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Mit Spannung allerseits war das Spitzenspiel zwischen Bayern München und Borussia Mönchengladbach erwartet worden und seit dem Schlusspfiff wird das Ergebnis in Land und Liga diskutiert: Durch taktische Disziplin und hohe Konzentration holten die Borussen mit einem 2:0 zum zweiten Mal in Favres Zeit als Trainer die Punkte in München ab.

Nachdem manche Trainer zuletzt ihre unterwürfige Dankbarkeit für 6:0 Niederlagen gegen die Bayern zum Ausdruck gebracht hatten, war das Mönchengladbacher Selbstbewusstsein vor dem Spiel ein angenehmer Kontrast. Zwar hält so etwas in München nicht immer bis nach dem Spiel, wenigstens passte es schon einmal zu dem Charakter eines Spitzentreffens in der Liga. Rotator Favre hatte sich etwas einfallen lassen und bot Andre Hahn als regelrechten Mittelstürmer auf, um für den zuletzt torfernen Max Kruse eine Portion Tempo und physische Stärke ins Spiel zu bringen.  Auf dem linken Flügel sollte Fabian Johnson seinen Hintermann Oscar Wendt gegen Robben unterstützen.

Chefrotator Guardiolas Gedanken sind da schwerer zu durchleuchten, so wie die Idee mit Alaba im rechten Mittelfeld. Interessierte können zum Beispiel auf www.spielverlagerung.de  sehen, wie man sich darüber die Köpfe zerbrechen kann.

Borussia störte vom Anpfiff weg früh, machte die Räume an der Mittellinie eng und wollte sich keineswegs so zurückdrängen lassen wie andere Gegner der Bayern zuletzt. Was jene erst mal nicht beeindruckte. Die Statistikwerte wie Ballbesitz etc, ohne die moderne Reporter nicht mehr kommentieren können, nahmen die üblichen schwindelerregenden Werte zugunsten der Roten an, und nicht ganz unerwartet klopfte die Gefahr  mehrfach über die linke Seite an, wo Robben sich Wendt beschwingt zurecht legte.

Aber in dieser ersten Sturmphase der Bayern hielt die Disziplin der Borussen, hielt auch Yann Sommer, und so langsam nahmen die Bayern etwas Tempo raus. Und so leicht sollten sie im ganzen Spiel nicht mehr vor dem Tor der Fohlen auftauchen. Denn nach etwas über 20 Minuten streckte Jantschke ein Bein in Robbens Lauf, der Holländer erlitt bei der Landung einen Bauchmuskelriss und wurde gegen Thomas Müller ausgewechselt. Nun mag es Luxus sein, einen Star der letzten beiden Weltmeisterschaften einwechseln zu können; Jantschkes Intervention holte dennoch ein altes Problem der Bayern aus der Kiste: Ohne Ribery und Robben läuft meistens nichts.

Denn trotz Götze, Lewandowski und Müller auf dem Platz lassen sich die bayrischen Glanzzeiten der letzten Jahre mit Formhochs des französischen und des niederländischen Außenstürmers verbinden. Von denen war nun keiner zur Stelle und trotz der Starstürmer und der Passkönige Schweinsteiger und Alonso versiegte der bayrische Drang umgehend.

Und während sich die berühmten Statistikwerte so langsam normalisierten, kippte eine andere Statistik, nämlich "Schüsse ins Tor". Noch dramatischer kippte nur die Berichterstattung von Marcel Reif. Manuel Neuers dritter entscheidender Patzer zugunsten der Fohlen, seit er bei Bayern ist, sorgte gnädig für die 1:0 Führung durch ihn, bzw. Raffael.  Und gab den Borussen erst richtig Selbstvertrauen. Bis zur Pause meditierten die Bayern erst mal vor sich hin.

Um sich nach der Halbzeit offenbar zu sagen, meditieren ist immer noch besser als rumsitzen und nichts tun. Auch wenn sie meistens mit Ball den Weg Richtung Sommers Tor suchten, so fehlte ganz eindeutig jemand, der ihnen die Richtung zeigte. Die Borussen bekamen minütlich mehr Sicherheit und ließen die Bayern gegen ihre Doppelviererkette anrennen. Was Xhaka und Kramer durchließen, verendete spätestens bei Stranzl und Jantschke, wobei der bald 35jährige Stranzl eine imponierend souveräne Leistung hinlegte. Wenn sein Vertrag im nächsten Jahr ausläuft, kann er direkt ein Podest im Borussia-Museum beziehen.

Und während die Bayern das Spiel dadurch zu drehen gedachten, dass sie Bayern München sind, erwachten die Konter der Borussen zum Leben. Andre Hahn jagte wenigstens ein Mal so aufs Tor zu wie geplant, seinen Wuchtschuss konnte Neuer noch an den Pfosten lenken. Danach kam Kruse für Hahn aufs Feld und nicht etwa ein Abwehrspieler, was auch als Ansage zu verstehen war. Kurz darauf beendete eine weitere Ansage das Spiel praktisch, als Raffael einen bildschönen Konter gewohnt unplatziert abschloss, aber Manuel Neuer ließ den Ball erneut in der Mitte des Tores passieren.

Was danach noch auf das Tor der Borussen kam, war Sommers Beute. Und im Vergleich zum Sieg in München von 2011, als Ribery die Gäste alleine aufarbeitete, war die Schlussphase aus Gladbacher Sicht fast schon geruhsam. Stattdessen spielten sich die klareren Chancen weiter bei Neuers Tor ab, als erst Johnson den Pass auf Kruse nicht genau spielte und dann Kruse selber noch mal zum Abschluss kam. So darf man nach dem dritten Sieg der Borussen bei Bayern München festhalten: "Ein höheres Ergebnis wäre möglich gewesen".

Auch so handelt es sich immerhin um den höchsten Sieg der Borussen bei den Bayern. Etwas Glück war schon dabei, dass zum Beispiel Robben seine Kopfballchance nicht verwerten kann, dass er am weiteren Spiel nicht teilnehmen kann, dass Neuer einmal unsicher und einmal ganz schlecht aussieht.
Und trotzdem ist der Sieg hochverdient. Alleine schon, dass Borussias Dauerrenner eine um 8 Kilometer höhere Laufleistung auf den Rasen legen, zeigt den Willen und den Einsatz der Mannschaft. Als Andre Hahn nach 72 Minuten vom Platz geht, hat er über 11 km und unzählige Zweikämpfe und Störversuche auf dem Tacho, eine beeindruckende Bilanz. Und die klareren Chancen gab es für die Borussen allemal.

Auch dafür gibt es nur drei Punkte, als Dreingabe aber auch wieder Platz 3 vor Leverkusen und bereits 8 Punkte auf den fünften Tabellenrang. Und eine gute Dosis Selbstvertrauen bei wegfallender Belastung durch die Europa League. Das ist noch nicht die Qualifikation für die Champions League der kommenden Saison. Aber ein Ausblick auf das Ziel ist da.