Eine Woche nach dem vogelwilden 3:5 in Hoffenheim musste Borussia mit einem 2:3 gegen den BVB den nächsten Rückschlag auf dem erhofften Weg nach Europa hinnehmen. Nach einer indiskutablen 1. Halbzeit reichte die Steigerung nach dem Seitenwechsel und eine zwischenzeitliche 2:1-Führung nicht für einen Punktgewinn gegen die insgesamt deutlich besseren und überlegenen Gäste.

Die wirkten von der ersten Minute an hellwach und gewillt, das vermeintlich schwierige Auswärtsspiel siegreich zu bestreiten. So dauerte es nur rund 10 Minuten bis ein katastrophaler Ballverlust von Christensen den Bald-Dortmunder Dahoud in Bedrängnis brachte und dieser Pulisic knapp außerhalb des Strafraums zu Fall brachte. Zum Entsetzen aller zeigte Wolfgang Stark auf den Elfmeterpunkt und ermöglichte Marko Reus so ein weiteres Tor gegen seinen Ex-Klub.

Wenig später hätte der BVB nach Foul von Strobl an Sahin einen (eher berechtigten) Elfmeter bekommen können. Aber auch so gab es genügend Möglichkeiten für die Westfalen, noch in Halbzeit 1 den Deckel auf die Partie zu machen. Doch die verunsicherte Gladbacher Defensive konnte mit viel Glück und Sommer weitere Gegentore verhindern. Stattdessen stand es dann urplötzlich sogar 1:1. Lars Stindl nutzte eine schöne Vorlage des ansonsten ziemlich blassen André Hahn zum höchst schmeichelhaften Ausgleich.

Aus der Kabine kamen die Borussen dann entschlossener und nahmen endlich aktiv an der Partie teil. Schon in Minute 48 führte dies zur 2:1-Führung und der Hoffnung, diese kuriose Begegnung vielleicht sogar gewinnen zu können. Da hatte Thomas Tuchel aber etwas gegen, denn nach 57 Minuten brachte er Toptorjäger Aubameyang, der nur wenig später den Ausgleich wiederherstellte.

In der Folgezeit gestaltete sich die Partie offen, aber mit zunehmenden Vorteilen für den BVB, der seinem Gegner in fast allen Belangen haushoch überlegen wirkte. Angesichts des späten Zeitpunkts des finalen Treffers zum 3:2 durch Guerreiro war die Niederlage zwar ein Stück weit unglücklich. Sie war aber angesichts der Gesamtleistung beider Mannschaften mehr als überfällig.

Borussia kann allerhöchstens das Bemühen in Halbzeit 2 zugute gehalten werden, in der man zumindest kämpferisch mitzuhalten verstand. Defensiv wurden aber dieselben Schwächen wie in den letzten Wochen offenbar, die auf allerhöchstem Niveau von Leuten wie Reus oder Aubameyang sofort bestraft werden. Im Offensivspiel zeigt sich der enorme Qualitätsabfall beim Ausfall von Raffael und auch Hazard. Mit Hahn und Hofmann müssen – mangels besserer Alternativen – Spieler ran, die zumindest derzeit nicht die Qualität mitbringen, um den Verlust der Top-Leistungsträger adäquat kompensieren zu können. Dem zuletzt vielfach stark kritisierten Hahn sei immerhin zugute gehalten, an beiden Treffern wesentlichen Anteil gehabt zu haben. Trotzdem ist er in dieser Saison meilenweit von der Form entfernt, mit der er die Fohlenelf zum Ende der vergangenen Spielzeit in die Champions League schoss.

Eine Einzelkritik wäre nach diesem Abend aber unfair, denn es war insgesamt eine höchst geschlossene Mannschaftsleistung – nur leider auf sehr überschaubarem Niveau. Mit europäischen Ansprüchen hat dies leider nicht viel zu tun. Zumindest in den Partien gegen die Top4 der Liga zeigen sich die qualitativen Defizite der ersatzgeschwächten Borussia, die auf diesem hohem Niveau nicht wirklich mithalten kann. Die sonstigen Leistungen und Ergebnisse in der Rückrunde gegen schwächere Gegner fielen aber oft besser aus, sodass vor den letzten vier Spielen bei nur zwei Punkten Rückstand auf Platz 7 noch nicht sämtliche Hoffnungen auf die Europa League aufgegeben werden müssen. Die heutige Leistung war aber definitiv zu wenig für derlei Träume und könnte selbst den nicht minder großen Traum vom Pokalfinale platzen lassen. Am kommenden Dienstag wird die Mannschaft von Dieter Hecking gegen Eintracht Frankfurt daher mehr bieten müssen.

Borussia: Sommer – Elvedi (81. Korb), Christensen, Vestergaard, Wendt – Strobl, Dahoud (65. Benes) – Traoré (71. Herrmann), Hofmann, Stindl – Hahn

Dortmund: Bürki – Ginter, Bender, Schmelzer – Durm, Castro, Sahin (22. Merino), Guerreiro – Pulisic, Dembelé (87. Mor) – Reus (57. Aubameyang)

Tore: 0:1 (10.) Reus, 1:1 (43.) Stindl, 2:1 (48.) Schmelzer (Eigentor), 2:2 (59.) Aubameyang, 2:3 (87.) Guerreiro

Gelbe Karten: Dahoud, Elvedi – Merino, Bürki