FSV Mainz

Wo kommen sie her?

War es früher mal eine Fan-Freundschaft, die den FSV Mainz mit der Borussia Verband ist es heutzutage vielleicht eher die Neigung, sich in der französischen Ligue 1 nach neuen Spielern umzuschauen. Nicht zuletzt den so gewonnenen Zugängen Moussa Niakhaté in der Abwehr und vor allem Torjäger Mateta im Sturm (14 Tore) hatte es der FSV zu verdanken, dass die abgelaufene Saison erheblich ruhiger und harmonischer verlief als die von internen Querelen, Abstiegskrampf und Anti-Fußball geprägte Spielzeit 17/18. Es lief nicht immer alles rund (nicht nur bei den Bayern, sondern auch in Gladbach wurde Mainz ziemlich demontiert) aber insgesamt schaffte es Sandro Schwarz in seinem zweiten Jahr wieder mehr Spielkultur zu etablieren, wobei er meist mit einer Mittelfeldraute agieren ließ, ein Spielsystem, das gerüchteweise ja auch andere Bundesligisten erwägen. Als Belohnung wurde im Februar der Vertrag des Trainers verlängert und das ausgerechnet während einer Niederlagenserie und der wohl schwächsten Saisonphase, ein klares Statement dafür, wie sehr die Vereinsführung von Schwarz überzeugt ist. Insgesamt geriet Mainz nie in Abstiegsgefahr (Platz 13 war die niedrigste Platzierung) und landete zum Schluss im sicheren Niemandsland der Liga mit 15 Punkten vor dem Relegationsplatz und 12 Punkte hinter Platz 6.

Was passiert gerade?

Bislang verlief die Transferperiode der Mainzelmänner ziemlich unspektakulär. Prominenteste Abgänge sind Antony Ujah (zu Union Berlin) und Rene Adler (Karriereende). Teuerster Neuzugang ist der Schweizer Nationalspieler Edimilson Fernandes von West Ham United (in der letzten Saison allerdings nach Florenz ausgeliehen) fürs Mittelfeld. Wieder mal aus Frankreich kommt der 21-jährige Rechts-Verteidiger Ronaël Pierre-Gabriel vom AS Monaco, während der bislang nur ausgeliehene Aarón Martín nun endgültig vom Espanyol Barcelona nach Mainz wechselt. Stürmer Dong-won Ji kam ablösefrei vom FC Augsburg, erlitt aber bei einem Testspiel eine Knieverletzung, die ihn wohl für mehrere Monate außer Gefecht setzen wird. Da ein Unglück selten allein kommt, zog sich Jean-Philippe Mateta vor einigen Tagen einen Meniskusriss im Knie zu und muss ebenfalls für mindestens 3 Monate pausieren, sodass die Mainzer auf einmal in der Offensive doch noch einmal nachlegen müssen.

Wo gehen sie hin?

Stolze 10 Jahren hält sich der FSV nun schon in der Bundesliga, aber wie meist wird – insbesondere nach dem Ausfall Matetas – der Blick erstmal nach unten gehen und die primäre Ambition sein, nichts mit dem Abstieg tun zu haben. Mit Blick auf das Gesamtkonstrukt von Trainer, Kader und sportlicher Führung ist dies auch ein realistisches Ziel. Etwas schwieriger wird es, wenn man sich fragt, welche Rolle Mainz eigentlich langfristig in der Liga spielen will. Der Sprung ins obere Tabellendrittel kann in einem besonders guten Jahr zwar mal gelingen (wie 10/11 oder 15/16), wird aber angesichts der finanziellen Mittel eher die Ausnahme sein. Man hat weder das Umland wie der FC Augsburg noch den Status eines alternativen Kultvereins wie der SC Freiburg oder Union Berlin. All dies spiegelt sich in den Zuschauerzahlen wider: mit 77% Auslastung liegt man auf dem vorletzten Platz innerhalb der Liga (letzter ist Hertha BSC, aber die müssen auch die Riesenschüssel Olympiastadion füllen) und das bei einem Stadion, das sowieso nur 34 Tausend Menschen fasst. Die Frankfurter Rundschau fasste das Identitäts-Problem der Mainzer kürzlich schön in der Überschrift „FSV Mainz 05: Ein cooler Klub - aber irgendwie nicht sexy genug“ zusammen. Aber egal, ob sexy oder nicht, wir glauben, dass der FSV auch seine elfte Ligasaison in Folge gut übersteht und am Ende zwischen Platz 12-15 landet.

Claus-Dieter Mayer

 

SC Freiburg

Wo kommen sie her?

Aus einer relativ typischen Saison des SC Freiburg der letzten Jahre. Die Breisgauer waren immer in der zweiten Tabellenhälfte angesiedelt, meist im hinteren Drittel. Sie waren immer latent im Abstiegskampf, aber – aufgrund der Schwäche von Nürnberg, Hannover und Stuttgart – nie wirklich akut gefährdet. Dabei war die Mannschaft aufgrund des gezeigten Engagements und einer gewissen Kompromisslosigkeit in der Vorgehensweise stets ein unangenehmer Gegner, insbesondere für Mannschaften mit Schönspielermentalität, wie Borussia Mönchengladbach in der letzten Saison phasenweise eine hatte. Neben dem Platz bemüht man sich nach Kräften – ungeachtet der hochprofessionellen Arbeit, die in Freiburg geleistet wird – das Image des sympathischen Underdogs aufrecht zu erhalten. Das – unverwechselbare - Gesicht des Vereins ist ohne Zweifel der Trainer Christian Streich, der in dieser Form – mit seinem Engagement an der Seitenlinie, seinem bisweilen an der Grenze zur Nervensäge liegenden Auftreten, wenn es um (vermeintliche) Ungerechtigkeiten geht und mit seinen wohltuend klaren Statements zur Welt außerhalb des Fußballs – wohl nur in Freiburg denkbar ist.

Was passiert gerade?

Nicht allzuviel. In Freiburg herrscht relativ viel Konstanz – dem Sportklub wird in dieser Transferperiode mal nicht die halbe Mannschaft weggekauft. Schwerwiegende Abgänge sind lediglich Florian Niederlechner (Augsburg), der allerdings im Laufe der letzten Saison seinen Stammplatz an Luca Waldschmidt verloren hatte, und Vincenzo Grifo, der nach dem Ende seiner Ausleihe wieder nach Hoffenheim zurückkehrte. Insbesondere der Abgang von Grifo könnte schmerzen, trat dieser doch in der Rückrunde mit 6 Toren in 16 Spielen in Erscheinung und konnte 5 weitere Tore vorbereiten. Gerüchte über einen Abgang von Luca Waldschmidt gibt es hin und wieder – allerdings hat der Spieler ein relativ eindeutiges Bekenntnis zum Verein abgegeben und angesichts einer Vertragslaufzeit bis 2022 gibt es auch für den Verein keinen Anlass zu hektischer Betriebsamkeit.
Die Zugänge sind bisher überschaubar: Neben einigen Leihrückkehrern und aufrückenden Nachwuchsspielern sind es traditionell eher junge Spieler, die nach Freiburg gehen, um sich dort zu entwickeln – so auch in diesem Jahr: Woo-Yeong Jeong (19, FC Bayern II) und Luca Itter (20, Wolfsburg) passen in dieses Raster. Jonathan Schmid (Augsburg) und der zweite Koreaner Chang-Hun Kwon (Dijon) fallen etwas aus diesem Raster heraus.

Wo gehen sie hin?

Wie immer lautet die Zielsetzung Klassenerhalt. Das sollte angesichts der nicht gerade furchterregenden Transferaktivitäten von Konkurrenten wie Union Berlin, Paderborn, aber auch Düsseldorf, Mainz und Augsburg sowie einer weitgehend eingespielten eigenen Mannschaft mit einer Achse von erfahrenen Spielern wie Schwolow, Heintz, Frantz und Petersen plus einigen vielversprechenden Talenten im Kader zu schaffen sein. Wenn nicht, wird in Freiburg die Welt auch nicht untergehen, sondern man wird den alten Finke-Spruch wieder auspacken, nach dem in Freiburg Misserfolg ab Platz 4 der zweiten Liga anfängt …

Uwe Pirl

 

FC Augsburg

Wo kommen sie her?

Aus einer für Augsburger Verhältnisse turbulenten Saison, die nur aufgrund der eklatanten Schwäche von Nürnberg, Hannover und auch Stuttgart nicht in der zweiten Liga endete. Neben den sportlichen Schwierigkeiten, die sich auch in einigen ungewöhnlich hohen Niederlagen manifestierten, gab es jede Menge Theater. Das begann schon mit der an sich üblichen, dann aber doch ungewöhnlich langen und nicht mehr hinnehmbaren Verspätung von Caiuby sowohl zum Saisonstart als auch zum Rückrundenauftakt, setzte sich fort mit der öffentlichen Kritik von Hinteregger und Gouweleeuw am damaligen Trainer Baum und gipfelte in dessen Entlassung zusammen mit dem gerade verpflichteten Co-Trainer Jens Lehmann und dem technischen Direktor Schwarz. Hinzu kamen öffentliche Scharmützel zwischen Manager Stefan Reuter mit den Verantwortlichen des Getränkevertriebskombinats aus Salzburg bzw. dessen deutscher Vertriebsniederlassung, die auch nicht zur Beruhigung der Lage beitrugen (auch wenn natürlich jeder, der sich mit den Leuten von Red Bull streitet, grundsätzlich erstmal recht hat). Am Ende schaffte es der neue Trainer Martin Schmidt immerhin, soviel neuen Schwung zu verbreiten, dass mit Siegen in Frankfurt und gegen Stuttgart der Klassenerhalt gesichert werden konnte, bevor die Mannschaft am letzten Spieltag gegen Wolfsburg mit 1:8 geradezu unterging. Gerade einen Trainer wie Schmidt, der viel Wert auf Motivation in der Mannschaft legt, dürfte dieses Abschenken des letzten Spiels durch sein Team besonders geärgert haben.

Was passiert gerade?

Der Verein bemüht sich, die Baustellen im Kader zu schließen. Wesentliche Abgänge sind Martin Hinteregger, Jonathan Schmid, Ja-Cheol Koo, Dong-Won Ji und Konstantinos Stafylidis, alles mehr oder weniger Stammkräfte der letzten Saison, sowie der in der Rückrunde aus Hoffenheim ausgeliehene Torwart Gregor Kobel. Ungeklärt ist die Zukunft von Caiuby, der nach dem Ende einer Leihe an Grashoppers Zürich eigentlich wieder beim FCA unter Vertrag steht, jedoch nicht ins Training eingestiegen ist. Neu sind der Brasilianer Iago als Linksverteidiger, Carlos Gruezo für das defensive Mittelfeld, Ruben Vargas aus der Schweiz für die linke Außenbahn, Florian Niederlechner aus Freiburg sowie Noah Sarenren Bazee für die rechte Außenbahn, der aus Hannover kommt. Fest verpflichtet werden konnte der in Gladbach bestens bekannte Reece Oxford, in der letzten Rückrunde bereits auf Leihbasis in Augsburg. Die größte Baustelle war bis vor kurzem das Tor, wo mit Giefer und Luthe nur Kandidaten der Kategorie „mit Abstrichen bundesligatauglich“ zur Verfügung standen, nun aber mit dem Tchechen Tomas Koubek von Stade Rennes eine „große Lösung“ verpflichtet wurde. Wie in fast jeder Transferperiode wird über den Abgang von Philipp Max und/oder Michael Gregoritsch spekuliert. Bei beiden hakt es an der vom FCA geforderten Ablösesumme, weshalb Werder Bremen seine Pläne mit Gregoritsch bereits öffentlich beerdigt hat. Möglicherweise ist bei beiden Spielern aber noch nicht das letzte Wort gesprochen – angesichts bisher gezahlter Ablösesummen kann es gut sein, dass die Augsburger noch Transfererlöse brauchen.

Wo gehen Sie hin?

Das hängt davon ab, ob es Martin Schmidt gelingt, der umgebauten Mannschaft seinen Stil zu vermitteln, ihr also im wahrsten Sinne des Wortes „Beine zu machen“. Klappt das und entwickeln sich Talente wie Danso, Oxford, Felix Götze, Sarenren Bazee und insbesondere der bei der U21-EM auffällige Marco Richter weiter, ist die Mannschaft ohne Zweifel stark genug für das Mittelfeld der Bundesliga. Zu mehr reicht es nicht. Kann man dagegen die in der vergangenen Saison aufgetretenen Disziplinlosigkeiten nicht abstellen und andere Nebenkriegsschauplätze nicht bereinigen, wird man sich in Augsburg mit dem Abstieg beschäftigen müssen.

Uwe Pirl