Nun ist es also offiziell: Dieter Hecking wird Nachfolger von André Schubert als Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach. Der 52-jährige aus dem illustren Castrop-Rauxel war zuletzt beim VFL Wolfsburg tätig, wo er im Oktober dieses Jahres nach nur einem Sieg in den ersten 7 Spielen entlassen worden war.

Für Hecking schliesst sich damit ein Kreis, denn die Borussia war seine erste Station als Profispieler. Von 1983-85 spielte er neben Gröβen wie Uwe Rahn, Michael Frontzeck und Christian Hochstätter unter Trainer Jupp Heynckes für die Fohlen, kam dabei aber insgesamt nur zu 6 Einsätzen als Stürmer, in denen er keinen Treffer verbuchen konnte. Den Groβteil seiner Spielerkarriere verbrachte er in der 2. Liga wo er unter anderem für Hessen Kassel, den VFB Leizpig und Hannover 96 spielte.

 Als Trainer hatte Hecking seinen ersten Erfolg als er 2002 den VFB Lübeck in die zweite Liga führte; 4 Jahre später stieg er mit Alemannia Aachen in die Bundesliga auf, verliess den Verein dann aber schon nach 3 Spielen in der Saison 2006/7 um Hannover 96 zu übernehmen, wo er kurze Zeit später dann auch Christian Hochstätter als Sportdirektor wieder traf. Hecking führte die 96er ins gesicherte MIttelfeld der Liga und phasenweise in die Nähe der Europapokalplätze, aber der ganz grosse Erfolg blieb letztlich aus.

2009 übernahm Hecking den FC Nürnberg, den er in der Relegation vorm Abstieg bewahren konnte und dann in der Folgesaison auf einen beachtlichen 6. Platz führte. Wie schon in Aachen brach Hecking in Nürnberg seine Zelte während der Saison freiwillig ab und übernahm im Winter 2012/13 den VFL Wolfsburg, den er in der Rückrunde aus abstiegsgefährdeten Regionen immerhin noch auf Platz 10 führte. Zusammen mit Sportdirektor Allofs schien Hecking in den beiden Folgejahren den oft hinter den Erwartungen zurückbleibenden VFL endlich in die Regionen zu führen, die den finanziellen Voraussetzungen in Wolfsbug angemessen schienen. 2013/14 konnte man sich gegen die Borussia im Kampf um Platz 5 durchsetzen, im Jahr drauf spielte der VFL die nach der Meisterschaft 2009 beste Bundesligasaison überhaupt. Mit einem zweiten Platz in der Liga und dem Gewinn des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund war dies der bisherige Höhepunkt Heckings Karierre, der dafür vom Kicker auch zum Trainer des Jahres gewählt wurde.

Die Saison 2015/16 war dann ein herber Rückschlag für die Wolfsburger und ihren Trainer. Man konnte Superstar de Bruyne nicht halten und spielte in der Liga nur eine untergeordnete Rolle, was letzten Endes Platz 8 bedeutete. In der Champions-League lief es besser, dort schied man nach einem sensationellem 2:0 Hinspiel Sieg erst gegen Real Madrid im Viertelfinale aus. Trotzdem hatte Heckings Ruf einen Knacks erhalten und er hatte nicht genug Kredit bei den Verantwortlichen um eine Negativserie von 6 sieglosen Spielen zu überleben.

Nach Borussias überraschendem plötzlichen Tief der letzten Monate war Dieter Hecking zuletzt ein offensichtlicher und häufig genannter Kandidat als möglicher Schubert-Nachfolger. Zum Teil ist es wohl gerade dieser Mangel an Überraschung der dazu führt, dass die Borussia-Anhänger in den sozialen Netzwerken wenig euphorisch auf die Entscheidung für Hecking reagieren. Max Eberl hat 2011 mit der Wahl Lucien Favres als Trainer sowie bei einer Reihe von Spielerverpflichtungen immer wieder mit Namen überraschen können, die keiner in der Presse auf dem Radar hatte, so dass es wohl hier und da Träume von irgendeinem verkannten Trainer-Genie aus der zweiten tschechischen Liga (oder ähnlich) geben haben mag oder aber auch von dem ganz grossen Namen Marke van Gaal gesponnen wurde.

Der oft etwas knurrig wirkende erfahrene Hecking wirkt in einer Liga die gerade  von den jungen Wilden wie Hasenhüttl oder Nagelsmann aufgemischt wird jetzt sicherlich nicht als „cool“ oder „hip“. Aber nur weil eine Entscheidung das Überraschungmoment entbehrt und langweilig wirken mag, macht sie das lang noch nicht falsch. Das Team der Borussia litt in letzter Zeit ja eher an einem Übermass taktischer Experimentiererei und braucht im Moment vor allem wieder Struktur und eine Besinnung auf das Wesentliche. Die Verpflichtung eines bewährten Trainers mit hoher fachlicher Kompetenz verspricht da genau die Stabilität die zuletzt fehlte.

Obwohl jetzt erstmal Winterpause ist, bleibt dem neuen Gladbach-Coach nicht allzuviel Zeit das Team auf die Rückrunde vorzubereiten. Man hat weniger als 3 Wochen Vorbereitung bevor es am 21.Januar 2017 in Darmstadt schon weitergeht. Für die Champions-League verwöhnte Borussia sollte dabei das erste Ziel sein, sich sobald wie möglich von den Abstiegsrängen wegzubewegen und ins Mittelfeld der Liga zurückzukehren. Es bleibt zu hoffen, dass Dieter Hecking, auch wenn er nicht jedermanns bevorzugte Trainerwahl sein mag, dabei die volle Unterstützung von Verein und Fans erhält und die faire Chance bekommt, die jeder neue Trainer verdient hat.