Nach dem die Borussia zwischen 1987 und 2015 28 Jahre lang nicht im Weserstadion gewinnen konnte, scheint sie so allmählich eine Vorliebe für die Reisen in die Hansestadt zu gewinnen. Das souveräne 2:0 am heutigen Abend war der dritte Auswärtssieg in Bremen in den letzten 4 Spielzeiten und der einstige Angstgegner war an diesem Tag mehr Angst (vor dem Abstieg, der in dieser Verfassung droht) als ernstzunehmender Gegner.

Dieter Hecking nahm im Vergleich zum Spiel gegen Hannover nur eine einzige Änderung vor: Der Schweizer Zakaria erhielt den Vorzug vor Youngster Michael Cuisance. Die Borussia dominierte das Spiel von Beginn an mit Ballbesitzanteilen im 70%-Bereich. In den ersten 20 Minuten gab es aber dabei relativ wenig Zug zum Tor und einige schlampige Abspiele in Strafraumnähe verhinderten, dass man zu nennenswerten Torchancen gekommen wäre. Das änderte sich in der 24. Minute, als Raffael nach schönem Pass von Kramer frei zum Schuss kam und nur das Außennetz traf. 2 Minuten war es Hazard, der in ähnlicher Position frei vor Pavlenka auftauchte. Der Bremer Keeper konnte zwar mit  guter Fußabwehr das Tor vorerst verhindern, aber der hohe Abpraller landete bei Stindl, der mit einer formidablen Aufführung der “Cruyff-Drehung” Bauer ausspielte und dann ebenso brilliant aus spitzem Winkel den Ball ins lange Eck zirkelte.

Die Borussia setzte nach und kam nach einer Wendt-Ecke nur 7 Minuten später durch einen gut platzierten Vestergaard-Kopfball zum 2:0, was gleichzeitig auch die Vorentscheidung war. Die erschreckend schwachen Bremer hatten zwar kurz vor dem Halbzeitpfiff nach einem Freistoß noch eine Riesenchance, als Delaney den Ball 6 Meter vor dem Tor in den Bremer Abendhimmel jagte, wirkten aber ansonsten extrem harmlos.

In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel offener, weil die Bremer nun mehr nach vorn tun mussten. Dies spielte zunächst in die Hände der Borussia, der sich eine Reihe guter Konterchancen boten, die aber nicht genutzt werden konnten. Nach dem Kramer in der 56. Minute mit einem unaufmerksamen Pass zu einem gefährlichem Gegenangriff eingeladen hatte, gab es eine kurze Phase Bremer Überlegenheit, aber insgesamt blieb Werder auch in Halbzeit 2 vieles schuldig, so dass die Borussia die Partie letztendlich relativ souverän zu Ende spielen konnte und es spätestens bei einem Pfostenkopfball von Stindl kurz vor Schluss eigentlich zum 3:0 hätte kommen müssen.

Einen Sieg bei einem indisponierten Abstiegskandidaten sollte man sicher nicht überbewerten, aber insgesamt war dies wohl der bisher beste Auftritt der Borussia in dieser Spielzeit, bei dem ein Sieg auch endlich mal wieder mit einer ansprechenden Leistung einherging. Bester Mann bei der Borussia an diesem Abend war übrigens  Thorgan Hazard, der an fast allen guten Aktionen mitbeteiligt war. Es wäre zu hoffen, dass der Belgier diese Form mal über längere Zeit bestätigen kann. Borussia steht nun nach 8 Spieltagen auf einem achtbaren 5. Platz und kann nach einigen Wochen der Selbstzweifel zunächst wieder etwas positiver in die Zukunft schauen.

Statistik:

Werder: Pavlenka-Moisander, Sané, Veljkovic (46. Hajrovic),-Augustinsson (80. Eggestein), Bargfrede (46. Kainz), Bauer – Delaney, Junuzovic, Belfodil, Bartels

Borussia: Sommer-Wendt, Vestergaard, Ginter, Elvedi-Kramer, Zakaria – Johnson (74. Traoré), Hazard (88. Grifo) – Stindl, Raffael (83. Cuisance)

Tore: 0:1 Stindl (27.), 0:2 Vestergaard (34.)