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5 Wochen nach dem unglücklichen 2:2 der Borussia gegen den VfL Wolfsburg startet die Bundesliga mit ihrem größten Klassiker in die Rückrunde. Borussia Mönchengladbach trifft auf Bayern München. Der sensationelle Tabellen-Dritte empfängt den unangefochtenen Tabellenführer. Mehr Spitzenspiel geht kaum. Auf beiden Seiten wird man sehr daran interessiert sein, die jeweils überragenden Leistungen der Vorrunde fortzusetzen und die noch laufenden Erfolgsserien weiterzuführen.

Borussia ist daheim ungeschlagen und blieb in den letzten 8 Spielen der Vorrunde ohne Niederlage. Über die Erfolge des Weltpokalsiegers mit insbesondere 41 Bundesligaspielen ohne Niederlage wurde in den Medien zu genüge berichtet. In den letzten 11 direkten Duellen wurden sechsmal die Punkte geteilt. Nur zweimal hingegen konnten die Bayern in diesem Zeitraum in Mönchengladbach gewinnen. Freunde der Statistik sollten ihr Geld also wohl am ehesten auf ein Remis setzen.

Doch fernab aller Zahlen ist bekannt, wie dominant die Bayern in dieser Saison auftreten. Die beiden Ligaspiele, in denen für sie kein Sieg heraussprang waren zum einen das 1:1 in Leverkusen, bei dem der Tabellenzweite phasenweise wie eine Schülermannschaft vorgeführt und einzig durch die eklatante Chancenverwertung des Spitzenreiters gerettet wurde. Zum anderen ein 1:1 in Freiburg, bei dem der Außenseiter über weite Strecken ebenso hoffnungslos unterlegen war und am Ende von einem späten Ausgleichstor profitiere, da die etwas übermütigen Gäste es zuvor versäumt hatten, dem 1:0 weitere Tore folgen zu lassen.

Ohne etwas Glück wird es auch Borussia schwer haben, gegen die derzeit beste Mannschaft der Welt zu bestehen. Im Hinspiel blieb dieses versagt, als Alvaro Dominguez innerhalb von einer Minute gleich zwei Handelfmeter verursachte, von denen aber mindestens einer höchst fragwürdig war. Ausgerechnet jener Dominguez rückt zum Rückrundenauftakt gleich wieder in den Fokus. Nachdem er in den letzten Spielen so hervorragend wie erfolgreich durch Tony Jantschke in der Innenverteidigung ersetzt worden war, spült dessen Verletzung jetzt wieder den Spanier in die Startelf. Es mutet ein wenig seltsam an, dass man diesen Wechsel mit leichten Bauchschmerzen zur Kenntnis nimmt - galt Dominguez doch vor seiner Verletzung als ebenso unumstrittener wie solider Stammspieler.

Lucien Favre wird einmal mehr eine höchst vorhersehbare Startelf ins Rennen schicken - und zwar dieselbe, die bereits im Testspiel beim VfL Bochum Spielpraxis sammeln konnte. Auf die Möglichkeit des Einspielens verzichtete Pep Guardiola, indem er bei RB Salzburg lieber einige Experimente wagte, die nur sehr bedingt aufgingen. Das folgerichtige 0:3 wurde von Borussias Verantwortlichen zurecht nüchterner eingeschätzt als von diversen Medien, die bei einem Punktverlust im Borussia-Park bereits eine Bayern-Krise herbeireden dürften. Testspiele mögen etwas interessantere Aufschlüsse bieten als normale Trainingsspiele. Sie sollten aber nicht überbewertet werden. Allzu oft haben einzelne Spieler in den Tests von sich reden gemacht, um dann im Meisterschaftsalltag aber wieder komplett unterzutauchen.

Von daher sollten auch die Erwartungen am dreifachen Winter-Torschützen Peniel Mlapa nicht zu hochgeschraubt werden. Es ist positiv, dass er sich trotz der deprimierenden Vorrunde nicht hat hängen lassen, sondern seine Chance genutzt und sich aufgedrängt hat. Dies sollte Favre vielleicht schon Freitag, ganz bestimmt aber in einem der nächsten Spiele, mit einem Kaderplatz belohnen. Ob der Ex-Hoffenheimer damit aber gleich schon an Hrgota oder de Jong vorbeigezogen ist, bleibt abzuwarten. Entscheidend wird hierfür weiterhin sein, wie sich die Ersatzstürmer bei ihren Kurzeinsätzen in der Liga präsentieren.

Welche Auswirkungen die Niederlage der Bayern in Salzburg auf den Rückrundenauftakt haben mag, ist ebenso spekulativ. Skeptiker fürchten, dass die Münchener durch diesen Dämpfer aufgewacht sein könnten und jetzt erst recht konzentriert und engagiert in den Borussia-Park reisen. Andererseits kann das Ergebnis dazu beitragen, dass der Mythos der vermeintlich unbezwingbaren Bayern - gerade in den Köpfen einiger Borussen-Spieler - etwas relativiert wird. Es ist nicht zu erwarten dass Guardiola seine Mannschaft ähnlich vogelwild in ein Pflichtspiel schicken wird. Viele Gegner scheitern aber an den Bayern schon allein deshalb, weil sie sich bereits zu Spielbeginn ihrer Chancenlosigkeit allzu bewusst sind und sich mit der bevorstehenden Niederlage schon im Voraus abgefunden zu haben scheinen.

So viel Demut sollte Borussia nach den Leistungen der Hinrunde und auch nach den letzten Spielen gegen die Bayern nicht nötig haben. Eine (knappe) Niederlage wäre zwar sicher keine Schande sollte aber nicht von vorneherein als "normal" akzeptiert werden. Gerade im Borussia-Park hat die Mannschaft genügend Qualitäten gezeigt, die einen jeden Gegner in Bedrängnis bringen können.

Sicherlich kein Nachteil ist es dabei, dass mit Ribery, Schweinsteiger und Martinez drei Schlüsselspieler des Gegners ausfallen und mit Robben und Lahm zwei weitere angeschlagen sind. Gerade der Franzose ist ein Spieler, der inmitten einer Vielzahl von Weltklasse-Spielern noch einmal einen Unterschied ausmachen und selbst schwierige Spiele im Alleingang entscheiden kann. Die Stärke der Bayern besteht allerdings mittlerweile darin, dass man selbst ohne 3-5 Topstars immer noch eine Mannschaft auf den Platz bringt, die in dieser Liga ihresgleichen sucht. Ein Mario Götze z. B. kann an guten Tagen ebenfalls jeden Gegner knacken. Ein Thiago mag zwar defensiv immer mal wieder gewisse Schwächen offenbaren, ist dafür aber noch etwas genialer als Schweinsteiger.

Neben dem bereits beschworenen Glück wird es auf eine gute Defensive ankommen, die sich keine Fehler erlauben darf. Selbst in den erfolgreichen letzten Spielen gab es immer wieder Ungenauigkeiten und individuelle Patzer, die von den Münchenern mit hoher Wahrscheinlichkeit konsequenter genutzt werden. Lucien Favre mahnt zudem an, mit hohem Tempo spielen zu wollen, um die Bayern - idealerweise wie in den furiosen ersten 20 Minuten beim 3:4 im Vorjahr - unter Druck zu setzen und selbst zu Fehlern zu zwingen.

Etwas Glück, wenig Fehler, hohes Tempo. Im Grunde werden all die Zutaten benötigt, die stets zu einem erfolgreichen Ergebnis beitragen - nur halt noch um einiges ausgeprägter als gegen einen "normalen" Gegner. Liefert Borussia über 90 Minuten eine konzentrierte, engagierte Leistung ab, so muss einem absolut nicht bange sein vor dem Start in die Rückrunde, bei dem der Gast weit mehr zu verlieren hat.

Borussia: ter Stegen - Korb, Stranzl, Dominguez, Wendt - Herrmann, Kramer, Xhaka, Arango - Raffael, Kruse

Bayern: Neuer - Rafinha, Boateng, Dante, Alaba - Thiago, Lahm, Kroos, - Müller, Mandzukic, Götze

SEITENWAHL-TIPPS

Michael Heinen: "Da Ribery ausfällt, traue ich Borussia eine Überraschung zu. "Normal" wäre zwar ein 1:2 oder 1:3. Aber wenn alles gut läuft, dann ist ein 2:2 möglich. Und unter welchen Voraussetzungen sollte es besser laufen können als bei Flutlicht vor vollem Haus im Borussia-Park?"

Christoph Clausen: "Es schmerzt, eine Gladbacher Heimniederlage zu tippen. Es schmerzt, einen Bayern-Sieg zu tippen. Trotz aller erfreulichen Annäherung bleibt es aber der realistischste Tipp (Widerlegungen werden gern genommen): Abgezockte Bayern siegen mit 1:0."

Christian Spoo: "Bayern wird sich keine Blöße geben, so dass Borussia für eine engagierte Leistung nicht belohnt wird und mit 1:3 verliert."

Thomas Häcki: "Keine Frage, auch die Dominanz der Bayern wird einmal ein Ende haben. Allerdings erst dann, wenn es niemand erwartet. Beim Tabellendritten wird es somit keinesfalls soweit sein. Mit dem 1:1 können aber alle gut leben."

Christian Heimanns: "Angestachelt von der letzten Pleite, versuchen die Bayern um jeden Preis, Revanche für Salzburg zu nehmen. Haben aber Gladbach vor sich und kommen nur zu einem 2:2."