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Im Sommer 2012 sprach Lucien Favre davon, dass man ohne Rückgrat nicht gehen könne und bezog sich damit auf die Abgänge der zuvor viertplatzierten Mannschaft in Sturm, Mittelfeld und Abwehr. Tatsächlich brauchte der Neuaufbau des Teams ein Jahr Zeit und kam erst richtig in Schwung, als Kruse und Kramer neu dazu kamen. Bis die Mannschaft reif für den dritten Tabellenplatz war, verging ein weiteres Jahr. Fehlt nun ohne die beiden Abgänge und den verletzten Stranzl wieder das Rückgrat?

Auf den Gedanken könnte man nach den ersten drei Ligaspielen kommen. Die Niederlagen waren nicht wirklich unglücklich, sondern trotz der einen oder anderen Schiedsrichterbeteiligung und verpasster eigener Torchancen am Ende das Ergebnis der momentanen Stärke, bzw fehlender Stärke. Es hakt sichtlich und die bisherigen Probleme reihten sich in Bremen alle wieder auf, so dass am Ende erneut eine Niederlage gegen einen reichlich limitierten Gegner unterschrieben werden musste.

Bei Favre fängt alles bei solider Abwehrarbeit an, aber schon da hapert es. Nach drei Spielen sind acht Gegentore auf dem Konto, in der letzten Rückrunde waren es nach 16 Spielen sieben. Seit das dynamische Duo Kramer / Xhaka Geschichte ist, ist Xhaka weit von seiner Bestform entfernt. Den fußballerisch anspruchslosen, dafür lauf- und zweikampfstarken Nordtveit wieder einzufügen, mag eine Option sein, allerdings fehlt nach wie vor das kollektive Zumachen der Räume. Selbst ein erfahrener Spieler wie Raffael sucht da noch nach dem richtigen Weg. Gegen Bremen ging er beispielsweise übermotiviert auf den ballführenden Wiedwald, nach dessen Abspiel taten sich für die Bremer Räume auf bis zum Gladbacher Strafraum, wo die Aktion den Hausherren einen Freistoß einbrachte.

Xhaka wiederum verfällt zum Teil in alte Muster, zum Teil tun es auch noch die Schiedsrichter, wie Felix Zwayer bei der ersten, unbegründeten gelben Karte unter Beweis stellte. Beides zusammen ist dann leider zuviel. Man darf mutmaßen, dass sich bei den 6er-Positionen der weitere Weg der Borussen entscheiden wird. Mit Xhaka, Stindl und Dahoud stehen dort drei starke Fußballer zur Verfügung, aber vermisst wird jemand wie Kramer oder Neustädter. Entweder steigen Nordtveits Aktien oder Favre macht aus der Not eine Tugend und erfindet die Mannschaft in einem 4-1-4-1 neu. Was allerdings für den nach Sicherheit strebenden Trainer reichlich ungewöhnlich wäre.

Das Abwehrverhalten ist leider nicht das einzige Problem. Gegen Bremen konnte man beobachten, wie die Spieler regelmäßig ihr gerühmtes schnelles Paßspiel mit einer Ballberührung aus der Abwehr heraus starten wollten. Spätestens nach dem vierten oder fünften Pass fehlte ein Mitspieler, verhaspelte sich der abgebende Spieler, fing der Gegner den Ball ab. Wie ein kaputter Motor, den man immer wieder starten will und dessen Geräusch verebbt, ging das Spiel nach vorne ins Leere.

Es mag eineinhalb Jahre gedauert haben, bis das stürmerlose Spiel mit Raffael und Kruse aus dem Mittelfeld heraus zur Perfektion gefunden hatte, aber diesen Maßstab kann man nun nicht mehr anlegen. Der kantige Drmic ist ein gänzlich unterschiedlicher Typ und noch nicht annähernd ein Teil des Spielsystems. Dem spielerisch starken Stindl ist anzumerken, dass diese Art von Zusammenspiel, wie die Borussia es in der letzten Rückrunde demonstrierte, nun mal nicht von ungefähr kommt und das Automatismen auf vielfacher Übung und Wiederholung beruhen. Er ist kein weniger torgefährlicher Typ als Max Kruse, aber noch etwas mehr Mittelfeldspieler als jener und noch etwas weniger im gegnerischen Strafraum. Das zu justieren wird Zeit brauchen. Und zwar, darauf darf man sich schon mal einstellen, mehr Zeit als Borussia in der Champions League verbringen wird.