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Das überzeugende 4:1 über den FC Schalke 04 hat Borussia genügend Selbstvertrauen verliehen, um optimistisch in das erste Gruppenspiel der Europa-League zu gehen. Hier wartet am Donnerstag um 19 Uhr mit dem FC Villarreal sogleich der schwerste Konkurrent. Die Spanier dürfen nicht nur als Favorit auf den Gruppensieg, sondern auch als Mitfavorit auf den Gesamtsieg des Wettbewerbs gelten.

Auswärts und defensiv stark

In der spanischen Liga, die voriges Jahr direkt nach dem Wiederaufstieg als 6. abgeschlossen wurde, befindet sich der Verein aus Castellón zwar nach drei Spieltagen nur auf dem 8. Platz. Dies hängt aber u. a. mit der obligatorischen Heimniederlage gegen den FC Barcelona zusammen, die durch einen späten Treffer zum 0:1 und diversen Pfostenschüssen auf beiden Seiten recht unglücklich zustande kam. Bei den beiden Gastspielen in Levante (2:0) und Granada (0:0) gab es zufriedenstellende Ergebnisse, so dass faktisch der Tabellenführer der spanischen Auswärtstabelle in den Borussia-Park reisen wird.

Selbst wenn diese Statistik nach so wenigen Spielen nur wenig Aussagekraft hat, kommt sie nicht ganz von ungefähr. Gerade auf fremden Plätzen kann die Mannschaft ihre Stärken ausspielen, die sie zu schnellem, taktisch hochwertigem Konterspiel befähigt. Lucien Favre wird dies wissen und seine Elf nicht ins offene Messer laufen lassen. Da die Gäste ferner eine sehr kompakte Defensive auszeichnet, die in den bisherigen 5 Pflichtspielen dieser Saison erst einen Gegentreffer kassierte, sollten Besucher der Partie nicht erwarten, dass sich das Spektakel vom vergangenen Samstag fortsetzen wird.

Verletzungssorgen in der Offensive

Verstärkt wird diese Annahme durch die Verletzungssorgen, die den Verein in den letzten Wochen heimgesucht haben. Mit Giovani dos Santos und Ike Uche fehlte zuletzt der erste Sturm, also in etwa das villarrealische Pendant zu Kruse/Raffael. Während der mexikanische WM-Held in keinem Fall einsatzbereit sein wird, besteht auf einen Einsatz des Nigerianers noch Hoffnung. Uche steht jedenfalls im Kader und würde gleichermaßen Erfahrung wie Torgefahr ins Spiel der Spanier einbringen. Zuletzt wurde er durch die jungen Vietto und Gerard Moreno ersetzt, die bei allem Talent noch einiges zu lernen haben. Der Argentinier Luciano Vietto dürfte bessere Chancen haben, Uche ggf. zu ersetzen oder - in einem möglichen 4-4-2-System - als etwas hängende Spitze hinter diesem zu agieren.

In einem 4-4-2 würden die offensiven Außenbahnen voraussichtlich links durch den Russen Denis Cheryshev und rechts durch Routinier Cani besetzt. Beide könnten aber auch in einem vorsichtigeren 4-3-2-1 gemeinsam das offensive Mittelfeld bilden. In ähnlicher Weise bearbeitete Trainer Marcelino zuletzt den FC Barcelona. Die Gladbacher Kantersiege über Sarajevo und Schalke haben sich auch bis nach Spanien herumgesprochen und dürften für eine relativ defensive Grundausrichtung der Gäste sorgen. Mit Vietto, Espinosa, Moi Gomez, Gerard Moreno und Jonathan di Santos, dem jüngeren Bruder von Giovani, bieten sich dem Trainer aber einige hochwertige Optionen, um ggf. im Laufe des Spiels noch offensiver umzustellen. Die Vielseitigkeit in der Offensive zeigt sich u. a. darin, dass die bislang 9 Saisontore - davon allein 7 in den Qualifikationsspielen gegen Astana - von 8 verschiedenen Spielern markiert wurden.

Starkes Zentrum

Im zentralen Mittelfeld bieten sich noch viel hochkarätigere Optionen. Gesetzt sind Routinier Bruno Soriano und der 22jährige spielstarke Manu Trigueros. Während letzterer eher Spielmacherqualitäten aufweist und für gepflegten Kombinationsfußball gut zu gebrauchen ist, stellt Tomas Pina Isla die deutlich defensivere Alternative dar.  

In der Innenverteidigung ist der Argentinier Matteo Musacchio unumstritten. Neben ihm wechselten sich zuletzt Gabriel und Victor Ruiz ab. Egal, wer von den beiden spielt: Sie stehen für solide Zweikampfstärke und werden Borussias Offensive nicht so viel Raum bieten wie zuletzt die Schalker Abwehrimitatoren.

Marin kommt nicht nach Gladbach

Vorstellbar, dass letzten Endes sogar alle drei gelernten Innenverteidiger gleichzeitig auf dem Rasen stehen. Trainer Marcelino plagen nämlich auch auf der linken Abwehrseite Verletzungssorgen, wo mit Bokan Jokic und Jaume Costa die beiden bevorzugten Varianten ausfallen. In Granada bewies der Coach Mut und wurde belohnt: Der erst 17jährige Adrián Marín überzeugte bei seinem Startelfdebüt in der Primera Division. Für Europa sieht der Trainer seinen jungen Schützling aber noch nicht gewappnet und nimmt ihn daher noch nicht einmal mit nach Mönchengladbach. Somit wird mit Ruiz oder Gabriel entweder einer der Innenverteidiger oder der etatmäßige Rechtsverteidiger Antonio Rukavina nach links rücken. Der ehemalige Dortmunder konnte sich in dieser Saison bislang noch nicht nachhaltig in Szene setzen und ist auf seiner rechten Seite bislang gegenüber Mario Gaspar chancenlos.

Trotz der Vielzahl an verletzungsbedingten Ausfällen verfügt der FC Villarreal weiterhin über einen höchst ansehnlichen Kader, der Borussia vor erhebliche Probleme stellen wird. Dass die Elf von Lucien Favre gegen vermeintlich hochklassige Gegner bestehen kann, wies sie am Wochenende nach. Die dortige Leistung wird aber mindestens wiederholt werden müssen, um den derzeit stärker als S04 einzuschätzenden Gegner aus Spanien in die Knie zu zwingen. Letztlich wird es ein Spiel unter ganz anderen Vorzeichen werden. Wo die Schalker in der Defensive verletzungsgeplagt und anfällig waren, erwartet Borussia nunmehr ein schwer zu überwindendes Abwehrbollwerk, das im defensiven Mittelfeld durch erfahrene Klassespieler flankiert wird. Die größte Schwachstelle der Spanier liegt auf den defensiven Außenbahnen.

Fragezeichen in Borussias Defensive

In der Gladbacher Abwehr wiederum gibt es derzeit noch zwei kleinere Fragezeichen. Julian Korb könnte nach auskurierter Grippe in die Viererkette zurückkehren. Offen zudem, ob er dort den mit Kapsel- und Bänderdehnung angeschlagenen Jantschke 1:1 ersetzt oder diesen in die Mitte verdrängt. Beide befinden sich seit Dienstag wieder im Training, so dass ihr Einsatz möglich erscheint. Können beide spielen, so würde Dominguez wohl auf die linke Außenposition und Wendt auf die Bank rutschen. Fallen beide aus, wäre Fabian Johnson der erste Kandidat für die rechte Außenseite, wo er dann in Cheryshev einen schnellen, offensivstarken Kontrahenten vorfinden würde.

Von der Besetzung der Viererkette wird teilweise auch jene in der Offensive abhängen. Favre könnte es bei der erfolgreichen Startformation vom Samstag belassen. Johnson im linken offensiven Mittelfeld wäre die bewusst vorsichtige Variante, die vermutlich dann zum Tragen kommt, sofern ein Einsatz von Oscar Wendt nötig wird. Das mögliche Zusammenspiel der primär offensiv denkenden Hahn und Wendt könnte nämlich einige Risiken in sich bergen, die Favre gegen diesen konterstarken Gegner voraussichtlich nicht wird eingehen wollen.

Optionen in der Offensive

Sofern sich Favre hingegen entscheidet, den defensivstarken Alvaro Dominguez links hinten aufzubieten, steigen die Chancen auf einen Einsatz von Ibrahima Traoré, der sich von seiner Länderspiel-Odyssee erholt hat. Ein weiterer Kandidat im Wartestand ist Patrick Herrmann, der sich mit der 2. Halbzeit des Schalke-Spiels eine Chance von Beginn an verdient hätte. Sehr vorbildlich, dass der langjährige Stammspieler über seine Rückversetzung ins 2. Glied nicht lamentiert, sondern sich durch Leistung aufzudrängen versucht. Gegen die ersatzgeschwächte linke Abwehrseite der Spanier könnte eine gute Chance bestehen, Torgefahr zu entwickeln. Ein Argument, das aber am ehesten für den Einsatz von André Hahn auf rechts spricht. Für Herrmann bliebe dann vermutlich erneut nur die Rolle des Edeljokers.

Angesichts der noch ausstehenden, vermutlich leichteren Aufgaben gegen Zürich und Limassol, können beide Seiten ohne größeren Druck in die Partie gehen. Dennoch wäre ein erfolgreicher Auftritt nicht zuletzt hilfreich, um die gegen Schalke aufgekommene Euphoriewelle fortzusetzen und in die anstehenden englischen Wochen mitzunehmen. So stark der Gegner sein mag. Borussia befindet sich in der aktuellen Besetzung mindestens auf Augenhöhe und braucht sich mit ihrer individuellen Qualität in Spitze und Breite nicht hinter diesem zu verstecken.


Borussia:
Sommer – Korb, Stranzl, Jantschke, Dominguez – Hahn, Xhaka, Kramer, Traoré – Raffael, Kruse

Villarreal: Asenjo – Gaspar, Musacchio, Gabriel, Rukavina (Ruiz) – Trigueros, Pina, Soriano - Cani, Cheryshev – Uche (Vietto)


SEITENWAHL-Tipps:

Michael Heinen: Europapokal, Flutlicht, Borussia-Park. Und trotzdem wird es kein berauschender Fußballabend. Beide Mannschaften sind zu sehr darauf bedacht, kompakt in der Defensive zu stehen und nicht in die gefährlichen Konter des Gegners zu laufen. Daher endet die ereignisarme Partie mit 0:0. Immerhin ein gutes Omen, denn genauso endete auch das erste Gruppenspiel der letzten Europa-League-Saison vor zwei Jahren.

Christoph Clausen: Borussia startet mit einem Unentschieden in die Gruppenphase. Unzufrieden nach Hause geht nach dem phasenweise spektakulären 2:2 trotzdem keiner.

Thomas Häcki: Europa ist nicht Schalke. Mit den Spaniern kommt ein anderes Kaliber in den Park. Gut, dass die Mannschaft gereift ist und beim 1:1 zeigt, dass man mit den Borussen rechnen darf.

Christian Spoo: Villarreal ist der bisher stärkste Gegner der noch jungen Saison. So leicht, wie die Hallenfußballer aus Gelsenkirchen werden die Spanier es Borussia nicht machen. Mit einem 1:1 sind wir am Ende gut bedient.