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Das Kuriosum kam nach dem Ende des Spiels. Freundlich lächelnd, fast gelöst, trat Lucien Favre vor die Kamera um sein Statement zum Spiel gegen Hoffenheim abzugeben. Er habe ein gutes Spiel gesehen. Auch die zweite Halbzeit sei für ihn nicht schlecht und der Gegner eben auch stark gewesen, besonders in der Offensive. Fast hätte man glauben können, die Borussia habe grade unglücklich gegen die übermächtigen Bayern unentschieden gespielt. Hatte sie aber nicht. Am Ende stand ein enttäuschendes 2:2 gegen eine Mannschaft, die sich in dieser Saison eher nach unten als nach oben orientieren wird. Für den kritischen Beobachter drängt sich daher die Frage auf, ob man an der Weisweiler Allee grade das berühmte Pfeifen im Walde vernimmt.

Nun ist Lucien Favre als ein Trainer bekannt, dessen Ehrgeiz nur noch von seinem Fußball-Sachverstand übertroffen wird. Und so klang auch die weitere Spielanalyse des Schweizers durchaus kritischer. Mit dem Punktgewinn könne man nicht zufrieden sein. Die Gegentore seien unnötig gewesen. Man befinde sich generell in einer schwierigen Phase. Max Eberl fand sogar noch deutlichere Worte, als er kurz nach dem Spiel äußerte, er sei „sauer“. Auch wenn man in Mönchengladbach das Wort „Krise“ zu vermeiden versucht, zufrieden ist man mit der derzeitigen Situation nicht. Dabei sollte man sie auch nicht überbewerten. Die Borussia befindet sich in keiner existenziell dramatischen Lage. Niederlagen gehören zum Sport dazu und es wird auch wieder Siege im Park geben. Auch rauschende. Wozu die Mannschaft in der Lage ist, hat sie in der Hinrunde zu Genüge bewiesen. Fakt ist aber auch, dass sie ihr Potential momentan nicht ansatzweise ausschöpft. Daher erscheint es wenig sinnvoll, das böse Wort „Krise“ zu scheuen. Vielmehr ist es wichtig, die richtigen Schlüsse zu ziehen und zu reagieren, um möglichst schnell wieder in die Erfolgsspur zu kommen.

Bereits in der Hinrunde waren die Drucksituationen, der sich die Borussia jetzt ausgesetzt sieht, vorhanden. Insbesondere in den Heimspielen gegen Nürnberg, Freiburg und Wolfsburg drohte der Gegner das Spiel für sich zu entscheiden. Was dem Team von Lucien Favre damals half, war neben einem Quäntchen Glück eine abgeklärte und effiziente Offensive. Die vielbejubelte „fantastische Vier“ war es, die am Ende den entscheidenden Unterschied ausmachte. Diese Effizienz fehlt derzeit. Insbesondere an Max Kruse wird dies deutlich. Sein Einsatz ist weiterhin vorbildlich, seine fußballerische Klasse steht außer Frage. Dennoch ist seine Formkrise für jeden ersichtlich. Wo vorher Gefahr war, trifft er nun beständig die falschen Entscheidungen. Die Frage stellt sich, ob er in dieser Form der Mannschaft weiterhelfen kann, oder ob es nicht an der Zeit wäre, Alternativen zu prüfen. „Vergessen Sie nicht Hrgota!“ hatte der Trainer nach dem Abgang von Luuk de Jong auf die Frage nach möglichen Sturm-Alternativen geantwortet. Tatsächlich scheint der junge Schwede die ideale Zweitbesetzung für diese Position. Allerdings ersetzt er derzeit den verletzten Arango auf der ungeliebten linken Außenposition. Eine Position mit welcher ein weiteres Talent, Amin Younes, liebäugelt, sollte Arango am Samstag nicht zur Verfügung stehen. Natürlich sind dies lediglich Optionen, die Verbesserungen nicht zwingend versprechen können. Dass sie die Mannschaft aber auch weiterbringen können zeigen die Beispiele Kramer und Korb, die zu Saisonbeginn nicht unbedingt zu Stamm zählten, nun aber aus diesem nicht mehr wegzudenken sind. Ein bisschen mehr Mut zur Veränderung darf es schon sein. Ein Weiter-so scheint hingegen nicht mehr erfolgsversprechend zu sein.

Es scheint nicht viel zu fehlen, um wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Nach dem desolaten Auftritt gegen Leverkusen war die Mannschaft in Bremen und gegen Hoffenheim nahe an einem Sieg dran. Das man sich derzeit gegen angeschlagene Gegner nicht durchzusetzen vermag, ist auch sehr stark mit der Psyche zu erklären. Derzeit belohnt man sich nicht und lässt sich von Gegendruck unnötig aus dem Konzept bringen. Die Borussia spielt derzeit weniger wie ein Abstiegskandidat, vielmehr wie ein überforderter Zweitligist, dem die Reife für den Erfolg in der höchsten deutschen Spielklasse fehlt. Interessant ist es daher, am Wochenende ausgerechnet auf Eintracht Braunschweig zu treffen. Viele Experten hatten den Niedersachsen vor Saisonbeginn eben diese Reife abgesprochen. Besonders in den ersten Spielen schien die Eintracht dies zu bestätigen. Auch Trainer Thorsten Lieberknecht wurde nicht müde, auf die beschränkten Möglichkeiten des Vereins hinzuweisen. Die Eintracht blieb weiter ein beliebter Punktelieferant, konnte in der Folge jedoch einige überraschende Akzente setzen. Besonders vermeintlich spielstarke Teams, wie Leverkusen, Wolfsburg oder eben Hoffenheim erlebten bereits böse Überraschungen. Wer Braunschweig also unterschätzt oder gar als Selbstläufer betrachtet, kann sich schnell auf dieser Überraschungsliste wiederfinden.

Nun empfängt das schlechteste Team der Hinrunde die zweitschlechteste Mannschaft der Rückrunde zum Krisengipfel. Vieles deutet darauf hin, dass es den Fohlen auch in Braunschweig schwer fallen wird, den Negativtrend zu stoppen. Frei nach dem Motto „Rennen und kämpfen geht immer“ versucht die Eintracht individuelle Defizite durch Kampfgeist wett zumachen. Und die Entwicklung gibt den Löwen Recht. Lediglich in Frankfurt verlor man in diesem Jahr deutlich. Der kriselnde HSV wurde trotz zweifachem Rückschlag nieder gerungen, gegen Dortmund wäre mit etwas Glück auch ein Punkt drin gewesen. Gegen die zuletzt aufstrebenden Nürnberger zeigte sich aber, dass Reife eben auch ihre Zeit braucht. Trotz Überzahl und spielerischer Überlegenheit gab man eine 1:0 Führung ab und fuhr ohne Punkte nach Hause. Braunschweig hat den Klassenerhalt noch nicht zu den Akten gelegt. Angesichts der schwächelnden Konkurrenz ist es durchaus möglich, den Beispielen von Augsburg, Freiburg und Hoffenheim (oder eben Gladbach vor drei Jahren) zu folgen und die Klasse zu halten. Braunschweigs Trumpf ist der Aufstiegsheld Kumbela, der in den letzten beiden Spielen viermal traf und sich derzeit in einer Top-Form befindet. Ebenso ist auf den zurückkehrenden Bellarabi zu achten, bei dem allerdings Licht und Schatten beständig wechseln. Ansonsten herrscht solides Mittelmaß, deutliche Schwächen sind allenfalls auf den Außenverteidigerpositionen auszumachen. Der Borussia ist zu wünschen, an ihre Kaltschnäuzigkeit aus dem Hinspiel anzuknüpfen. Damals lies man die Niedersachsen unnötig ins Spiel zurückkehren, schlug dann aber eiskalt noch zweimal zu. Eine grüße Überraschung wäre allerdings eine Wiederholung des letzten Aufeinandertreffens in Braunschweig, dass mit 4:0 gewonnen wurde. Damals wurden die Fohlen übrigens Vierter, für die Löwen endete die Saison mit dem Abstieg.

 

Borussia: ter Stegen – Korb, Jantschke, Stranzl, Daems – Kramer, Xhaka - Herrmann, Raffael, Hrgota – Kruse 

Eintracht: Davari - Kessel, Bicakcic, Correia, Reichel - Theuerkauf, Boland -Hochscheidt, Bellarabi – Kumbela, Nielsen 

 

Tipps:

Thomas Häcki: Auch in Braunschweig lässt man sich am Ende den Schneid abkaufen und verliert 0:1. Ärgerlich.

Michael Heinen: Wenn Borussia erneut so behäbig auftritt wie in den letzten Wochen, könnte es gegen die kampfstarken Braunschweiger ein sehr bitterer Nachmittag werden. Andernfalls spricht aber der Qualitätsvorteil für einen 2:1-Auswärtssieg.

Christoph Clausen: Zwei Punkte verschenkt, die dritte. Nach dem 0:0 in Braunschweig herrscht fürs Erste die Ratlosigkeit am Niederrhein.

Christian Spoo: Wenn man mal die Seuche hat, hat man sie richtig. Trotz 100:1 Chancen für Borussia springt nur ein Pünktchen beim Auswärtsspiel in Braunschweig heraus. 1:1.

Christian Heimanns: Auch in Braunschweig wird Karneval gefeiert, angeblich. Aber nicht von den beiden Spielbeteiligten Mannschaften, von denen keine sich über das 1:1 freut.