Warnung
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Borussia hat auch das dritte Heimspiel der Saison deutlich gewonnen. Und selbst wenn der Gegner aus Braunschweig – mehr noch als die beiden vorherigen „Opfer“ aus Bremen und Hannover – keine wirklich unlösbare Aufgabe darstellte, kann sich eine Bilanz 11:2 Toren daheim absolut sehen lassen. So sollte selbst Dortmund mehr als gewarnt sein, wenn es an der Hennes-Weisweiler Allee in zwei Wochen zum Duell der richtigen mit der falschen Borussia kommt.

Und doch bleibt im Nachgang der Partie eher das hängen, was dem aufmerksamen Beobachter nicht so gefallen konnte. Jene Dinge, an denen auch bei einem vermeintlich so souveränen 4:1-Erfolg erkennbar wurde, warum man in Hoffenheim unnötig Punkte verschenkte und gegen Bayern und Bayer die Trauben zu hoch hingen für diese eigentlich so starke Borussen-Mannschaft.

Falsche Lockerheit

Lucien Favre hatte keine besonders gute Laune nach dem Spiel. Und auch wenn dies zum Teil dem Adrenalin der 90 Minuten zuzuschreiben ist, so wurde schnell deutlich, was dem perfektionistischen Schweizer übel aufgestoßen war.

Warum hatte sich seine Mannschaft mit Beginn der zweiten Halbzeit so unerklärlich fahrig gezeigt? Anstatt auf die endgültige Entscheidung zu drängen, versuchte man sich als Ergebnisverwalter, wollte Dominanz ausstrahlen und den Gegner laufen lassen – eine Qualität, die der Truppe nach wie vor sichtlich abgeht. Und so brachte man sich eher selbst aus dem Konzept, zeigte nicht mehr die notwendige Präzision im Passspiel und sorgte dafür, dass Braunschweig aufrücken und von Minute zu Minute selbstbewusster auftreten konnte.

Freundliche Einladungen

Mit einer Reihe toller Fußballer im Team fällt es vermeintlich leicht, nur über die spielerische Leichtigkeit zum Erfolg zu kommen. Doch gerade hier muss Borussia unbedingt dazulernen. Ja, die Qualität ist vorhanden, vielleicht sogar mehr als in den gesamten 17, 18 Jahren zuvor. Aber wenn gleichzeitig Konzentration und defensive Kompaktheit – völlig untypisch für das System Favre – phasenweise kläglich vernachlässigt werden, wird es vor allem auswärts und gegen starke Gegner weiterhin schwer, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.

Schon Werder wurde nach dem 2:0 freundlich eingeladen, doch noch um ein Remis mitzuspielen, Hoffenheim durch unerklärliche Passivität überhaupt erst gestattet, sich von der herben 2:6-Klatsche in Stuttgart zu erholen. Wiederholte Lücken in der Defensive ermöglichen dann auch noch fast unbedrängte Gegentreffer wie Bolands 2:1 am Freitagabend. Schon in der weitgehend sicher und souverän geführten ersten Hälfte war Bellarabi zweimal brandgefährlich durchgebrochen, nachdem im Umschaltspiel die Abstimmung nicht stimmte – alle kritischen Szenen erinnerten sehr an die Entstehung der Hoffenheimer Tore.

Borussia Bayern München?

Ist das ganze womöglich eine Frage der Mentalität? Wähnt sich diese Mannschaft (oder zumindest Teile von ihr) schon in höheren Gefilden, sodass sie glaubt sich einen aufreizenden, teilweise an die Bayern erinnernden Spielstil leisten zu können? Lucien Favre selbst hat dies in der Aufregung nach dem Spiel zumindest angedeutet – und wird sicherlich dafür sorgen wollen, den Fohlen diese Flausen zukünftig auszutreiben.

Granit Xhaka erscheint hier stets als erster Kandidat. Einer Handvoll fantastischer Pässe und einer ordentlichen Gesamtleistung standen gegen Braunschweig wieder eine nicht unerhebliche Anzahl überflüssig „lockerer“ Aktionen gegenüber, für die er sich schon im sechsten Spiel die 5. Verwarnung und damit die erste Gelbsperre der noch jungen Saison einhandelte – mindestens drei weitere Gelbe Karten hatte er sich auf ähnliche Weise geholt. Bei der nächsten Reifeprüfung in Augsburg wird er damit fehlen.

Bei Oskar Wendt darf man seine mangelnde Spielpraxis als Entschuldigung dafür geltend machen, das er zu Anfang der zweiten Halbzeit unter Druck gleich mehrere Bälle in den Fuß des anstürmenden Gegners spielte – dafür machte er es bei seinem Tor ganz stark und war damit der Türöffner für den dritten Heimsieg. Ein leichtes Formtief scheint in den letzten Wochen Patrick Herrmann zu durchlaufen. Erneut kam er nicht richtig ins Spiel und agierte bei seinen Offensivaktionen einige Male etwas kopflos.

Meckern für das hohe Niveau

Aber trotz mancher Kritikpunkte und des schwachen Gegners – am Ende stand ein durchaus verdientes (und erspieltes) 4:1, weitere Treffer wären möglich gewesen. Daher werden manche Fragen: Warum wieder dieser kritische Tonfall bei SEITENWAHL? Sollte man nicht zufrieden sein darüber, in welche Richtung sich Borussia in den letzten drei Jahren entwickelt hat? Natürlich! Aber genau aus diesem Grund und vor allem mit Blick auf die bisherigen Leistungen der Konkurrenz hat diese tolle Entwicklung schon jetzt dafür gesorgt, dass es von Gladbacher Seite immer schwerer wird, einen Platz unterhalb des oberen Tabellendrittels glaubhaft zu verkaufen.

Dafür ist diese Mannschaft, sind ihre Spieler, sind vor allem die auch gegen Braunschweig wieder überzeugenden Neuzugänge einfach zu stark, ist das Kombinationsspiel zu ausgefeilt und die Defensive zu erfahren. Die Schlussfolgerung ist einfach: Wenn die Mannschaft das Selbstbewusstsein hat, ein Spiel dominieren zu wollen, dann ist es nur legitim einzufordern, dass sie daraus auch eine echte Siegermentalität entwickeln kann.