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Nur gut, dass Fußballspiele keine Gefühle haben, die man verletzen könnte, denn sonst hätte die Partie der Borussia am Samstag gegen Eintracht Frankfurt allen Anlass, etwas beleidigt zu sein. Hatte sie denn nicht so schon einiges zu bieten? Der überraschende CL-Kandidat der Vorsaison gegen den der diesjährigen Spielzeit, ein furioses und auch kurioses 3:3 im Hinspiel, die Rückkehr von Amin Younes (und auch Martin Hinteregger) in den Borussia-Park und so weiter und so fort. Es war also absolut nicht nötig durch Verkündigung eines Trainerwechsels der Partie noch zusätzlich Aufmerksamkeit zu verschaffen. So wird es jetzt kommen, wie es die deutschen Fußball-Medien nun mal am liebsten haben: das Spiel an sich wird zur Nebensache, viel interessanter ist das fast Shakespearesche Drama um Verrat und Eifersucht, willkommen zur Adi Hütter-Show!

Man kann dabei davon ausgehen, dass der Hauptprotagonist selbst das allergeringste Interesse an dieser Inszenierung hat, sondern nun vielleicht sogar mehr als zuvor darauf brennt, die SGE in die Champions-League zu führen und den Verein auf dem Höhepunkt seines Wirkens dort zu verlassen (in etwa so wie die Ich-AG Hennes Weisweiler 1975 in Gladbach). Und zumindest bislang haben alle Ereignisse und Gerüchte rund um die Eintracht die Mannschaft wenig beeindruckt. In Dortmund und gegen Wolfsburg konnte man zuletzt Schlüsselspiele knapp aber trotzdem eindrucksvoll gewinnen. 7 Punkte beträgt der Vorsprung auf Platz 5 und nach der Borussia wartet auf die Eintracht in den letzten 5 Spielen ein durchaus machbares Restprogramm. Trotz der fabulösen Serie von 40 Punkten aus den letzten 17 Spielen bei nur einer Niederlage schaut man in Frankfurt dem Saison-Endspurt jedoch mit leichter Nervosität entgegen. Schon in den Jahren 2018 und 2019 schnupperte man dieser Saisonphase an der Champions-League, brach dann aber auf der Zielgeraden ein und dass die Bekanntgabe eines Trainerwechsels negativ wirken kann hat man nicht nur am eigenen Leib nach der Bekanntgabe des Wechsels von Niko Kovac zu Bayern 2018 erlebt, sondern auch beim Gegner aus Gladbach vor einigen Wochen beobachten dürfen.

Diese Gladbacher konnten sich in den letzten Wochen mit sieben Punkten aus 3 Spielen etwas konsolidieren, wobei die Gegner aus Gelsenkirchen, Freiburg und Berlin allerdings auch nicht aus der obersten Schublade kamen. Das Spiel am Samstag hat auch für die Borussia Schlüsselbedeutung. Die Konkurrenz aus Leverkusen und Dortmund hat Heimspiele gegen Abstiegskandidaten, da ist ein Sieg gegen die formstarke Eintracht fast schon Pflicht, will man sich die letzte Chance auf eine Europa-League-Qualifikation wahren. Die Hiobsbotschaft der Woche war, dass Kapitän Lars Stindl wegen einer Muskelverletzung vielleicht sogar länger ausfällt. Zusammen mit Christoph Kramer (5. Gelbe Karte) und Yann Sommer fehlt damit eine komplette Achse von erfahrenen Stammspielern. Die gute Nachricht ist, dass Nico Elvedi und Jonas Hofmann zurück in den Kader kehren. Vor allem der Schweizer Innenverteidiger wird dringend benötigt werden um gegen das Sturmduo Silva (23 Saisontore!) und Jovic möglichst wenig anbrennen zu lassen. Interessant wird es auch zu sehen wie die rechte Abwehrseite der Borussia mit Filip Kostic klarkommen wird. Der Gedanke, Hannes Wolf könnte dort eventuell vor Stefan Lainer agieren, verursacht auf jeden Fall spontan eher Bauchschmerzen.

Es ist wohl das erste Mal seit längerem, dass die Eintracht als Favorit nach Mönchengladbach anreist, was psychologisch ein Vorteil für die Heimelf sein könnte, bei der man auch hoffen darf, dass die Bekanntgabe des neuen Trainers jetzt endgültig die nötige Ruhe zurückkehren lässt. Auch der deutliche Formanstieg bei Schlüsselspielern wie Zakaria, Thuram und zuletzt auch Alassane Plea gibt Anlass zu verhaltenem Optimismus. Was aber auch immer am Samstag auf dem Platz passieren wird, die Hauptgeschichte wird mit großer Wahrscheinlichkeit der Mann aus dem Vorarlberg am Seitenrand sein, den man dort bald häufiger sehen wird.

 

Seitenwahl-Tipps:

Claus-Dieter Mayer: Mit dem besten Spiel seit Monaten besiegt die Borussia die Eintracht mit 3:1, wobei das Sturmduo Thuram (2) und Plea (1) alle Treffer erzielt. Borussias neuer Trainer wirkt auf der anschließenden PK allerdings ziemlich genervt.

Thomas Häcki: Auslaufmodell empfängt Trend. Am Samstag unterliegt Borussias Vergangenheit seiner Zukunft mit 1:3.

Christian Spoo: Dass Adi Hütter gegen Marco Rose 2:0 gewinnt, wird mich nächstes Jahr mehr freuen. Diesmal ist es mir relativ egal.

Mike Lukanz: Christian Spoos Tipp ist so gut, dass ich mich vorbehaltlos anschließe.

Uwe Pirl: Nach dem 2:1 für Gladbach wird man in Frankfurt mit Schrecken darauf schauen, welchen Effekt die Abgangsankündigung des Trainers dort hatte. 

Michael Heinen: Borussia liefert sich einen ordentlichen Kampf mit der Eintracht, die aber am Ende mit 2:1 gewinnt, weil sie (noch) den besseren Trainer hat.