Bilanz liest sich großartig.

Macht das vom Trainer vielgelobte „Tor-Krokodil“ bald sogar „Tor-Phantom“ Mintal in der Bundesliga Konkurrenz? Man wird abwarten müssen, wann Max Kruse zurückkehren kann, dessen Raffinesse und Ballsicherheit der Offensive sicher guttun würde. Dennoch ist es gut zu wissen, dass die Mannschaft neuerdings auch aus dem Nichts Tore erzielen kann – eine Qualität, die bisher fehlte.

Gefallen konnte der leicht modifizierte Spielansatz im Angriff – vor allem über Raffael und Traoré wird immer wieder versucht, schnell zu kombinieren und zügiger als bisher zum Abschluss zu kommen. Das 1:0 durch Hahn in Sarajevo war ebenso ein Produkt dieses Kombinationsspiels wie Hrgotas 2:1 in Homburg. Kommt noch ein Schuss mehr Genauigkeit hinzu, strahlt Borussia vorne noch mehr Gefahr aus.

Die Aufstellung für Sonntag

Was die bisherigen kritischen Eindrücke tatsächlich für die Bundesliga bedeutet, wird sich dann am Sonntag zeigen. Es wäre keine Überraschung, wenn Lucien Favre erneut einige Detailveränderungen in der Startelf vornehmen würde. Allen voran könnten auf den Außenverteidiger-Positionen Wendt und Korb wieder die Besetzung des Homburg-Spiels zurückkehren. Eine Leistungssteigerung in allen Mannschaftsteilen wird aber wohl auf jeden Fall benötigt, um am Sonntag als Sieger vom Platz zu gehen.

Der Gegner aus Stuttgart

In unserem SW BuLi-Check heißt es u.a. zu den Schwaben: Rückkehrer Armin Veh soll beim VfB wieder alles besser machen – nach verlorenen Jahren und einer zweifelhaften Transferpolitik wollen die Schwaben wieder in die Tabellenregionen, in die sie traditionell nicht nur im eigenem Selbstverständnis, sondern auch vom verfügbarem Etat her hingehören. Auf dem Transfermarkt hat man nicht gerade üppig zugeschlagen und setzt dagegen auf den endgültigen Durchbruch von Talenten wie Leitner, Didavi, Rüdiger oder Werner, die alle bereits phasenweise in der Bundesliga überzeugen konnten.

Der Saisonstart ging für Stuttgart allerdings schief: Mit dem VfL Bochum war das schwerste Los im Topf gleich auch das letzte für den VfB in dieser DFB-Pokalsaison, schon macht sich wieder eine gewisse Unruhe im Ländle breit, so richtig weiß man selber noch nicht, wo man leistungsmäßig steht, nicht zuletzt, weil frische Neuzugänge wie Sechser Romeu und Flügelmann Kostic nach nur wenigen Wochen Mannschaftstraining noch Zeit brauchen, um sich voll in die Mannschaft zu integrieren.

Umso schwerer ist eine Vorhersage, wie der erste Borussen-Gast in der neuen Saison auftreten wird. Statistisch gesehen tut sich Borussia gegen den VfB zuhause traditionell schwer – andererseits konnte der VfL in den letzten zwei Jahren so viele Negativserien endlich beenden, dass man sich darauf glücklicherweise nicht verlassen muss.

Aufstellungen

Borussia: Sommer - Korb, Jantschke, Stranzl, Wendt - Nordtveit, Xhaka – Traoré, Hahn - Raffael, Hrgota.

Stuttgart: Ulreich - Klein, Schwaab, Rüdiger, G. Sakai - Oriol Romeu (Gruezo) , Gentner - Harnik, Didavi, Maxim (Kostic) – Ibisevic (Ti. Werner).

Schiedsrichter: Christian Dingert.
Assistenten: Tobias Christ, Arne Aarnink.
Vierter Offizieller: Robert Hartmann.



SEITENWAHL-Tipps

Christian Grünewald: Wenn die richtigen Lehren aus der erfolgreichen ersten Wettkampfwoche gezogen werden, sollte man auch im ersten Bundesliga-Heimspiel die Oberhand behalten – 2:1 für Borussia.


Michael Heinen: Hrgota vergisst das Tore schießen. Deswegen reicht es gegen den VfB leider wieder einmal nur zu einem 1:1.


Christoph Clausen: Stuttgart? Stotter-Start. So viel Tore, wie hinten die ungeordnete Defensive zulässt, kann auch der Unvergessene vorne nicht immer schießen. Die Borussia und der VfB trennen sich mit 2:2.