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Der vermeintlich leichteste Gegner in Borussias Gruppe wird am 23. Oktober um 21.05 Uhr den Borussia-Park beehren. 2 Wochen später am 6.11. muss Gladbach dann um 19 Uhr auswärts bei Apollon Limassol antreten. Das Spiel wird aller Voraussicht nach im GSP-Stadion von Nikosia stattfinden, also genau dort, wo Borussia bereits im September 2012 einen denkwürdigen Auftritt gegen den Stadtrivalen AEL hatte. Oscar Wendts verschossener Elfmeter in der 96. Minute wird allen Borussen-Fans noch ebenso im Gedächtnis sein wie das mühsame 2:0 im Rückspiel, das erst spät durch Tore von Igor de Camargo in der 79. und 90. Minute entschieden wurde. Lucien Favre wird diese Erinnerungen sicherlich wachrufen, wenn er in ein paar Wochen auf den nächsten "schweren Gegner" aus Limassol hinweisen wird.

In die aktuelle Saison ist die Mannschaft mäßig gestartet. Gegen AEK Larnaca gab es am 1. Spieltag eine überraschende 2:5-Heimniederlage, bei der ein gewisser Roberto Colautti gleich zweimal für die Gäste erfolgreich war. Im zweiten Spiel bei Ermis Aradippou konnte sich Limassol mit einem ungefährdeten 3:1-Sieg rehabilitieren. Mit dem 20jährigen Serben Luka Stojanovic, der sich zuletzt in der zweiten Mannschaft von Sporting Lissabon seine ersten Sporen im professionellen Fußball verdiente, wechselte Anfang September der bereits 8. neue Spieler zu Apollon. Damit ist die Fluktuation in dieser Spielzeit noch relativ moderat ausgefallen, denn Zypern ist so etwas wie das Paradies für Felix Magath: In den letzten zwei Jahren hat Limassol über 40 neue Akteure verpflichtet.  Eine eingespielte Mannschaft lässt sich so nur schwer herausarbeiten und gerade zu Beginn eines neuen Spieljahres ist die Leistungsfähigkeit der Mannschaft kaum seriös einzuschätzen.

Internationale Achtungserfolge

Im Vorjahr lieferten sich Apollon und AEL einen heißen Zweikampf um den 2. Platz in der zypriotischen Meisterrunde, den Apollon knapp verlor. Als 3. mussten sie somit in die Play-Offs zur Europa-League, wo sie bereits zu den 5 Teams gehörten, die Borussia hätten zugelost werden können. Stattdessen erwischte es Lokomotive Moskau, die sich nach dem 1:1 auf der Insel in einer guten Ausgangsposition wähnten. In der russischen Hauptstadt setzten die Zyprer aber mit einem 4:1-Sieg ein ähnlich großes Ausrufezeichen wie Borussia gegen Sarajevo.

Dass die Mannschaft von Trainer Christakis Cristoforou nicht zu unterschätzen ist, unterstrich sie bereits in der vergangenen Saison, als sie sich erstmals überhaupt für die Gruppenphase zur Europa-League qualifizierte. Und dies immerhin gegen den französischen Vertreter OSG Nizza, der daheim 2:0 besiegt wurde und dem das 1:0 im Rückspiel dann nicht mehr reichte. Zuvor war Apollon letztmals 2001 in der Endrunde eines europäischen Wettbewerbs,  dem UEFA-Cup, vertreten gewesen. In den 90er Jahren reichte es immerhin viermal zum Einzug in die 2. Runde, was den bislang größten internationalen Vereinserfolg darstellt.

2013 wurde durch zwei Achtungserfolge der 3. Rang in der Gruppenphase erreicht. Lazio wurde daheim ein 0:0 abgetrotzt, wobei auch das knappe 1:2 in Rom aller Ehren wert gewesen ist. Legia Warschau konnte nicht nur in der Tabelle abgehängt, sondern in Polen sogar mit 1:0 besiegt werden. Wenngleich es gegen Trabzonspor zwei Niederlagen gab: in keinem der - inkl. Playoffs - 8 Europacup-Spiele verloren die Zyprer mit mehr als 2 Toren Unterschied.

Bei diesen internationalen Spielen fanden sich nur zwischen 4.000 (gegen Warschau) und 12.000 Fans (gegen Trabzonspor) in Nikosia ein, so dass das dortige Stadion bei einer Kapazität von 22.859 maximal halbvoll geblieben ist. Auch gegen Moskau verliefen sich gerade einmal 7.146 Anhänger im GSP-Stadion. Borussias reiselustigen Fans sollten also keine größeren Probleme haben, sich für ihren Zypern-Trip mit Tickets einzudecken.

Pokalmannschaft

Die größten nationalen Erfolge feierte Apollon in den 1990er Jahren, als sie unter Trainer Diethelm Ferner 1991 und 1994 die Meisterschaft holten. Überhaupt waren es ausschließlich deutsche Trainer, die ihnen diesen Titel einbrachten, denn 2006 wurde unter Bernd Stange zum letzten Mal Platz 1 erzielt - und das sogar ungeschlagen. Auch Thomas von Heesen und der Schweizer Rolf Fringer gehören zu den ehemaligen, allerdings weniger erfolgreichen Übungsleitern von Limassol.

Im Pokal kann Apollon auf eine noch größere Titelsammlung verweisen. So wurde dieser Wettbewerb bereits 7x gewonnen, zuletzt 2013, so dass Apollon mit Fug und Recht als Pokalmannschaft bezeichnet werden kann. Für diese These spricht auch der zweite Einzug in die EL-Gruppenphase hintereinander.

Viel Erfahrung in der Mannschaft

Apollon ist es in den letzten Jahren gelungen, eine Reihe international erfahrener Akteure in die Mannschaft einzubauen. So kam im Vorjahr z. B. der bald 31jährige Franzose Bertrand Robert von PAOK Saloniki. Der Linksaußen kann immerhin auf 61 Spiele in der Ligue 1 für Montpellier und Lorient zurückblicken, wenngleich ihm der ganz große Durchbruch in Frankreich versagt geblieben ist und er nie aus dem großen Schatten seines älteren Bruders, dem 9fachen französischen Nationalspieler Laurent Robert, heraustreten konnte.

Erfolgreicher war da schon Camel Meriem, sein Pendant auf der rechten Seite, der in der vergangenen Saison pikanterweise von OSG Nizza kam, und zwar kurz nach den damaligen Play-Off-Spielen, bei denen er aber schon nicht mehr berücksichtigt worden war. Der im Oktober bereits ins 35. Lebensjahr gelangende Meriem hat eine bewegte Karriere hinter sich, die 2004/05 mit 3 Länderspielen für die französische Equipe tricolore ihren Höhepunkt fand. 333 Spiele absolvierte er in der Ligue 1, und das immerhin für die Top-Teams aus Bordeaux, Monaco und Marseille, sowie für Sochaux und zuletzt eben Nizza. Sein größter Erfolg war der Einzug ins UEFA-Cup-Finale 2004 mit Olympique, wo er beim 0:2 gegen Valencia eine Halbzeit lang mitwirken durfte. 26 Spiele in UEFA-Cup bzw. Europa-League und 5 in der Champions League zeugen von seiner großen Erfahrung, die er nunmehr für Apollon einbringt. Meriem ist technisch stark, hat ein gutes Auge und kann höchst ansehnliche Pässe schlagen. Angesichts seines Alters hat er den Zenit aber bereits deutlich überschritten und gehört nicht mehr zu den schnellsten Akteuren.

Südländische Defensive

Auch in der Defensive setzen die Zyprer auf geballte Erfahrung. Der portugiesische Torhüter Bruno Vale ist 31 Jahre alt und galt vor einem guten Jahrzehnt als großes Torwarttalent. 2003 machte er sogar ein Länderspiel für Portugal - und damit genauso viele Partien für sein Land wie für seinen damaligen Verein FC Porto in der höchsten Spielklasse. Von dort wurde er zumeist verliehen und landete schließlich 2012 bei Apollon, wo er seitdem das Tor hütet.

Vor ihm steht seit ein paar Wochen ein Landsmann in der Innenverteidigung. Joao Paulo Andrade ist sogar schon 33 Jahre alt und war ebenfalls vor einem knappen Jahrzehnt ein viel beachtetes Talent auf seiner Position. 12 Spiele machte er damals für die portugiesische U21, konnte sich dann aber zwischen 2006 und 2009 ebenfalls nicht beim FC Porto durchsetzen, was u. a. einer schweren Knieverletzung geschuldet war. Besser lief es später zwischen 2010 und 2012 bei Vitoria Guimares und danach bei Omonia Nikosia, wo er in 43 Spielen immerhin 6 Tore erzielte. Seit dieser Saison verstärkt er nunmehr Apollon. Sein Erfahrungsschatz weist 56 Spiele in der 1. Liga Portugals, 23 Spiele in der Ligue 1 für Le Mans sowie 2 Spiele in der Champions-League und 3 in der Europa-League auf.

Ihm zur Seite steht das apollonische Urgestein Giorgos Merkis, der seit 2001 für den Verein 239 Spiele absolviert hat. Der 30jährige Innenverteidiger, der zudem 22 Länderspiele für Zypern auf dem Buckel hat, ist folglich auch Kapitän des Teams.

Losglück hatte der defensive Mittelfeldspieler Marcos Gullón, der zumindest für ein Spiel in seine alte Heimat nach Villarreal zurückkehren darf. Dort durchlief der 25jährige einst die Jugendabteilung, konnte sich aber im Profiteam nicht durchsetzen, weswegen er 2012 zu Racing Santander wechselte und dort gleich abstieg. In der Segunda Division war er Stammspieler auf der 6er-Position, ehe er sich 2013 zu einem Wechsel zurück in die 1. Liga entschied - dummerweise aber nur in die zypriotische.

Torgefahr aus aller Welt

Vize-Käpt´n ist der torgefährlichste Akteur, den Borussia nicht nur wegen seines ehrfurchterregenden Namens wird beachten müssen. Gaston Maximiliano Sangoy war im Vorjahr mit 16 Treffern Torschützenkönig der zypriotischen Liga und mit 5 Toren aus den 8 europäischen Spielen auch dort bester Torschütze bei Apollon. Der 29jährige Argentinier hatte seine beste Zeit einst bei Sporting Gijon, wo er zwischen 2010 und 2013 in 35 Spielen der Primera Divison 6 Treffer markierte. Seine Stärken sind der ausgeprägte Torriecher und eine hohe Ballsicherheit. Angesichts der fehlenden Grundschnelligkeit könnte er aber Probleme bekommen, mit dem Tempo auf gehobenem europäischen Niveau mitzuhalten.

Diese Schnelligkeitsdefizite bestehen bei Jan Rezek nicht, den Apollon vor dieser Saison als Neuzugang präsentierte und der schon eher für ein gepflegtes Konterspiel zu gebrauchen ist, das die Zyprer vermutlich gegen Borussia werden gebrauchen können. Der 32jährige erzielte für Tschechien 4 Tore in 21 Länderspielen. Auch bei der EM 2012 kam er zum Einsatz und stand zu Beginn sogar in der Startelf. Nachdem es mit ihm aber gegen Russland (1:4) nicht so gut lief, wurde er zur Halbzeit ausgewechselt und kam fortan nur noch zu 2 weiteren Kurzeinsätzen bei der EM, die für die Tschechen erst im Viertelfinale endete. Rezek spielte zu dieser Zeit bereits für Anorthosis Famagusta, von wo aus er 2013 nach China wechselte. Bei Changchun Yatai wurde er mit 3 Toren in 14 Spielen aber nicht so recht glücklich, weswegen er jetzt den Schritt zurück nach Zypern wagte und dort versuchen wird, sich gegen die relativ starke Sturmkonkurrenz aus Sangoy, dem Ivorer Guié Guié und dem Brasilianer Thuram durchzusetzen.

Weitere zu beachtende Akteure sind der griechische Außenstürmer Fotios Papoulis und der 4fache rumänische Nationalspieler Nicolae Grigore, mit dem zur neuen Saison das defensive Mittelfeld verstärkt werden soll.

Klein, aber oho

Alles in allem ist Apollon kein Gegner, vor dem man vor Angst erstarren muss. Individuell ist Borussia deutlich besser besetzt und wird in beide Partien als klarer Favorit gehen. Da sich einige Apollon-Spieler in der Vergangenheit aber immerhin in Frankreich, Portugal und Spanien behaupten konnten, brauchen sie sich zumindest vor dem FC Zürich nicht zu verstecken. Auch die kleinen, aber dennoch beachtlichen internationalen Erfolge der jüngsten Vergangenheit deuten an, dass man hier keinen ganz so kleinen Gegner aus dem 4. Lostopf gefischt hat, wie es zunächst den Anschein gemacht haben mag. Apollon verfügt über eine Menge an internationaler Erfahrung und kann an einem guten Tag gegen jeden der drei Gruppengegner für eine Überraschung gut sein - es muss ja nicht unbedingt gegen Borussia sein.

FC Zürich im Seitenwahl-Portrait

FC Villarreal im Seitenwahl-Portrait