Es war nicht wirklich eine Sensation, als am heutigen Montag mittag die 12 Stadien bekannt gegeben wurden, die offiziell von der FIFA ausgewählt wurden, inoffiziell aber bereits seit Wochen durch die Medien geisterten. Interessant wird die Angelegenheit erst, wenn man die wahren Gründe betrachtet, die hinter den offiziell "regionalen Gesichtspunkten" stecken, nach denen das deutsche Organisationskomitee zu seinen Ergebnissen kam. Die Vergabe an Groß- und/oder Fußballstädte wie Berlin, München, Hamburg, Dortmund und Gelsenkirchen bedarf keiner weiteren Diskussion und ist nachvollziehbar.

Darüber hinaus sicherte OK-Chef Beckenbauer seiner bewegenden Stadt nebenbei noch das Pressezentrum. Was wiederum auch regional Sinn macht, dass sich die Pressevertreter in einer so zentral gelegenen Stadt ansiedeln, von der aus man problemlos jedes andere Stadion des Landes erreichen kann.

Der Einfluss des allmächtigen Kaisers ging noch einen Schritt weiter und vermachte auch den bayrischen Freunden aus Nürnberg einen absolut "verdienten" WM-Status. Mit der Fußballhochburg Leipzig sollten die Ost-Vertreter stillgehalten werden. Kaiserslautern darf als Reminiszenz an den Ehrenspielführer Fritz Walter verstanden werden.

Die Fußballprovinz aus Hannover profitierte vom Bonus des Kanzlers, der sich - natürlich gänzlich uneigennützig aus reiner Liebe zum Fußball und keinesfalls aus wahltechnischen Gründen - immer so supi toll für unseren Sport einsetzt. Zuletzt eindrucksvoll nachgewiesen bei den ominösen Kirch-Bürgschaften. Da sind wir aber froh, dass nicht Helmut Kohl noch immer das Bundeskanzleramt bevölkert. Dem DFB wäre es glatt zuzutrauen gewesen, dem weltberühmten Fußballklub FSV Oggersheim ein neues 80.000-Mann-Stadion WM-tauglich bereitzustellen.

Der VfB Stuttgart darf sich bei DFB-Präsident Meyer-Vorfelder bedanken, der seinem Verein schon in der Vergangenheit stets treu zur Seite stand – von diversen Schwarzzahlungen mal abgesehen. Frankfurt ist selbstverständlich Sitz des DFB und den alten Herren – sofern sie 2006 noch unter uns weilen sollten – darf man nicht allzu große Reisestrapazen zumuten. Um selber wenigstens ein paar der Spiele miterleben zu können, war diese Entscheidung absolut notwendig.

Wer genau jetzt seinen Einfluss für die Stadt Köln geltend gemacht haben wird, ist mir nicht bekannt. Möglich, dass hier tatsächlich einmal regionale Gründe eine Rolle spielten, indem man die viertgrößte Stadt des Landes als dritte Nordrhein-Westfalens ins Rennen schickte. Wenn man sieht, dass der Norden gleich viermal vertreten ist, der Süd/Südwesten fünfmal und der Westen nur in dreifacher Form, so stellt sich die Frage, inwieweit dies der fußballerischen Realität entspricht, nach der nun mal seit Jahren ein Großteil der Erstligisten (mit einem Großteil des Fanaufkommens) im westlichen Teil des Landes beheimatet ist.

Aber hier brauchen wir uns nicht grämen. Hätte es einen vierten Westverein gegeben , so hätte – wie vom OK zunächst geplant – Düsseldorf den Zuschlag erhalten. Und dies wäre selbstverständlich dem Drängen von NRW-Ministerpräsident Clement zu verdanken gewesen, der seine Landeshauptstadt mit Sicherheit gerne der Welt präsentiert hätte, dessen Einfluss aber offenbar nicht allzu weit über die Landesgrenzen hinausreichte.

Die Stadt des neuen deutschen Meisters fiel schon letzte Woche aus dem Rennen, fädelte es aber clever so ein, dass die wunderschöne, blühende Rhein-Metropole Leverkusen mit all ihren Sehenswürdigkeiten zum Trainingscamp der deutschen Nationalmannschaft werden wird. Einen schöneren Standort kann man sich kaum vorstellen. Was anders als den WM-Titel kann man von einer Mannschaft erwarten, die jeden Abend mit der beschaulichen Aussicht auf die Bayer-Fabriken zur Ruhe gebettet wird? Schließlich darf man nicht vergessen, wie viel diese Bayer-Werke und wie viel besonders dieser traditionsreiche Verein für den deutschen Fußball geleistet haben. Da kann die Stadt Mönchengladbach mit ihrer kleinen, provinziellen Borussia verständlicherweise nicht mitstinken – um einen zu Bayer passenden Terminus zu gebrauchen. Auch hier können wir uns glücklich schätzen, dass der Oberbürgermeister der Stadt Bitburg nicht auf die Idee gekommen ist, seinem Standort ob der Verdienste als langjähriger DFB-Sponsor zu entsprechender Ehre zu gereichen. Nicht ausgeschlossen, dass zum Ausgleich die russische Nationalelf hier ihre Zelte aufschlagen wird.

Als trauriges, wenngleich nicht sensationelles Fazit dieses Tages bleibt festzuhalten, dass beim DFB einzig über Lobbyismus und Kungelei Entscheidungen gefällt werden können. Wir Borussen-Fans sind gewohnt, dass wir einzig aus diesem Grund fast immer entsprechend "fair" behandelt und ausgebootet werden. Unsere prominenten Fürsprecher sind entweder zu unbedeutend (Vogts, Heynckes) oder melden sich lieber zugunsten anderer Vereine wie Dortmund und Köln zu Wort (Netzer). Dies müssen wir akzeptieren und wir werden es nicht ändern können. Vielleicht hätten wir einfach mal bei unserem neuen Sponsor Trienekens nachfragen sollen, wie man sich erfolgreich und effizient um solch einen Zuschlag bewirbt. Auf ehrliche, gerechte Weise hatte unser Verein jedenfalls von Anfang an nie eine Chance gegen die Vetter vom DFB.