“I joined the foreign legion to forget…” singt der wundervolle Neil Hannon auf einem der Höhepunkte der jüngsten CD der Band Divine Comedy. Würden Gladbachfans ähnlich reagieren, dann hätte die Fremdenlegion schon zur Halbzeit des heutigen Spiels einen Rekordzuspruch von grün-weiss-schwarz gekleideten Menschen erhalten, denn in jenen 45 Minuten gab es jede Menge zu vergessen.

 Dabei fing es alles gar nicht so schlecht an. Trainer Schubert hatte wieder mal kräftig rotiert und mit  Hermann, Hofmann, Jantschke und Raffael vier neue Spieler für Hahn, Hazard, Johnson und Korb gebracht. Die Borussia presste zu Beginn des Spieles relativ hoch und kam auch durchaus zu gefährlichen Angriffen. Vor allem Hermann konnte auf der rechten Seite mehrfach mit Platz in Strafraumhöhe gelangen vergab aber zunächst mit schwachen Hereingaben möglich Chancen bevor er dann in der 12. Minute mit einer guten Flanke Strobl die Gelegenheit zur ersten Borussia-Chance gab; der Kopfball ging jedoch über das Tor.

Just als man glauben konnte, vielleicht doch mal wieder einen guten Auswärtsauftritt der Fohlenelf erleben zu dürfen, gab es die kalte Dusche: ein im Mittelfeld verlorener Ball wurde an Mitchell Weiser geleitet, der aus halbrechter Person eine sehr gefühlvolle Flanke auf Kalou spielte, dessen platzierten Kopfball Sommer nicht mehr erreichen konnte. Wie so oft sah die Borussenabwehr alles andere als gut aus in dieser Situation, vor allem Elvedi stand viel zu weit vom Torschützen.

Das Tor hatte Wirkung, denn in den Folgeminuten kam fast gar nichts mehr von der Gastmannschaft. Statt dessen entwickelte sich innerhalb weniger Minuten eine Tragikkomödie, wie sie nur Mannschaften widerfährt, bei denen es eh schon nicht so gut läuft: In der 30. Minute kam es zu einem unglücklichen Zweikampf zwischen Herrmann und Ibevisivic, bei dem sich der Gladbacher so schwer verletzte, dass er vom Platz musste. Die Borussia brauchte relativ lang um mit Johnson den Ersatz vorzubereiten, und bevor dieser auf das Spielfeld betrat, war es auch schon geschehen: Elvedi versuchte aus dem Strafraum zu klären, traf nur den Rücken von Vestergaard, von dem der Ball zu Kalou abprallte, der elegant zum 2:0 verwandelte. Als ob das nicht genug des Unglücks für den VFL gewesen wäre, gab es wenig später noch die gelb-rote Karte für Kramer nach  einem komplett unnötigem Frust-Tackling im Mittelfeld. Man fühlte sich irgendwie an die Szene aus der “Nackten Kanone” erinnert in der der O.J. Simpson zunächst den Kugelhagen  einer Reihe von Gangstern erfährt sich dann beim Fallen mehrfach stöβt, die Hand am Ofen verbrennt und zu guter Letzt vom Bord des Schiffes fällt, auf dem sich all dies abspielt.

Die Hertha führte komfortabel mit 2:0 gegen 10 Mann, ohne dass die Hauptstädter besonders viel dafür hatten tun müssen. Das Spiel war entschieden und eine deftige Klatsche für die Borussia schien durchaus möglich. Das diese nicht zustande kam, lag vor allem daran, dass die Hertha in der zweiten Halbzeit aus einem eh schon nicht sonderlich aktivem Modus noch mal 2 Gänge zurückschaltete. Trotz Minderzahl konnte die Borussia somit sogar zu einer Reihe von gar nicht schlechten Chancen durch Johnson und auch Stindl gelangen. Aber dies war einfach nicht der Tag für irgendwelche Wunder. Statt dessen erzielte Kalou nach einer schönen Berliner Kombination kurz vor Schluss noch seinen nicht ganz lupenreinen Hattrick.

Man könnte dieses Spiel unter “dumm gelaufen” abheften, auf die guten Ansätze zu Beginn verweisen, die Moral der Mannschaft in Halbzeit 2 hervorheben, aber das ginge am Thema vorbei: Fakt ist, dass man seit dem 4:1-Sieg an gleicher Stelle vor mehr als einem Jahr auswärts in der Liga kaum noch etwas gerissen hat. Fakt ist auch, dass 2 Punkte und 0:9 Tore aus den letzten 5 Ligaspielen synonym mit dem Wort “Krise” sind und der Blick in der Tabelle nun erstmal nach unten geht. Es ist zu hoffen, dass man in den nächsten Tagen nicht nur die üblichen Verdächtigen “Verletztenliste, viele Spiele, Pech, gucken wir wir herkommen” bemüht sondern beginnt ernsthaft zu analysiseren was bei der Borussia zur Zeit wirklich schief läuft.