Die offizielle Verkündung durch den Verein steht zwar noch aus. Wie von zahlreichen Medien aber bereits vermeldet worden ist, steht Borussia kurz vor der Verpflichtung von Marvin Friedrich. Der Innenverteidiger hat heute seinen Medizincheck absolviert und wird noch in diesem Winter von Union Berlin an den Niederrhein wechseln. Damit hat die Crew um Sportdirektor Max Eberl einmal mehr einen beachtlichen Coup gelandet, der in diesen schwierigen Zeiten besonders bemerkenswert ist.

Mit Friedrich wechselt nämlich ein Stamm- und Führungsspieler eines sportlich zuletzt besser platzierten Bundesligisten zur Borussia. Die Lücke, die Matthias Ginter hinterlässt, füllt er nahezu perfekt. Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist er mit 26 Jahren 23 Monate jünger und mit 1,92 Metern 1 Zentimeter größer. Auch spielerisch ähnelt er ihm: Beide kommen vorzugsweise auf der rechten Innenverteidiger-Position - oder wahlweise als rechtes Glied einer Dreierkette - zum Einsatz, können notfalls aber auch auf den Außenbahnen eingesetzt werden. Friedrich ist dabei kopfballstark, für seine Körpergröße relativ schnell und strahlt viel Ruhe aus.

Seine Ablöse dürfte im mittleren einstelligen Millionen-Bereich liegen. Also in etwa in dem Rahmen, den sich Borussia diesen Winter auch für Matthias Ginter erhoffen würde. Sollte sich ein Interessent melden, der bereit ist einen ähnlichen Betrag zu zahlen, wird der Verein dem Angebot mit hoher Wahrscheinlichkeit offen gegenüberstehen.

Friedrich stammt aus der Schalker Knappenschmiede, in die er mit 15 Jahren gewechselt ist. Sein größter Erfolg aus dieser Zeit war die U19-Europameisterschaft 2014, wenngleich er dazu nur mit zwei Kurzeinsätzen beitrug. Da er sich bei den Schalkern auf Profiebene nicht durchsetzen konnte, wurde er 2016 im Alter von 20 Jahren zum FC Augsburg transferiert. Dort kam er aber ebenfalls nur in der zweiten Mannschaft zum Zuge.

Seine Karriere nahm im Januar 2018 Fahrt auf, als er zum damaligen Zweitligisten Union Berlin wechselte und sich schnell zum Stammspieler entwickelte. Am Aufstieg 2019 hatte er entscheidenden Anteil – nicht zuletzt durch seinen Treffer in der Relegation beim VfB Stuttgart. Insgesamt absolvierte er vier höchst erfolgreiche Jahre bei Union und entwickelte sich in der Bundesliga zum Abwehrchef sowie Vizekapitän. Ein klares Zeichen, dass er schon in relativ jungem Alter bereit war und ist, Verantwortung zu übernehmen.

In der Vorsaison absolvierte der gebürtige Kasselaner alle Spiele für Union über die volle Distanz und erzielte dabei fünf Tore - vier davon per Kopfball. Sein letzter Saisontreffer war für Borussia der bitterste, denn sein 1:1-Ausgleich gegen RB Leipzig leitete am letzten Spieltag die Wende ein, an deren Ende Borussias Europa-Aus stand.

In dieser Saison fehlte er insgesamt vier Partien krankheitsbedingt – im Oktober setzte ihn u. a. eine Corona-Infektion außer Gefecht. Den 2:1-Sieg über Borussia verpasste er gesperrt. Es war seine dritte Gelb-Rot-Karte in seinen vier Profijahren bei Union.

Mit Friedrich setzt Borussia die gute, alte Tradition fort, bewährt starke Spieler von anderen Bundesligisten mit geringeren finanziellen Möglichkeiten zu verpflichten. Dies gelang zuvor z. B. bei Max Kruse, Lars Stindl oder Andre Hahn und sollte auch bei Marvin Friedrich gute Erfolgsaussichten bieten. Der Transfer bietet zudem ein wichtiges Signal, dass mit Borussia in den kommenden Jahren weiter zu rechnen sein wird und dass Max Eberl auch in diesen herausfordernden Zeiten ein erneut erfolgreicher Umbruch zuzutrauen ist.