Nun steht er also wieder an, der viel zitierte Zahnarztbesuch beim FC Bayern München. Als Sebastian Prödl im Jahr 2015 diesen Spruch prägte, stimmte aus Gladbacher Sicht daran schon einiges nicht mehr. Gegen kein anderes Team der Bundesliga hat der FC Bayern in jüngster Vergangenheit so schlecht ausgesehen wie gegen die Elf vom Niederrhein. Im besagten Jahr 2015 zum Beispiel siegte Gladbach in München mit 2:0, Doppeltorschütze war damals Raffael. Im Hinspiel der Saison 2015/2016 siegte Gladbach mit 3:1, das Rückspiel endete mit 1:1. Natürlich ist vielen auch noch die deutliche Niederlage aus dem Mai 2021 gegenwärtig, als die Bayern zur Pause schon mit 4:0 führten und 6:0 siegten. Auf der Habenseite steht dort natürlich auch der emotionale 2:1-Erfolg durch Bensebainis verwandelten Elfmeter in der Schlussminute oder das grandiose 5:0 im DFB-Pokal. Nimmt man die reinen Zahlen der letzten fünf Partien insgesamt in der Bundesliga, haben beide Mannschaften je 13 Punkte geholt. In diesem Zeitraum haben die Bayern lediglich zwei Tore mehr geschossen als die Borussen, aber auch eins mehr kassiert.

Doch genug aus der Vergangenheit und der Statistikabteilung, wenden wir uns der Gegenwart zu. Trotz der oben zitierten Punktgleichheit sind die Bayern in dieser Partie der klare Favorit. Die Münchner führen mit drei Siegen in drei Spielen unangefochten die Tabelle an. Erstaunlich ist die Tatsache, dass die Bayern bereits 15 Tore geschossen haben. Viele hatten nach dem Abgang des Top-Torjägers Robert Lewandowski die Vermutung, dass Bayern Münchens Torquote sinken würde. Weit gefehlt, im letzten Jahr standen am selben Spieltag gerade mal neun erzielte Treffer zu Buche. Insgesamt ist der FCB nun schwerer ausrechenbarer geworden. Wo früher viele Angriffe von Lewandowski eingeleitet und vollendet worden, sind jetzt Sané, Mané und Coman schwerer zu kontrollieren. Wenn die Offensive des Tabellenführers ins Rollen kommt, ist sie nur schwer zu stoppen. Dies war zum Beispiel auch beim ersten Treffer im Bochum zu sehen, wo die Abwehr des Revierclubs binnen Sekunden in Unordnung gebracht wurde.

Borussias Hintermannschaft braucht in München schon eine hochkonzentrierte Leistung, um diesem Angriffswirbel zu widerstehen. Vor allem die Position des Rechtsverteidigers in Mönchengladbach Viererkette wird wichtig sein. Bis jetzt hat Scally seine Aufgabe gut gelöst, aber gegen Hertha mit Mittelstädt und Serdar oder Schalke mit Mohr und Ouwejan  war er nicht großartig gefordert. Am ersten Spieltag gegen Hoffenheim hatte er mit Skov und Kabak das ein oder andere Problem. Sollten die Bayern mit Hernandéz und Sané über diese Seite kommen, wird der junge US-Amerikaner seine erste Feuerprobe in dieser Saison bestehen müssen. Vielleicht überrascht uns unser Trainer Daniel Farke aber auch mit dem Einsatz von Stefan Lainer, der mit seiner Zweikampfstärke und seiner Aggressivität stabilisierend auf die Abwehrkette wirken könnte. (EDIT: Wird er nicht, denn laut PK fällt der Österreicher wohl aus....) Viel wird auch davon abhängen, ob Kramer und Koné im Mittelfeld in die Zweikämpfe kommen und die Passwege zustellen können. Sollte Bensebaini seinen grippalen Infekt nicht rechtzeitig auskurieren, wird Farke gezwungen sein, zu wechseln. Entweder Luca Netz kommt rein oder Elvedi rückt nach außen, Friedrich in die Innenverteidigung. Die hat sich aber inzwischen eingespielt, ein Wechsel dort wäre riskant.  


Da der Übungsleiter der Borussia nicht dazu neigt, im Kader zu rotieren, ist davon auszugehen, dass die Borussia mit derselben Startelf wie gegen Hertha beginnen wird. Spannend wird die Personalie Lars Stindl werden. Sollte der Capitano rechtzeitig fit werden, wäre ein Startelf-Einsatz für ihn durchaus denkbar. Bleibt die Frage, wer für ihn weichen muss. Neuhaus wäre der erste Kandidat. 

So oder so wird der Besuch auf dem Zahnarztstuhl in der Allianz-Arena für Gladbach ein richtungsweisendes Spiel werden. Mit einem Sieg der Borussia in München hätte die Presse endlich wieder ein Revival der 70er Jahre und könnte lang und breit darüber schreiben, dass die Bayern auf dem Weg zum elften Titel in Folge noch lange nicht durch sind. Sollten die Bayern gewinnen, wäre es eine Überlegung wert, noch vor der ungeliebten Winter-WM die Schale in München abzuliefern.

 

Claus-Dieter Mayer: Die hauen uns weg! Mit einem 5:1-Sieg können die Bayern ihre zuletzt eher schwache Bilanz gegen den Angstgegner aus Gladbach etwas verbessern und damit die niederrheinischen Träume, es könne mal wieder ein Titelrennen wie in den 70er Jahren geben, gleich begraben.

Michael Heinen: Der positive Trend der letzten Jahre (8 Siege und 3 Unentschieden aus den letzten 17 Klassikern) wird sich leider nicht fortsetzen. In den letzten 4 Jahren setzte es mit 0:6, 1:5 und 1:5 immerhin auch drei deftige Niederlagen. Am Samstag wird es mit einem 3:0-Sieg der Bayern etwas weniger schmerzhaft.

Thomas Häcki: Dreimal wurde die Borussia zuletzt ihrem Ruf als Angstgegner gerecht. Einem FCB in dieser Form kann man jedoch nichts entgegen setzen. Nach dem 0:3 ist liegt der Fokus auf den nächsten Spielen.

Christian Spoo: Bayern ist im Moment nicht einmal für Borussia schlagbar. Farke & Friends sollten sich von der 0:4-Niederlage nicht beeindrucken lassen. Die folgenden Spiele sind entscheidender.

Volkhard Patten: Nach der 1:4-Niederlage weiß die Borussia nun, wo sie in der Liga steht. Auch dieses Jahr wird es nichts mit der Meisterschale, sollten wir nach einem Titel schielen wollen, muss es der DFB-Pokal werden.

Uwe Pirl: Wenn alles normal läuft, ist für Bayern ein klarer Sieg Pflicht. Aber halt, gegen Gladbach läuft es ja selten normal! Auch dieses Mal nicht? Borussia wehrt sich, Borussia macht es den Bayern schwer, aber dieses Mal sind die einfach besser. 2:0 für Bayern.

Michael Oehm: Ich bin voll des Optimismus und glaube daher, dass wir in den Spielen danach nicht chancenlos sind. Aber am Samstag. 4-0.

Christian Grünewald: Borussia wird gegen die Bayern zu Chancen kommen, kriegt den Laden aber nicht dicht - 4:2 für den Gastgeber.