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Zuallererst die Antwort auf die Frage, ob es möglich ist, die Bayern dreimal in einer Saison zu schlagen. Natürlich ist es möglich, nur geschafft hat es noch keiner. Zumindest nicht, wenn man die Bundesliga und den DfB-Pokal als Grundlage nimmt und von evtl. deutsch-deutschen Duelle im Europapokal oder Pseudowettbewerbe wie den Supercup außer Acht lässt. Zwar gelang es schon dem 1.FC Kaiserslautern, in allen drei Spielen unbesiegt zu bleiben, aber drei Erfolge? Nein, dieses gelang weder Dortmund in den Neunzigern, dem HSV in den Achtzigern und schon gar nicht den Borussen in den glorreichen Siebzigern. Was letztere in ein statistisches Dilemma bringt, hat man doch den Bayern in der Bundesliga bereits zwei Niederlagen zugefügt.


Kommen wir zur nächsten Frage: Hat es ein Team schon einmal geschafft, 20 Tore in nur drei Spielen zu erreichen. Ja, wenn man DfB-Pokalspiele gegen Hintertupfing-Kleindorf hinzunimmt. Dass aber eine solche Torflut gegen – auf dem Papier – erstklassige Gegner wie Hoffenheim, Basel und Berlin gelingt, ist zumindest nicht erinnerlich. Immerhin hatte gerade Manchester United Bezwinger Basel noch wenige Tage zuvor den Bayern die Grenze aufgezeigt und damit eine kleinere Krise an der Säbener Straße provoziert. Ausscheiden? Gegen den Wunschgegner aus Basel? Und somit das Endspiel im eigenen Stadion verpassen? Undenkbar! Spätestens als man eine Woche später aber in Leverkusen mit 0:2 die Segel streichen musste, wurden die leisen Zweifel öffentlich. Sportdirektor Nerlinger schrieb die Meisterschaft ab. Zehn Spieltage vor Schluss erschien dies außergewöhnlich. Zwar beherrschen die Bayern den Griff in die psychologische Kiste wie kein anderer deutscher Verein, doch wirkte Nerlingers Kapitulation diesmal echt. Zu uninspiriert, zu zerstritten präsentierte sich das Team von Trainer Heynckes, dessen Abschied nun in den Bereich des Wahrscheinlichen rückte. Und nun dieses Comeback. Plötzlich stellt sich Fußballdeutschland die Frage, wer die Bayern auf ihrem Weg zum Triple stoppen kann.


Dass es ausgerechnet die Borussia sein würde, erschien bis zum Wochenende höchst fragwürdig. In der Zeit der bajuwarischen Wiederauferstehung machte die Überraschungsmannschaft ihre erste ernste Krise durch. Keine Andeutungen mehr vom Traumfußball der letzten Wochen und Monate. Herrmanns Ausfall schien nicht kompensierbar zu sein. Reus und Dante spielten zeitweilig so uninspiriert, dass böse Zungen sie bereits gedanklich bei ihren neuen Arbeitgeber wähnten. Der vierte Platz schien ernsthaft in Gefahr zu sein für das Team, dem Optimisten noch vor Monatsfrist Chancen auf die deutsche Meisterschaft eingeräumt hatten. Doch auch den Borussen gelang ein Comeback, wenn auch bei weitem nicht so furios wie den Bayern. Nach einem 2:1 Auswärtserfolg beim letzten Bayern-Bezwinger scheint es zumindest beim Thema Champions-League-Qualifikation Entwarnung zu geben. Zwölf Punkte müsste die Konkurrenz in acht verbleibenden Spielen aufholen. Wer die Auftritte von Leverkusen und Bremen in den letzten Tagen verfolgt hat, mag daran nicht wirklich glauben. Doch reicht dieses Comeback auch, um den derzeit rollenden Bayern-Express zu stoppen?


So wichtig der Sieg in Leverkusen auch war, bis zum glücklichen Ende konnte der neutrale Beobachter sehen, dass auch für die Borussia die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Die Verteidigung stand wie gewohnt sicher, aber das Umschalten in den Angriff erfolgt bei weitem nicht mehr so sicher, wie man es aus den ersten zwanzig Spielen gewohnt war. Und dies liegt nur zum kleineren Teil an der Personalie Herrmann, die auch in Leverkusen nicht zur vollständigen Zufriedenheit gelöst werden konnte. Nach den Experimenten mit Leckie und Reus auf der Außenbahn konnte auch Wendt nicht zu einer gleichwertigen Lösung beitragen. Nun liegen die Hoffnungen bei Alexander Ring, der bei seinen beiden Kurzeinsätzen jeweils für Belebung im Gladbacher Spiel sorgte. Doch ist der Finne auch ein Mann für neunzig Minuten? Trainer Favre zweifelte dies bislang an, aber er hat auf der anderen Seite auch nicht viele Alternativen. Doch selbst wenn Ring der ersehnte Ersatz sein sollte, kann er nicht die Lösung für alle Probleme sein. Im zentralen Mittelfeld scheint die Sicherheit verloren gegangen zu sein. Was schon in Nürnberg und gegen Freiburg zu beobachten war, setzte sich in Leverkusen fort. Pässe über kurze Distanz misslingen ungewohnt oft. In der Folge lässt sich die Borussia tief fallen. Oft so tief, dass der Gegner immensen Druck entfalten kann, den auch eine sichere Verteidigung nicht gänzlich unterbinden kann. Gegen eine Mannschaft wie Bayern München muss dies tödlich sein. Insbesondere seit das Duo Ribery / Robben wieder in bestechend guter Form ist. Spielentscheidender als die Außenbahn ist somit die Sicherheit im defensiven Mittelfeld. Diese zurückzugewinnen ist eines der Fragezeichen, die Lucien Favre lösen muss.


Beide Mannschaften können annähernd in Bestbesetzung antreten. Bei den Bayern ist der Einsatz von Schweinsteiger fraglich. Sein Ausfall wäre aber vermutlich weniger dramatisch, als man noch vor zwei Wochen vermutet hätte. Zum einen brillierten die Münchener auch ohne ihn, zum anderen hatte der Nationalspieler im Januar Probleme mit dem Mönchengladbacher Rasen. Als einziger Teilnehmer übrigens, weshalb ihm zu raten wäre, sich auf einem Golfplatz für die Europameisterschaft vorzubereiten. Wäre Schweinsteigers Ausfall also wirklich ein herber Verlust? Hier zeigt sich die Rollenverteilung für das Halbfinale. Auch ohne ihren Kapitän sind die Bayern am Mittwoch klarer Favorit. Neben ihrer Galaform gibt es aus ihrer Sicht auch einige Punkte, die motivierend wirken. Es gelang dem Rekordmeister bislang nicht, den alten Rivalen zu packen. Nicht in der Bundesliga, nicht bei der Personalie Reus, nicht beim Trainer und auch der Transfer von Dante scheint nicht so sicher zu sein, wie es der Boulevard gerne berichtet. Das ist ungewohnt für das Selbstverständnis. Aus bayrischer Sicht ist es also an der Zeit, die Verhältnisse wieder gerade zu rücken. Erst in Mönchengladbach und dann vielleicht im Finale gegen Borussia Dortmund. Am Niederrhein braucht man hingegen bekanntlich keine Motivation und hofft auf den psychologischen Effekt aus dem Leverkusenspiel um das Wunder wahr zu machen. Deren gab es diese Saison bereits en gros. Ein erneuter Sieg wäre aber zweifellos ein neuer Höhepunkt. Und ein Sieg gegen die Statistik, konnte man sich doch noch nie gegen die Münchener im Pokal durchsetzen. Ein bisschen viel Wunder, so scheint es. Aber vielleicht hat der Pokal ja wieder mal seine eigenen Gesetze.


Die Borussia:

Ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dante, Daems – Neustädter, Nordtveit, Ring, Arango – Reus, Hanke

 

Der FC Bayern:

Neuer – Alaba, Boateng, Badstuber, Lahm – Kroos, Gustavo – Robben, Müller, Ribery  - Gomez


Tipps


Thomas Häcki: Bei den Bayern läuft es, die Borussen stottern. Zwar werden die Bayern nicht erneut zum Abschusstraining eingeladen, doch der 2:0-Sieg ist letztendlich ungefährdet.

Michael Heinen: Es wird enger als viele „Experten“ vor der Partie glauben. Nachdem die ersten 90 Minuten mit einem 1:1 enden, gewinnen die Bayern am Ende aber doch dank eines unberechtigten Elfmeters.

Christoph Clausen:Wenn der Gegner 20 Tore in den letzten drei Spielen erzielt hat und man selbst 2, dann ist der Gegner Favorit. Somit tippe ich denn ein 0:3 und hoffe im Stillen auf die viel bemühten eigenen Gesetze.

Christian Spoo:Borussias Defensive zeigte sich in Leverkusen ungewohnt zappelig. Bayerns Offensive ist in bestechender Form. So verpasst Borussia den dritten Sieg gegen den Rekordmeister und -pokalsieger binnen einer Saison. Bayern gewinnt im Borussia-Park mit 3:1.

Christian Heimanns: Vor dem ersten Saisonspiel waren die Bayern haushoher Favorit, vor dem zweiten wollten sie als Herbstmeister und Fastmeister richtig durchstarten, vor dem dritten kommen sie mit 20:0 Toren aus drei Spielen. Wenn sie mit 20:2 nach Hause fahren, haben sie immer noch eine tolle Torbilanz.