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Es war einer dieser Momente im Borussia-Park. Man hatte sich mit dem 0:0 schon angefreundet. Ein Punkt gegen den Tabellenzweiten ist aller Ehren wert, außerdem hätte Borussia es weiterhin selbst in der Hand. Außerdem, so unkte der Autor kurz vor dem Ende eines so oder so guten Fußballspiels zu seinen Nebenleuten, würde Max Kruse sein nächstes Feldtor vermutlich für Borussia Dortmund schießen. Dann die 90. Minute: Flanke Traoré, Johnson legt gefühlvoll quer und der Rest ist Jubel. Schon zum zweiten Mal in dieser Saison belohnt Borussia sich in der Schlussminute für eine gute Leistung und man ahnt, dass dieses Team in der Lage sein wird, sich und die Anhänger in der Schlussphase der Saison mit einem sensationellen Endergebnis zu belohnen.

De Bruyne auf dem Platz, Borussenschreck Schürrle auf der Bank. Die vermeintliche Wolfsburger Verletztenliste hatte sich vor dem Spiel als Bluff erwiesen. Dieter Hecking konnte das aufbieten, was man wohl als „Bestbesetzung“ bezeichnen kann. Gerade die Genesung des Belgiers, in dessen Umfeld man über Borussia bekanntlich zu lachen pflegt, schien Anlass zur Sorge zu bieten. Aber wirklich Sorgen musste Borussia in dieser Partie nur kurzfristig haben. Vor der Halbzeitpause hatte Wolfsburg seine stärkste Phase. Borussias Abwehr, die bis dahin wenig gefordert war, wirkte für einen kurzen Moment zappelig. In der Anfangsphase hatte Borussia das Spiel dominiert, sehenswert kombiniert und einige Halbchancen herausgespielt. Später hatten sich zwei gute Teams neutralisiert.

Nach der Pause bot sich ein anderes Bild: Wolfsburg tat nichts mehr fürs Spiel, wirkte müde. Timm Klose musste gar von Krämpfen geplagt vom Platz. Das Euro-League-Spiel gegen Neapel schien doch seinen Tribut zu fordern. Borussia nutzte das aus, um den Druck zu erhöhen. Die Chancen wurden größer, die Effizienz ließ allerdings, wie schon so manches Mal in dieser Rückrunde, zu wünschen übrig. Dann kam die 90. Minute.

Mit dem Sieg gegen den Tabellenzweiten im Rücken kann Borussia voller Optimismus in die letzte Phase einer fantastischen Saison starten. Selbst die Nachricht, dass Kapitän und Abwehrchef Martin Stranzl in dieser Saison nicht mehr wird spielen können, kann diese Prognose nicht schwer erschüttern. Roel Brouwers beweist sich seit Wochen als guter Ersatz. Zwar hat er nicht ganz die Präsenz, die der Österreicher auf den Platz bringt, Brouwers hat seine Leistung aber von Spiel zu Spiel stabilisiert. Gegen Wolfsburg beeindruckte er sogar mit Impulsen für das Aufbauspiel. Brouwers wird völlig zu Recht mit einem neuen Vertrag belohnt, beide Seiten können froh sein, einander zu haben. Der bald dienstälteste Feldspieler Borussias wird in der kommenden Saison, in der es definitiv mehrere Europapokalspiele geben wird, mit Sicherheit wieder gebraucht.Tony Jantschke wird seinen Infekt bis zum nächsten Spiel überwunden haben, wenngleich auch er von Julian Korb ohne sichtbare Qualitätseinbußen vertreten wurden. Auch Korb schaltete sich ungewohnt oft ins Offensivspiel ein und hätte um ein Haar einen Assist verbucht, als er Kruse mit einem klugen Pass in den Strafraum bediente. 

Borussia ist jetzt in einer komfortablen Situation. Die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation ist eingetütet. Platz drei ist aus eigener Kraft zu erreichen – wobei sich das Team sogar den Luxus eines Punktverlustes in Berlin oder Bremen leisten kann, solange es den direkten Vergleich gegen Leverkusen nicht verliert. Dass so etwas immer passieren kann, zeigt das Spiel vom vergangenen Freitag in Frankfurt, wo Borussia die eigene Überlegenheit nicht in Zählbares ummünzen konnte und sich offenbar zu sicher fühlte, so dass sie am Ende mit einem Punkt noch gut bedient war. In Berlin trifft Borussia auf fast den einzigen Gegner, für den es um nichts mehr geht. Klar ist: Borussia tut gut daran, die Gedanken an Leverkusen vorerst beiseite zu schieben und getreu dem Favreschen Mantra Nr.3* auch weiterhin „nur von Spiel zu Spiel“ zu schauen.

*bevor Nachfragen kommen: Nr. 1 ist ist „es wird schwääär“, Nr. 2 „vergessen Sie nicht, wo wir herkommen“