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Jetzt mal ehrlich! Eigentlich wurde doch zu diesem Spieltag schon alles geschrieben. In einer Bundesliga, in der FC Bayern nun schon seit gefühlten 72 Spieltagen Meister und der Vizemeister seit der Vorweihnachtszeit bekannt ist, ist es wahrlich schwer, die Spannung aufrecht zu erhalten. Auch im Abstiegskampf sieht es nicht besser aus. Woche für Woche hofft Fußballdeutschland, dass der HSV endlich von seinen Leiden erlöst wird. Paderborn hat man da unten erwartet. Den VfB Stuttgart möchte man am liebsten aus der Liga schweigen. Bleiben noch Freiburg und Hannover – ansonsten hat man schon aufregendere Spielzeiten erlebt. Aber wir reden ja von Mönchengladbach gegen Wolfsburg.

So richtig neu wird es aber auch nicht, wenn man den Fokus auf das vermeintliche Spitzenspiel des kommenden Wochenendes richtet. Die Borussia befindet sich mit Leverkusen in einem Kopf-an-Kopf-Rennen um die direkte Qualifikation zur Champions-League-Platz. Der VfL Wolfsburg steht fast sicher als Vize-Meister fest. Das war vor dem Spieltag nicht neu und wird sich auch danach nicht grundlegend ändern. Wo keine Neuigkeiten sind, schafft man sich bekanntlich welche. Wolfsburg muss gewinnen, will man nicht seine Chancen auf die Meisterschaft begraben. Egal, dann werden die Bayern eben eine Woche später Meister. Sinnen beide Mannschaften nach den Punktverlusten auf Wiedergutmachung? War das Dementi Lucien Favres zu einem Vereinswechsel laut genug? Wie oft muss Max Kruse Wechselabsichten denn noch dementieren? Der Absurdität sind keine Grenzen gesetzt. Wo keine Nachrichten sind, schafft man sich welche. Meinungen, Ängste und Wünsche werden so plötzlich zu heiß gehandelten Gerüchten. Begierig aufgenommen, verdreht und wiederholt, frei nach dem Motto: „Es wurde bereits alles gesagt, aber noch nicht von mir!“. Wahrheitsgehalt uninteressant. Will man sich daran beteiligen? Nein!

Gibt es also so gar nichts über den VfL Wolfsburg zu berichten? Doch, natürlich. Manchmal stößt man in seinem Alltag auf Interessantes, die einen anderen Blick auf Borussias Gegner im Fußballgeschäft ermöglicht. So vertrieb ich mir kürzlich seine Zeit in einem Buchladen am Alexanderplatz. Anspruchsvoll sollte es sein, also irgendetwas zwischen Piketty und Batman. Dabei stieß er auf ein kaum beachtetes Werk der deutschen Literatur, ein Buch welches die Zierde eines jedes Antiquariats in den Bereichen Fantasy oder Humor ist. Der Titel: „111 Gründe, den VfL Wolfsburg zu lieben“ verwirrt. Ich muss gestehen, dass mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal einer bekannt war. Nach längerem Nachdenken gibt es sogar vier:

 

 

  1. Pokalfinale 1995. Der wahre, echte und einzige VfL gewann seinen letzten bedeutenden Titel gegen den Klub aus der Autostadt. Wir bedanken uns beim VfL Wolfsburg, dass er uns  an diesem Tag die Bühne für eine große Feier gegeben hat.
  2. In Ermanglung ausreichender Fanutensilien erschienen übrigens zahlreiche Sympathisanten des niedersächsischen Werkvereins in weißen Schirmmützen mit dem VW-Emblem. Danke liebe Wolfsburger, dass ihr bereits frühzeitig so deutlich zu eurem Finanzier steht und uns mit den Heucheleien und Pseudo-Rechtfertigungen  Kraichgauer Traditionsvereine oder österreichischer Brausefabrikanten verschont.
  3. Ganz klar – Saisonfinale 1998. Die Borussia schafft in Wolfsburg den nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt. Ein Jahr später traf uns der Abstieg zwar umso heftiger, aber an diesem Tag war Wolfsburg eine Reise wert.
  4. Originalzitat eines Wolfsburgfans beim letzten Bundesligaspiel: „EuroLeague ist blöd, weil da haben die meisten von uns Spätschicht“. Danke, dass wir diesen Kalauer nicht mehr selbst erzählen müssen.

Ein Sieg der Heimmannschaft könnte nun das Potential haben, den ungeliebten Norddeutschen einen fünften Dank zu widmen. Eng ist das Rennen gegen Leverkusen, die allerdings aus ihren beiden Spielen gegen den Tabellenzweiten zwei Niederlagen verbuchen mussten. Wolfsburg als Zünglein an der Waage? So darf man auch wegen des anspruchsvollen Restprogramms nicht gehen.  Bei einem Sieg wäre aber die Champions-League-Qualifikation schon aufgrund des Torverhältnisses sicher. Von der Psyche ganz zu schweigen. Also liebe Wolfsburger – gebt uns einen fünften Grund!

 

Borussia: Sommer - Jantschke, Brouwers, Dominguez, Wendt - Kramer, Xhaka - Herrmann, Johnson - Raffael -Kruse

Autostadt: Benaglio - Vieirinha, Naldo, Knoche, Rodriguez - Guilavogui, Gustavo - Caligiuri, Arnold, Perisic - Dost

 

Tipps:

Michael Heinen: „Die Generalprobe vor dem direkten Duell mit Bayer Leverkusen glückt. Borussia schlägt den VfL Wolfsburg mit 2:1.“

Thomas Häcki: „Nicht Fisch, nicht Fleisch. Das 0:0 hilft nicht weiter, begräbt aber auch keine Hoffnungen.“

Christian Heimanns: „Mit einem 2:1 Sieg über den "VW Football" beweisen die Borussen, dass sie auch nach Europacup-Terminen siegen können.“

Christian Spoo: „Ein spannendes Spiel endet mit einem leicht unbefriedigenden 2:2. Wie dieses Ergebnis am Ende zu bewerten sein wird, entscheidet sich Tags zuvor in Müngersdorf.“

Christoph Clausen: „Das Portal transfermarkt.de weist für die Wolfsburger über die letzten fünf Jahre ein Transfersaldo von minus 111 Millionen aus (Borussia im gleichen Zeitraum: minus 9,6 Millionen). So unfähig kann man auf Dauer gar nicht sein, als dass man mit Finanzdoping dieses Ausmaßes nicht früher oder später eine bärenstarke Mannschaft zusammen hat. Dass die Borussia am Sonntag trotzdem mit 2:1 die Oberhand behält, ist eine schöne Erinnerung daran, dass zwar selten, manchmal aber eben doch der Geist die Materie besiegt.“