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Hannover 96Dem Mann kann geholfen werden. Drei Punkte wünsche er sich aus den nächsten drei Partien, antwortete Martin Kind dem Sky-Reporter am 5. März. Gegen die Bayern gab es keine. Gegen Gladbach sollten auch keine dazukommen. Bleibt Dortmund. Auf einen Dreier der 96er gegen den BVB können wir uns einigen. Und auch mit der Erfüllung des zweiten Wunsches von Martin Kind können wir leben: „Schön wäre es, wenn die Niederlagen nicht allzu hoch wären“. So viel Geschenk darf sein. Mehr aber nicht.

Hoch waren Hannoveraner Niederlagen in dieser Saison in der Tat selten. Das Gladbacher 3:0 im Hinspiel war für 96er-Verhältnisse schon ein Debakel, übertroffen nur vom 0:4 in München eine Woche vorher. Es überwiegen Niederlagen mit einem Tor Abschied, drei davon in der Rückrunde, und rechnet man den albernen Bayern-Elfmeter nach Lewandowskis gefährlichem Spiel ab, wären es vier. Dazu noch dreimal 1:1, unter dem Strich eine katastrophale Rückrundenbilanz.

Aber eben auch eine Abfolge knapper Spiele. Hannover machte es den eigenen Fans schwer, in jedem Spiel der Rückrunde aber auch lange dem Gegner. In keiner Partie brachen die 96er auseinander und oft stand die Abwehr zumindest über weite Strecken sicher. Manchmal hatte die Defensive der Niedersachsen schlicht Pech, wie bei den Schiedsrichter-Entscheidungen von München oder den beiden eigentlich harmlosen, dann aber entscheidend abgefälschten Schüssen, die dem Hamburger SV einen unverdienten Heimsieg bescherten. Manchmal aber leisteten sich die 96er nach ansonsten guter Abwehrarbeit auch den einen entscheidenden Patzer. So in Köln, als Sanés unglücklicher Versuch einer Kopfballabwehr zur Vorlage auf Ujah geriet und den Kölnern das Ende ihres Heimtor-Fluches bescherte. So gegen Stuttgart, als Sakais Klärungsversuch Gentner in Position brachte. So auch gegen Paderborn, als Mehas Freistoß aus 25 Metern im Torwarteck einschlug, weil Ron-Robert Zieler einen Schritt in die falsche Richtung gemacht hatte.

Solche Fehler haben deshalb fatale Konsequenzen, weil die Offensive kaum Torgefahr versprüht. Sechs Treffer in sieben Rückrundenpartien, nur Hertha und Stuttgart waren noch harmloser. In keinem Spiel dieses Jahres traf 96 mehr als einmal. Dabei gelangen der Korkut-Elf zu Beginn der Rückrunde, vor allem in Hamburg und in der ersten Hälfte gegen Mainz, durchaus ansehnliche Kombinationen, an denen zumeist Lars Stindl beteiligt war. Hier scheiterte man noch an der schwachen Chancenverwertung. Auf Dauer aber schlug die Serie an Misserfolgen aufs Gemüt und auf den spielerischen Esprit. Hinzu kommt die Schaffenskrise von Joselu, dem Königstransfer dieser Saison. Der für 5 Millionen verpflichtete Spanier ist mit 8 Treffern zwar unangefochtener Toptorschütze des Vereins. Aus der Rückrunde datiert aber nur ein einziger Treffer. Gegen die Bayern saß Joselu erstmals auf der Bank und wurde erst nach knapp einer Stunde eingewechselt. Ihn ersetzte Sobiech als Stoßstürmer; gut möglich, dass das in Gladbach wieder so sein wird. Didier Ya Konan, der im Winter aus Saudi-Arabien zurückkehrte und dabei dem Vernehmen nach großen Trainingsrückstand mitbrachte, dürfte allenfalls als Einwechselspieler eine Option sein.

Als wäre die sportliche Lage nicht schon unschön genug, drückt zusätzlich das Zerwürfnis zwischen den Hannoveraner Ultras und dem Vereinspräsidenten auf die Stimmung. Die gekränkten Hardcore-Fans ziehen es inzwischen vor, die Spiele der U23 zu besuchen. Die Zuschauerzahlen haben darunter zwar kaum gelitten, das Stimmungsvakuum bei Heimspielen ist bislang aber nicht gefüllt. Ein offener Brief an die eigenen Fans letzte Woche verfehlte die beabsichtigte entspannende Wirkung, ein zweiter folgte heute.

Neuen Mut schöpften die 96er aber durch das Heimspiel gegen Bayern München. Zwar stand man auch nach dieser Partie am Ende mit leeren Händen da, hatte die Bayern durch ein kompaktes Abwehrbollwerk, viel Laufarbeit und engagierte Zweikampführung aber mürbe gemacht. Die Bayern brauchten die tatkräftige Mithilfe des Schiedsrichtergespanns, um drei Punkte mit nach Hause zu nehmen. Insbesondere die Doppelsechs Schmiedebach-Sané wusste zu gefallen und sollte für das Gladbach-Spiel gesetzt sein.

Offen ist, ob die gegen die Münchner praktizierte Catenaccio-Taktik mit einer Fünfer-Abwehrkette hinter der Doppelsechs auch in Gladbach Bestand haben wird oder ob Korkut zum üblicheren 4-5-1 zurückkehrt. Im ersteren Fall würde Briand zurückgezogen und rechts hinten zum fünften Glied der Abwehrkette, in letzterem den rechten Part in der offensiven Dreierreihe im 96-er Mittelfeld bilden. Trainingsberichte aus dieser Woche deuten eher auf diese zweite Variante und ein aktives Pressing gepaart mit schnellem Umschaltspiel.

Setzt Korkut also auf die übliche Dreierreihe hinter einem Stoßstürmer, würden sich Briands Partner von selbst aufstellen. Weil sowohl Stindl als auch Bitencourt gesperrt sind, käme neben Kiyotake wohl nur Prib in Frage.

In Gladbach könnte man am heutigen Donnerstag mit einem halben wehmütigen Auge nach Villareal geschaut haben, wo der FC Sevilla im Achtelfinale der Europa League mit 3:1 gewann. Das unglückliche Ausscheiden gegen Sevilla aber verringert immerhin die Notwendigkeit einer Dauerrotation. Damit kann Lucien Favre gegen Hannover auf die nach seinem Urteil beste Elf setzen. Das sollte für Xhaka-Kramer im Mittelfeld sprechen, vorne für Raffael-Kruse, auf dem rechten Flügel für Herrmann und links für Johnson oder Hazard. Offen ist, ob Abwehrchef Martin Stranzl schon wieder für die Startelf bereit ist. Wieder im Training und nach eigenen Angaben brennend heiß auf sein Comeback ist Alvaro Dominguez. Wie man Favre kennt, wäre ein Einsatz von Beginn nach einer so kurzen Zeit im Mannschaftstraining aber eine Überraschung.

Mit welchem Personal auch immer, sicher ist, dass die Borussia sich nach den verschenkten zwei Punkten aus Mainz keine weiteren Präsente mehr wird leisten kann, will man in der nächsten Saison die Champions League-Hymne im eigenen Stadion hören. Nach der Partie gegen den Tabellenzwölften und zugleich Vorletzten der Rückrundentabelle haben die Gladbacher noch neunmal Gelegenheit, auf dem Weg zu diesem Ziel Punkte zu sammeln. Nur ein Gegner wird dabei nach jetzigem Stand aus der unteren Tabellenhälfte kommen. Noch einmal Punkte gegen eine Mannschaft im Abstiegskampf liegen zu lassen, darf sich das Favre-Team nicht erlauben.

Aufstellungen:

Borussia M’gladbach: Sommer – Korb, Jantschke, Stranzl, Wendt – Xhaka, Kramer – Herrmann, Hazard – Raffael, Kruse.
Hannover 96: Zieler – Pereira, Marcelo, Schulz, Albornoz – Schmiedebach, Sané – Briand, Kiyotake, Prib – Sobiech.

Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees.
Assistenten: Benjamin Brand, Christian Gittelmann.
Vierter Offizieller: Thomas Gorniak.

SEITENWAHL-Meinung:

Christoph Clausen: Ein schweres Spiel endet knapp, aber zufriedenstellend mit 2:1 für die Heimmannschaft.

Michael Heinen: Es folgt mit Hannover das von der Papierform her leichteste der verbleibenden Spiele. Ein Sieg ist daher Pflicht, um den Traum von der Champions League am Leben zu erhalten. Borussia hält diesem Druck stand und besiegt Hannover mit 1:0.

Christian Spoo: Pflichtaufgaben hat Borussia zuletzt zwar selten schön aber doch meist erfolgreich bewältigt. So wird's auch gegen Hannover. Schaut Euch den 2:0-Sieg gut an, es könnte der letzte für eine längere Zeit gewesen sein.

Thomas Häcki: Tja, eigentlich tippe ich ja 1:0. Wenn ich aber die allgemeine Euphorie sehe, will ich lieber keinen Anruf von Max Eberl bekommen, weil es seitenwahl schuld war. Daher: Niedersächsisches mauern und rheinische Abschlussschwäche führen zu einem 0:0. Wird es besser, nehmen wir es allerdings gerne.