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Die zunehmende Polyvalenz der Fußballprofis macht eine Trennung der Bereiche in Abwehr, Mittelfeld und Sturm zunehmend schwierig, so dass eine Unterteilung in Defensive und Offensive sinnvoller scheint. Die Defensive ist dabei das größere Sorgenkind der deutschen Nationalelf. Im Grunde wird Allrounder Philipp Lahm gleich auf drei Positionen dringlich benötigt. Da er aber nur auf einer wird spielen können, muss Jogi Löw noch ein paar andere Defensivspieler nominieren. In der Innenverteidigung sind die Positionen mit Mertesacker, Hummels, Boateng und Höwedes vergeben. Da der Schalker aber auch als Kandidat für die Außenbahnen in Frage kommt, könnte Löw noch einen weiteren Abwehrspieler für die Zentrale berufen.

Ein wenig schade ist es, dass Tony Jantschke erst so spät in der Saison in die Innenverteidigung gerückt ist. Dort spielte er zuletzt so überragend, dass er auch für Jogi Löw ein logischer Kandidat sein sollte. Nicht umsonst verfügt Borussia über die drittbeste Defensive der Liga. Vor den DFB-Newcomern Ginter und Mustafi braucht sich der Borusse ganz bestimmt nicht zu verstecken, zumal er ebenfalls ein Notfall-Kandidat für beide Außenbahnen wäre. Allermindestens eine Nominierung für das Polen-Spiel hat sich der einstige U21-Stammspieler jetzt endlich einmal verdient. Zu mehr wird es dann aber doch (noch) nicht reichen.

Mit den vier gesetzten Spielern werden beide IV-Positionen bereits doppelt abgesichert, was im Normalfall für das anstehende Turnier ausreichen sollte. Ginter war in Freiburg zuletzt nicht immer fehlerfrei und sollte sich zunächst einmal in Dortmund auf höherem Niveau beweisen. Auch für Shkodran Mustafi, der ebenfalls gegen Chile erstmals in den Nationalelf-Kader berufen worden war, wird die Zeit erst nach der WM kommen. So beachtlich es ist, mit 22 Jahren Stammspieler in der Serie A zu sein.

Neben Höwedes und Lahm haben die beiden Dortmunder Großkreutz und Schmelzer beste Aussichten auf den Außenbahnen. Es wäre halbwegs absurd, wenn die Hamburger Marcell Jansen und Heiko Westermann für eine katastrophale Saison belohnt würden. Selbst wenn die beiden sicherlich nicht die Hauptschuldigen an der Misere des HSV sind, so sind sie doch regelmäßig mittendrin im dortigen Hühnerhaufen. Gerade Westermann ist durch seine Polyvalenz in der Defensive dennoch ein ernstzunehmender Kandidat, da er bei Löw in der Vergangenheit regelmäßig einen Stein im Brett hatte.

Von den Medien ins Spiel gebracht wird immer wieder Erik Durm, was einmal mehr der Dortmunder Medien-Lobby geschuldet ist. Es wäre aber ein Armutszeugnis für den deutschen Fußball, wenn 19 Bundesliga-Spiele und ein einziges bemerkenswertes Spiel gegen an diesem Tag desolate Madrilenen für eine WM-Nominierung ausreichen. In dieser Rückrunde kommt Durm, größtenteils verletzungsbedingt, nur auf ganze 6 Liga-Einsätze, was jede Frage nach einer potentiellen Nominierung beantworten sollte.

Von den bereits vorgestellten Kandidaten kommen Lahm, Hummels, Westermann oder auch Großkreutz ebenso für die Position im defensiven Mittelfeld in Frage. Andersherum ist es bei Lars Bender, der auf der 6 schwerpunktmäßig zu Hause ist. Er hat sich aber in der Vergangenheit bereits als rechter Außenverteidiger so erfolgreich hervorgetan, dass er hier durchaus als weitere Alternative gelten kann.

Lars Bruder Sven Bender hatte zuletzt zu sehr mit Verletzungen zu kämpfen, als dass er ernsthaft für die WM in Frage kommt. Gleiches gilt leider für Ilkay Gündogan, der in Topform ein wichtiger Spieler für das deutsche Kreativspiel gewesen wäre. Umso tragischer, dass auch die beiden anderen Topkandidaten im defensiven Mittelfeld zuletzt mit Verletzungen zu kämpfen hatten. Bastian Schweinsteiger hat seit seiner Rückkehr ins Bayern-Mittelfeld noch immer nicht die nötige Konstanz gefunden. Bei Sami Khedira ist völlig ungewiss, wie schnell er sich von seinem Kreuzbandriss wieder erholen und in welcher Verfassung er in Brasilien auflaufen wird. Mangels adäquater Alternativen wird Löw ihn aber nach Brasilien mitnehmen müssen, sofern er halbwegs geradeaus laufen kann.

Auch Toni Kroos kommt für die (offensive) 6er-Position in Frage, womit sich dann der ernsthafte Kandidatenkreis fast schon erschöpft. In der Form der Vorrunde hätte Christoph Kramer Chancen haben können, sich bei Löw nachhaltig zu empfehlen. Insgesamt war es in der Rückrunde dann aber doch etwas zu dünn. Ebenso wie z. B. Simon Rolfes wird Kramer die WM vom heimischen TV aus ansehen dürfen.

Prognose: In der Innenverteidigung wird es zwischen dem zuletzt formschwachen Boateng und dem im Nationaldress oft schwachen Hummels einen spannenden Zweikampf um den Startelf-Platz neben Mertesacker geben. Für diese Entscheidung kann sich Löw aber noch ein paar Wochen länger Zeit lassen. Bei der letzten EM lud Löw 7 Abwehrspieler ein. Für den damals noch spielfitten Holger Badstuber könnte in diesem Jahr Kevin Großkreutz in den Kader rutschen, der angesichts seiner diesjährigen Leistungen zudem Favorit auf einen Stammplatz als Rechtsverteidiger ist. Boateng, Höwedes, Hummels, Lahm, Mertesacker und Schmelzer werden ebenso wie 2012 in den Kader berufen werden.

Im defensiven Mittelfeld wird Löw bemüht sein, seine turniererpropten Recken Schweinsteiger und Khedira in Topform zu bringen. Sollte dies nicht gelingen, ist Lahm erster Ersatzkandidat. Aber auch der zuverlässige Lars Bender und Toni Kroos dürfen sich dann Hoffnungen auf einen WM-Stammplatz machen.  Mit insgesamt 11 Defensivspielern könnte Löw aufgrund des Ausfalls von Gündogan ggf. einen weniger nominieren als vor 2 Jahren. Sollten allerdings bis zum Ende der Nominierungsfrist Zweifel am Fitnesszustand von Sami Khedira verbleiben, so dürfte Löw einen weiteren Defensiven berufen, was dann auch erhebliche Auswirkungen auf die Kaderchancen von Max Kruse hätte. Da Lahm in diesem Fall als Kandidat für das defensive Mittelfeld einzuplanen ist, besitzen Westermann oder Mustafi die besten Chancen nachzurücken.