Nach der euphorisierenden Nacht von Florenz bleibt weder der Mannschaft, noch dem Trainer noch den Fans Zeit, den Sieg zu genießen und die Ereignisse sacken zu lassen. Der nächste Gegner wartet: Borussia trifft am Sonntag im nächsten Auswärtsspiel auf den FC Ingolstadt. Zwar ist Ingolstadt derzeit mit nur 18 Punkten Tabellenvorletzter und auch nicht gerade heimstark (letzter Platz der Heimtabelle mit nur 8 Punkten). Unterschätzen darf man diesen Gegner dennoch nicht: Immerhin zeigt die Tendenz klar aufwärts, wie ein Mittelfeldplatz in der Rückrundentabelle und der Sieg letzte Woche in Frankfurt belegen.

Glaubt man den Ankündigungen von Ingolstadts Trainer Maik Walpurgis, erwartet die Gladbacher ein vollkommen anderes Spiel als in Florenz: Man wolle nicht so passiv spielen wie Florenz, sich nicht verschanzen, sondern mutig nach vorn agieren, hoch ins Pressing gehen und vor allem der Gladbacher Offensive durch gute Organisation der Defensivarbeit keinen Raum zur Entfaltung geben, so das wenig überraschende Statement des gegnerischen Trainers. Das beschreibt ziemlich gut die Ingolstädter DNA, geprägt von Ralph Hasenhüttl, unter Markus Kauczinski ein wenig in den Hintergrund getreten, von Maik Walpurgis aber wieder etabliert. Personell kann Ingolstadts Trainer fast aus dem Vollen schöpfen, lediglich die Offensive stellt sich aufgrund der Sperre des Ex-Gladbachers Leckie und der Verletzung von Moritz Hartmann eher von selbst auf. In der Defensive wird der andere Ex-Gladbacher in den Reihen des Gegners, Tobias Levels, wohl zunächst auf der Bank Platz nehmen.

Bei Borussia fallen nach wie vor Doucouré, Marvin Schulz und Traoré aus, hinzu kommt Thorgan Hazard, der nach Auskunft von Dieter Hecking wohl mindestens eine Woche pausieren muss. Eine genaue Diagnose steht aber noch nicht fest. Ansonsten sind alle an Bord, allerdings sicherlich in Teilen körperlich und vielleicht auch mental erschöpft. Der Grat zwischen dem angestrebten Mitnehmen der Euphorie in die Bundesliga einerseits und dem drohenden Loch, in das man nach solchen Ereignissen manchmal fällt, ist schmal. Dieter Hecking hat deshalb in der Pressekonferenz zurecht darauf hingewiesen, dass man nicht immer einen Rückstand aufholen könne und dass es ihm deshalb am liebsten wäre, die Mannschaft würde auch einmal souverän 2:0 in Führung gehen.  Exakt so ein Spielverlauf wäre für Sonntag optimal, ist es doch bei unweigerlich nachlassenden Kräften einfacher, einen Vorsprung zu verwalten als einem Rückstand hinterherlaufen zu müssen. Mit welchem Personal die Aufgabe angegangen wird, ließ Hecking – auf der Pressekonferenz mit dem Schlagwort „Rotation“ konfrontiert – ausdrücklich offen. Vermutlich wird in der Defensive Kontinuität praktiziert werden, wohingegen sich in der Offensive vielleicht erstmals ausreichend Alternativen bieten: Insofern wäre es wohl keine Sensation, wenn anstelle von Herrmann, Hofmann und dem ohnehin ausfallenden Hazard am Sonntag Raffael, Hahn und Johnson beginnen, die am Donnerstag allesamt nicht oder nur kurz gespielt haben.

Wer auch immer spielt – es wird darauf ankommen, einerseits das körperliche Spiel der Ingolstädter anzunehmen und andererseits dennoch die eigene spielerische Überlegenheit zur Geltung zu bringen. Gelingt das, steht einer Fortsetzung der Serie unserer seit Dieter Heckings Amtsantritt unbesiegbaren Auswärtsgötter nichts im Wege.

 

Denkbare Aufstellungen

Borussia: Sommer - Jantschke, A. Christensen, Vestergaard, Wendt - Kramer, Dahoud - Hahn, F. Johnson - Raffael, Stindl

Ingolstadt: Hansen - M. Matip, Tisserand, Bregerie - Hadergjonaj, Cohen, Morales, Suttner - P. Groß, A. Jung - Lezcano

 

Der Seitenwahl-Tipp:

Uwe Pirl: Es wird ein zähes Spiel. Die Euphorie von Florenz und das neu erarbeitete Selbstvertrauen schlagen dabei die Ermüdung. Borussia gewinnt 1:0.

Michael Hein:en: Auswärts ist Borussia traditionell eine Macht. Auch in Ingolstadt setzt sich das mit einem 2:1-Sieg fort.

Christian Spoo: Etwas ausgepumpt vom Florenz-Spiel findet Borussia nicht ganz zur Form von Donnerstag. Deswegen reicht es in Ingolstadt nur zu einem 1:1.

Thomas Häcki: Zwei Dinge kann die Borussia im Moment: Auswärts und den Schwung vom Donnerstag mitnehmen. Insofern gibt es einen knappen aber zufriedenstellenden 2:1 Sieg bei den Bayern.

Claus-Dieter Mayer: Diesmal sind die Schanzer schanzenlos; mit einem unspektakulärem 2:0 Sieg beendet die Borussia die düstere Serie von einer Liga-Niederlage in Folge.