Vergleicht man die Entwicklungslinien der TSG 1899 Hoffenheim und Borussia Mönchengladbach kann man diese sowohl insgesamt als auch bezogen auf diese konkrete Saison nur als gegenläufig bezeichnen. War Hoffenheim nach dem gemeinsamen Bundesligaaufstieg vor 8 Jahren zunächst ein Team von Himmelsstürmern, dümpelte Borussia bestenfalls im Mittelfeld herum bzw. mühte sich um den Klassenerhalt. Einige Trainerwechsel später (auf beiden Seiten) wurde aus Borussia ein legitimer Kandidat für die Champions League, wohingegen Hoffenheim trotz gewaltiger Investitionen zum wiederholten Mal gegen den Abstieg kämpft. Soweit der Mut machende Teil der Geschichte.

Betrachtet man den jedoch den Verlauf dieser Saison, sieht es anders aus. Borussia fing sich nach dem Katastrophenstart schnell, legte eine phantastische Serie im Herbst hin, um nunmehr die Fans mit einem Wechselbad der Gefühle zu „verwöhnen“.  Die Niederlagen in den letzten beiden Spielen schüren die Angst vor einem neuerlichen Absturz. Hoffenheim dagegen startete ordentlich, stürzte jedoch nach dem ersten Trainerwechsel von Gisdol zu Stevens brutal ab. Das vermutlich einzig gute Spiel in dieser Phase machte man ausgerechnet beim 3:3 gegen Borussia im Hinspiel. Seit dem Rücktritt von Stevens und der Übernahme des Traineramtes durch Nagelsmann startet das Team jedoch durch. Platz 5 in der Rückrundentabelle mit 21 erzielten Punkten belegt dies eindrucksvoll. Die wiedergefundene Spielfreude zeigt, dass selbst ein als gesichtslos wahrgenommenes Konstrukt wie Hoffenheim so etwas wie eine spielerische DNA besitzt, von der man nicht abweichen sollte, will man nicht eine größere Krise riskieren.  

Deshalb muss man – ungeachtet dessen, dass Hoffenheim nicht mehr der Angstgegner früherer Tage ist – damit rechnen, am Sonntag ein Duell auf Augenhöhe zu erleben.

Für Borussia ist dies ein entscheidendes Spiel – geht auch das dritte Spiel in Folge verloren, wäre die Krise da und die Qualifikation für Europa schwer in Gefahr. Dem entsprechend verantwortungsbewusst sollten Mannschaft und Trainer das Spiel angehen. Mit größeren Umstellungen ist – abgesehen von der Rückkehr von Granit Xhaka und der durch den Ausfall von Stranzl bedingten Rückversetzung von Nordtveit in die Abwehr – wohl nicht zu rechnen, auch wenn sich einige in Hannover für eine (Denk-)Pause empfohlen haben. Wahrscheinlich überwiegen aber die Vorteile der Systemkontinuität.

Auf Hoffenheimer Seite verdient natürlich der bereits bei Borussia als Neuzugang feststehende Strobl besondere Aufmerksamkeit. Ansonsten ist damit zu rechnen, dass die Mannschaft entsprechend ihrer wiedergefundenen DNA aggressiv pressend und offensiv auftritt. Das liegt Borussia nicht, verspricht aber ein unterhaltsames Spiel.

 

Borussia Mönchengladbach: Sommer - Elvedi, Christensen, Nordtveit - Dahoud, Xhaka - Johnson, Wendt - Stindl - Hazard, Raffael

TSG 1899 Hoffenheim: Baumann - Kaderabek, Süle, Strobl, Toljan - Schwegler, Rudy - Amiri - Uth, Volland - Kramaric

 

SEITENWAHL-Tipps:

Uwe Pirl:  Nichts ist in dieser Saison so konstant wie die Unkonstanz. Dem folgend ist nach den beiden schlechten Auftritten wieder ein Sieg dran. Da Hoffenheim gut drauf ist, wird es aber schwer. 3:2 für Borussia!

Christian Heimanns: Experten zufolge ist Hoffenheim gut drauf und Borussia verunsichert. Nach dem 2:0 Sieg der Borussen gibt es Ex-Experten.

Claus-Dieter Mayer: Da mein bisheriger Zweckoptimismus nichts half werde ich jetzt spooradisch: Nach engagiertem Beginn mit 1:0 Führung zieht sich die Borussia zu weit zurück und erlaubt der TSG zurück ins Spiel zu kommen und kassiert folgegerecht noch vor der Halbzeit den Ausgleichstreffer. In der zweiten Halbzeit verliert man dann kann komplett die Spielkontrolle und verlässt mit einem 1:3 gegen den re-etablierten Angstgegner den Platz. Um 17:45 am Sonntag schließt Seitenwahl vorübergehend das Forum…

Michael Heinen: Hoffenheim ist gut drauf. Ich fürchte, Borussia wird ihre Auswärtsunsicherheit leider auch in den Borussia-Park übernehmen. Am Ende reicht es immerhin noch zu einem 1:1.

Christian Spoo: Sind die Auswärtsdeppen wieder Heimhelden? Leider nein. Hoffenheim ist gut drauf, Borussia verunsichert. Am Ende dürfen wir uns über ein 1:1 nicht beschweren.

Christoph Clausen: Auswärts bietet Borussia für Optimismus keinen Anlass, zuhause bislang umso mehr. Hoffen wir also, dass das Gesetz der Serie nicht nur in der Fremde Bestand hat. Dann könnte es auch gegen Hoffenheim zu einem 2:0-Sieg reichen. Egal, wie die drauf sind.

Thomas Häcki: Entscheidungsschlacht gegen Hoffenheim. Klingt nicht berauschend. Weil sich das Team aber zusammenreisst, geht es gut aus und die Borussia gewinnt mit 4:2. Muss einfach, sonst sieht es übel aus.