bremenAm Ende einer ereignisreichen Woche steht für Borussia Mönchengladbach das Spiel gegen Werder Bremen. Was auch immer Max Eberl zu seiner ebenso schwerwiegenden wie aus unserer Sicht richtigen strategischen Entscheidung und zu deren doch recht plötzlicher und unerwarteter Bekanntgabe im Laufe der Woche bewogen haben mag - in der medialen Gerüchteküche ist die Bandbreite groß und geht von „günstige Gelegenheit zur Verpflichtung eines begehrten Perspektivtrainers“ über „Zerwürfnis zwischen Trainer und Mannschaft“ über „Jedes Jahr wieder ein Einbruch in der Rückrunde“ bis hin zu „Trainer trainiert die Mannschaft kaputt“ - ist für das bevorstehende Spiel gegen Bremen ohne Bedeutung. Dort zählen nur das Auftreten der Mannschaft und natürlich das Ergebnis. Auch an diesem Spiel wird sich entscheiden, ob Dieter Hecking durch die Bekanntgabe der Entscheidung im Laufe der Woche zur „lame duck“ wird oder ob diese Entscheidung auf Trainer und Mannschaft möglicherweise sogar eine befreiende Wirkung haben kann und so die Möglichkeit schafft, sich jetzt auf die erstmals deutlich formulierten, jetzt aber auch letzten gemeinsamen Ziele zu konzentrieren. Entsteht auch nur der berechtigte Eindruck, dass Ersteres der Fall ist, muss man kein Prophet sein um zu prophezeien, dass Hecking in diesem Fall das Saisonende auf der Gladbacher Trainerbank wohl eher nicht erleben wird. Zu wünschen ist natürlich das Gegenteil, nämlich ein erfolgreiches oder wenigstens im Auftreten deutlich von den letzten Spielen zu unterscheidendes Match gegen Bremen, das als Mutmacher für den Rest der Saison dienen kann und dem Trainer am Ende einen würdigen und erfolgreichen Abgang beschert.

Mit Werder Bremen wartet eine schwere Aufgabe. Die Mannschaft konnte die letzten Spiele sehr erfolgreich gestalten, gewann in der Bundesliga zuletzt gegen Schalke, Leverkusen und Mainz und zog unter der Woche in das Halbfinale des DFB-Pokal ein. Sie stellt sich als Tabellensechster zudem als unmittelbarer Verfolger der Gladbacher dar. Bremen ist in der Rückrunde noch unbesiegt, eine leichte Ergebnisdelle in Form mehrerer aufeinanderfolgender Unentschieden scheint überwunden. Dass der Bremer Trainer Florian Kohfeldt jüngst zum Trainer des Jahres gewählt wurde, rundet das rundum positive Bild ab. Eine gewisse Euphorie dürfte also vorhanden sein, zudem hat der Verein seit Saisonbeginn seine Ziele klar formuliert, nämlich den Einzug in den Europapokal.

Bremen kommt in einem 4-4-2-System mit Mittelfeldraute daher, dass fast schon an die guten alten Zeiten eines Thomas Schaaf erinnert. Die Mannschaft verfügt mit Pavlenka, Moisander, Klaasen und Kruse über eine sehr ausgeprägte Achse von Führungsspielern, an denen sich Talente wie die Eggestein-Brüder oder auch Friedl orientieren können. Der potentielle Ausfall von Bargfrede kann durch Nuri Sahin absolut gleichwertig kompensiert werden. Claudio Pizzaro ist zwar der mit Abstand älteste Bundesligaspieler, als Joker aber nach wie vor gefährlich. Das System wird offensiv interpretiert, Bremen wird also versuchen Tore zu schießen und die derzeit offensichtliche Schwäche der Gladbacher (defensive Anfälligkeit paart sich mit offensiver Harmlosigkeit) auszunutzen.

Erste Aufgabe der Gladbacher wird es also sein, die defensive Anfälligkeit am Sonntag abzustellen. Neben einer Änderung des Konzentrationslevels der Mannschaft insbesondere in der Anfangsphase des Spiels könnten sich zu diesem Zweck auch Variationen der Aufstellung anbieten: Denkbar ist beispielsweise ein Einsatz von Tony Jantschke anstelle von Fabian Johnson oder auch die Aufstellung von Kramer anstelle von Strobl. Gelingt eine Stabilisierung, kann man über die Offensive nachdenken. Hier ist die Auswahl groß, allerdings waren zuletzt alle infrage kommenden Kandidaten gleichermaßen formschwach. Insofern bleibt zu hoffen, dass der bevorstehende Trainerwechsel eventuell vorhandene mentale Blockaden löst. Rückschlüsse auf die von Eberl angekündigten weiteren Umstrukturierungen, die möglicherweise auch die Kaderzusammensetzung für die kommende Saison betreffen, sollte man sich von der Aufstellung am Sonntag jedenfalls nicht erwarten.

 

Denkbare Aufstellungen

Borussia Mönchengladbach: Sommer - Jantschke, Ginter, Elvedi, Wendt - Kramer - Zakaria, Hofmann - Herrmann, Stindl, Plea

Werder Bremen: Pavlenka - Gebre Selassie, Veljkovic, Moisander, Augustinsson - Bargfrede - M. Eggestein, Klaassen - M. Kruse - J. Eggestein, Rashica

 

Der SEITENWAHL-Tipp

Uwe Pirl: Der Paukenschlag löst Bremsen. Gladbach schlägt Bremen 3:0. Hoffe ich jedenfalls …

Christian Spoo: Viel los bei Borussia in dieser Woche. Auf das Tagesgeschäft bleibt das leider ohne Einfluss. Borussia geht gegen pokaleuphorisierte Bremer mit 1:4 unter.

Thomas Häcki: Angesichts der Nebengeräusche haben wir ein Spiel der Marke untippbar. Angesichts der letzten Auftritte fällt es schwer zu glauben das die Mannschaft bei der Ehre gepackt ist und den Kampf annimmt. Das 0:2 ist daher nur noch deprimierend.

Michael Heinen: So. Die Krise ist ab sofort beendet. Ich habe nämlich keine Lust auf noch ein trostloses Heimspiel. Ich habe zwar keine Lust auf Phrasen, aber gegen Werder muss der Bock umgestoßen werden. Borussia siegt 2:1.

Claus-Dieter Mayer: Das groβzügige Angebot der Borussia seinen 9. Platz-Hattrick zu komplettieren nimmt Dieter Hecking dankend an und schickt die Truppe mit ziemlich unveränderter Taktik und Aufstellung in eine 1:3 Niederlage gegen Werder Bremen.