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Unter jüngeren Borussia-Fans galt bis 2011 der 13. Mai 2001 als das Datum, dass man auswendig lernen musste. Es kennzeichnet den Tag, an dem Borussia aus dem Tal der 2. Liga zurück in die Eliteklasse gekehrt ist. Bei jedem Fantreffen war eine der ersten Fragen: „Warst du auch in Fürth?“ Mehr als 5000 Borussen-Fans stürmten damals den Rasen des altehrwürdigen Ronhof. Nach dem 2:2 war Borussia die Rückkehr in die Bundesliga nicht mehr zu nehmen. Erst zehn Jahre später kann der nächste markante Punkt im Fanleben eines jeden Borussen. Dieses Mal war es der 19. Mai, der den nächsten Wendepunkt in der jüngeren Geschichte der Borussia markierte. Was das alles mit dem kommenden Auswärtsspiel im Fürth zu tun hat? Dieses Mal kann Borussia schon im April einen markanten Punkt setzen. Mit einem Erfolg beim Tabellenletzten würde unser Lieblingsverein vom linken Niederrhein auf 37 Punkte kommen und könnte dann mit dem obligatorischen Derbysieg am nächsten Wochenende die magische 40-Punkte-Marke knacken und eine weitere Saison im Oberhaus spielen.

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Wenn man allerdings die Leistung aus der Partie gegen Mainz 05 zugrunde legt, kommen gelinde gesagt Zweifel auf, ob das Spiel im Frankenland wirklich so ein Selbstläufer wird. Sollte Borussia die Leistung aus dem ersten Durchgang über 90 Minuten zeigen, ist es nur eine Frage, wie hoch der Sieg ausfällt. Allerdings gab es da noch die zweite Halbzeit. Und mit dieser Leistung wird es schwer, beim Schlusslicht der Bundesliga zu punkten. Gerade nach dem Seitenwechsel war zu sehen, dass es massive Schwierigkeiten im Spielaufbau gibt, wenn der Gegner den ballführenden Spieler früh unter Druck setzt. Zu wenig Bewegung im Spiel ohne Ball sorgt dafür, dass nach spätestens drei Pässen der lange Ball nach vorne geschlagen wurde. Im Mittelfeld mühten sich Koné und Neuhaus vergeblich darum, wieder Linie ins Spiel zu bekommen. Dies war insofern schwer, da viele Bälle über ihre Köpfe hinweg in Richtung Embolo und Plea flogen. Die Dreierkette zeigte im zweiten Spielabschnitt wieder ihre besorgniserregenden Schwächen. Sobald die beiden Außenspieler im Mittelfeld überspielt waren und die Innenverteidiger nach außen rücken mussten, klaffte in der Mitte ein großes Loch. Vor allem Neuhaus war ein nur selten gesehener Gast im eigenen Strafraum. Auch der Trainer hat diese Mängel gesehen und in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die Kleeblätter eingeräumt, dass man zweiten Spielabschnitt keine Kontrolle mehr hatte. Dies ist ihm nach eigener Aussage schon in den ersten fünf Minuten nach dem Seitenwechsel aufgefallen. Fraglich ist, warum der Trainer zu diesem Zeitpunkt nicht versucht hat zu reagieren und das Team anders einzustellen.

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Natürlich haben die Fürther im Sturm nicht die Klasse der Mainzer. Die Kleeblätter haben in dieser Saison bislang gerade einmal 24 Tore erzielt, Jonathan Burkardt hat mit neun Toren fast ein Drittel dieser Quote. Dazu kommt die schwächste Abwehr der Liga, bereits 70-mal lag der Ball im Netz der Fürther. Andererseits hat das Team in den letzten beiden Spielen gegen Freiburg und Frankfurt jeweils ein torloses Unentschieden erreicht. Das 3-4-1-2-System von Trainer Stefan Leitl hat das Team inzwischen verinnerlicht. Und gerade gegen verunsicherte Teams hat Fürth durchaus ansprechende Leistungen gezeigt. Es sei nur erinnert an das 2:1 gegen Hertha BSC Berlin oder das 2:2 in Bielefeld. Man könnte nun auch wieder den alten Spruch mit Hrgota bemühen. Dies wollen wir uns an dieser Stelle aber sparen.

Auch wenn es nur gegen das Schlusslicht der Bundesliga geht, muss Borussia endlich mal über 90 Minuten eine konzentrierte Leistung zeigen. Solche Aussetzer wie von Scally kurz vor Ende des Spiels gegen Mainz sollte man sich tunlichst ersparen. Und man sollte auch nicht darauf vertrauen, dass Yann Sommer jedes Wochenende so eine Weltklasseleistung wie gegen Mainz zeigt. Daneben war erneut zu beobachten, dass nach 70 Minuten vielen Spielern die Luft ausging. Klappte das Spiel ohne Ball im ersten Durchgang noch, gab es im zweiten Spielabschnitt kaum noch Läufe in die Tiefe. Es war wieder deutlich zu sehen, dass Lainer allein auf dem rechten Flügel relativ verloren war. Er hat seine Stärken im Kombinationsspiel mit einem zweiten Spieler, wenn er die ganze Seite alleine bearbeiten muss, fehlt ihm ganz klar die Bindung zum Spiel. Ähnliches ist auf der anderen Seite mit Bensebaini zu beobachten. Wenn er nach vorne marschiert, dauert es nach einem Ballverlust bei ihm sehr lange, bis er wieder in seiner Position ist. In einer Viererkette, wo er von einem Mittelfeldspieler abgesichert wird, ist dies nicht so auffällig. In einer Dreierkette muss dann aber der linke Innenverteidiger nach außen rücken. Da fehlt dann die Abstimmung mit den Mittelfeldspielern.

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Vorne hat Plea seine Stärken hinter den Spitzen. Dort nimmt er sich aber mit Stindl gegenseitig den Raum. Auch hier mangelt es an der Feinabstimmung. Embolo hat öfters die falschen Laufwege. Dadurch kommt er den beiden vorgenannten Spielern öfter in die Quere. Es gibt also viele Stellen, an denen Adi Hütter arbeiten muss. Vor allem muss der Trainer aber auf Veränderungen beim Gegner während des Spiels reagieren. Dies war in letzter Zeit eher seltener der Fall.

 

Angesprochen auf das Hinspiel, dass Borussia bekanntlich mit 4:0 für sich entscheiden konnte, sagte Hütter, dass die Partie unangenehmer als das Hinspiel werden wird. Er führte an, das Fürth zu Hause stärker auftreten würde als auswärts. „Wir brauchen aber einen Sieg für ein positives Gefühl für das Derby nächste Woche.“ Erst sollte man aber die Hausaufgabe im Frankenland erledigen. Dabei werden Tony Jantschke (Corona), Neuzugang Marvin Friedrich und Luca Netz (Bauchmuskelzerrung) wohl nicht im Kader sein. Hofmann und Thuram hingegen dürften am Wochenende wieder auf der Bank sitzen. Ob es für die Startelf reicht, ist noch nicht sicher. Bei den Gastgebern hat der Schwede Andreas Linde inzwischen Marius Funk im Tor verdrängt. Funk war beim Hinspiel vor allem beim 0:2 durch Neuhaus indisponiert. Nach seiner schweren Verletzung wird auch Rechtsverteidiger Marco Meyerhöfer nicht zur Verfügung stehen. Agierten die Fürther im Hinspiel noch mit einer einzigen Spitze, unterstützt der ehemalige Borusse, den wir nicht vergessen dürfen, jetzt Nielsen in vorderer Front.

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In der Pressekonferenz bezeichnete Trainer Hütter die erste Halbzeit gegen Mainz als Fortschritt, die zweite hingegen als Rückschritt. Man habe die Struktur verloren und im Mittelfeld keinen Zugriff mehr gehabt. Wollen wir aus Fan-Sicht hoffen, dass die Mannschaft gegen das Schlusslicht der Tabelle in der ersten Halbzeit so viele Tore vorlegt, dass man eine ruhige zweite Halbzeit ohne Zittern erleben kann.

 

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Die Tipps der SEITENWAHL-Redaktion:

Volkhard Patten: Ob die Fans im zweiten Spielabschnitt wieder zittern müssen, hängt nur davon ab, wie deutlich Borussia den ersten Durchgang für sich entscheidet. Nachdem das Team im ersten Durchgang drei Treffer vorgelegt hat, fällt der eine Gegentreffer nicht mehr ins Gewicht.

 

Christian Spoo: „Die zweite Halbzeit gegen Mainz ist geeignet, einem alle Hoffnung aus dem Organismus zu saugen. Nach dem 1:1 in Fürth spricht man bei Borussia von einem wichtigen Punkt und hat nicht mal unrecht.“

 

Thomas Häcki: „Erleichterung nach einem 1:0-Sieg in Fürth, dass sicherlich kein fußballerischer Leckerbissen ist. Aber am Ende zählen die Punkte.“

 

Michael Heinen: Borussia führt in Fürth, kommt am Ende aber nicht über ein 1:1 hinaus, weil die Abwehr Hrgota vergessen hat.

 

Uwe Pirl: Borussia schießt in der ersten Halbzeit gegen Fürth zwei Tore. In der zweiten Halbzeit kommt wieder der Einbruch und es geht das Zittern los. Weil Fürth aber trotz Hrgota die grundsätzliche Qualität fehlt, reicht es zu einem glücklichen 2:1-Auswärtssieg.