Alle zwei Jahre wieder darf die Borussia in der ersten KO-Runde der Europa-League ran, um sich für ein Stadium dieses Wettbewerbs zu qualifizieren, das auch einen richtigen Namen hat, so wie Achtel oder Viertelfinale (höre ich Halbfinale?) Und jedes Mal sehen die Zuschauer im Borussiapark ein durchaus bemerkenswertes Spiel dabei, bei dem dann letztendlich aber der/das Böse die Oberhand behält. 2013 gegen Lazio Rom kassierte man in der letzten Minute noch den Ausgleich, gegen Sevilla 2015 unterlief ausgerechnet Stranzl eine frühes Eigentor und der folgende furiose Sturmlauf endete in einem 2:3. Und so ähnlich verlief es dann auch am heutigen Abend gegen die Arno-Dresdener aus der Toskana.

 Wie die Borussia in der ersten Halbzeit zeitweise fast brasilianisch kombinierte war zum Zunge schnalzen und gehört zum Besten was das Team in jüngerer Vergangenheit im Borussiapark geboten hat. Nach 10-minütiger Abtastphase nahm die Borussia das Heft in die Hand. Patrick Hermann hatte zweimal die Grosschance zur Führung: nach Hazards Hackenvorlage scheiterte er aber an Torwart Tartarusanu und wenige Minuten später hinderte nach erneuter Traumkombination und Hereingabe von Wendt Olivera den Gladbacher mit einer Brachialgrätsche an einem kontrollierten Torschuss. Zarter besaitete Schiedsrichter geben für sowas auch schon mal einen Elfmeter, aber der spanische Unparteiische Manzano gehört vermutlich zu der Sorte, die ihre Freundin am Valentinstag zum “Texas Chainsaw Massacre” ins Kino einladen; zumindest fand er die Szene nicht weiter bemerkenswert.

Die Borussia war in dieser Phase klar  spielbestimmend und kurz vor der Pause war es dann Stindl der die 100% Chancen im Doppelpack bekam, beim zweiten Mal hatte dazu noch Johnson gerade den Pfosten getroffen, als der Kapitän den Ball über das eigentlich leere Florentiner Tor säbelte. Der AC Florenz kam eigentlich gar nicht vor in dieser ersten Halbzeit, zumindest nicht bis zur 44. Minute. Da hakelte Kramer etwas ungeschickt im Zweikampf vor dem eigenen Strafraum, es gab Freistoβ und Bernadeschi gab eine starke Bewerbung für den Juan-Arango-Gedächnis-Preis ab, in dem er das Leder gekonnt exakt in den linken oberen Winkel zirkelte. Dümmer kann es kaum laufen.

Der Treffer zeigte Wirkung. In der zweiten Halbzeit lief die Kombinationsmaschine bei der Borussia bei weitem nicht mehr so flüssig. Die Italiener standen nun defensiv um einiges besser und entwickelten auch etwas mehr Gefahr bei ihren gelegentlichen Gegenangriffen. Trotzdem zeigte die Borussia Charakter und erkämpfte sich auch im zweiten Abschnitt eine Reihe von guten Chancen, aber es war halt eines diese Spiele wo man nur wartet, dass endlich  irgendwer den abgroschenen Satz “Die können noch Stunden spielen und schiessen kein Tor…” von sich gibt, damit man auch das hinter sich hat.

Letztendlich brachte Florenz die Führung dann clever über die Zeit, woran auch die Einwechslung von Drmic und Hahn nichts mehr änderten. In Mönchengladbach kann man sich nun auf der eine Seite darüber ärgern, dass die Borussia auch 5 Jahre nach der Rückkehr in internationale Gefilde immer noch nicht die Erfahrung zu haben scheint ein richtig gutes Heimspiel dann auch mal zu gewinnen (siehe auch die Spiele gegen Manchester oder Barcelona), sich aber auf der anderen Seite auch darüber freuen, dass die stark verbesserte Form unter dem neuen Trainer anhält. Kann man in einer Woche beim Rückspiel mit einem vielleicht wiedergenesenen Raffael ähnlich auftreten, hat man duchaus noch eine Chance weiterzukommen. Die Favoritenrolle liegt jetzt allerdings klar bei den Florentinern.