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Der Stein, der den Fans der Borussia vom Herzen fiel, als Fabian Johnson zum 1:0 gegen Augsburg traf, die ungläubige Freude über drei weitere Tore bis zu 21. Minute – und am Ende das Aufatmen, dass es trotz eines umstrittenen und eines lachhaften Elfmeters für Augsburg zum Sieg reichte – all das muss schnell wieder aus den Köpfen raus. Die Liga lässt keine Zeit zum Durchpusten. Schon am Samstag steht ein weiteres Spiel gegen einen Konkurrenten aus den unteren Tabellenregionen an – und wenig spricht dafür, dass es der VfB Stuttgart den Gladbachern ähnlich leicht machen wird, wie Augsburg.

 

Der Sieg war wichtig, der Sieg tat gut – und zwei Fragen wurden tags drauf eifrig diskutiert:  „Wie kann das sein?“ und „Wäre das unter Favre auch passiert?“ Eine Antwort auf Frage zwei ist seriös kaum möglich. Allein, dass der Große Verschwundene gleich drei rekonvaleszente Spieler eingesetzt hätte, wie es André Schubert gewagt hat, darf angesichts der Erfahrungen mit Favre wohl aus ausgeschlossen gelten. Aber im Grunde ist jeder Gedanke darüber müßig. Auf Frage eins dagegen kann man wohl durchaus die eine oder Antwort geben: Dominguez und Johnson verliehen dem Team eine in dieser Saison noch nicht erlebte Stabilität, mit dem US-Nationalspieler vor und hinter sich, blühte auch Oscar Wendt auf. Der Hinweis von Interimstrainer André Schubert, man möge keine Angst vor Fehlern haben, scheint bei manchen Spielern eine Bremse im Kopf gelöst zu habe. Womöglich interpretiert man aber zu viel, wenn man fragt, ob vielleicht der Perfektionismus des selbsternannten Fehlerhassers Favre zuletzt eher lähmend auf einige Spieler wirkte, besonders auf solche mit der Rückennummer 11. Bleiben wir lieber bei dem, was man sehen kann und nicht raten muss: Mit dem extrem aggressiven Auftreten zu Beginn, dem hohen Pressing konnte Borussia den FC Augsburg völlig überrumpeln. Im Grunde ging es den Zuschauern genauso. „Was ist denn das?“ wunderte sich so mancher schon nach drei Minuten. So hat man Borussia seit Jahren nicht gesehen.  Augsburg hatte im Grunde zurecht so etwas auch nicht erwartet – und zudem das Pech, dass einige Minuten lang jeder Schuss ein Treffer war. Vier Tore nach 20 Minuten stärken das Ego, so ist zu erklären, dass Borussia die Partie danach relativ sicher beherrschte. Absolut positiv in diesem Zusammenhang ist die Reaktion nach den unnötig über die Mannschaft hereingebrochenen Gegentoren zu bewerten. Borussia behielt die Kontrolle und blieb jederzeit gefährlich. Am Ende spielte das Team extrem clever auf Zeit, zog Fouls, hielt das Spiel in des Gegners Hälfte, so dass der Sieg zu keinem Zeitpunkt wirklich in Gefahr geriet.

Aber eins darf man bei aller Freude nicht unterschlagen. Der FC Augsburg war schlicht und ergreifend ziemlich schlecht an diesem Mittwoch Abend.

Das wiederum führt uns nahtlos zum nächsten Gegner. Ziemlich schlecht war der VfB Stuttgart nämlich in dieser Saison eigentlich in keinem Spiel. Zwar standen die Schwaben bis Mittwoch Abend nach Punkten genauso blank da, wie Borussia. Im Gegensatz zu den teilweise desolaten Auftritten während der Favredämmerung war Stuttgart in keinem Spiel chancenlos, bei den Niederlagen gegen Köln, Hamburg und Schalke war der VfB die bessere Mannschaft, in Berlin zumindest gleichwertig und selbst beim 1:4 gegen Frankfurt sieht das Ergebnis klarer aus, als die Partie war. Stuttgart hatte in jedem Spiel gute Torgelegenheiten – gegen Hannover wurden die dann auch genutzt. Den in dieser Saison als Chancentod verkleideten Offensivmann Harnik gegen den U21-Nationalspieler Timo Werner auszutauschen, erwies sich als Glücksgriff mit Verspätung. Der 19-jährige, zu Saisonbeginn noch außer Form und auch gegen Schalke noch eine stumpfe Waffe traf und bereitete vor. Mit Daniel Ginczek, der nicht nur treffen, sondern auch vorlegen kann, harmonierte Werner nahezu perfekt. Die Offensive der Zorniger-Mannschaft dürfte Borussias Hintermannschaft vor deutlich größere Probleme stellen, als die harmlosen Augsburger Angreifer am Mittwoch. Neben Werner und Ginczek sind Didavi und Kostic immer für gefährliche Aktionen gut. Dass Maxim ein torgefährlicher Spieler ist, bewies er nach seiner Einwechselung in Hannover und auch Martin Harnik hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er Torchancen nicht nur versemmeln kann. Auf das neue Duo in Borussias defensivem Mittelfeld kommen also in Stuttgart vermehrt auch Defensivaufgaben zu. Ob Granit Xhaka und Mo Dahoud auch dabei so schön harmonieren, wie gegen Augsburg, und auch schon in Köln, könnte spielentscheidend sein. In beiden Spielen waren sie eher als Aufbau- denn als Zerstörungskräfte gefordert. Die Aggressivität aus dem Augsburg-Spiel täte gegen Stuttgart gut, fraglich ist, ob es schlau wäre, so hoch zu stehen, wie am Mittwoch. Außerdem gilt es bei aller wünschenswerten Aggressivität und bei allem Mut zum Fehler mehr denn je, Foulspiele vor dem (im sowieso) Strafraum zu vermeiden.

Ein Mittel könnte sein, bereits das Aufbauspiel der Stuttgarter zu unterbinden und dabei die guten Sechser Serey Dié und Gentner zu stören. Wenn man zudem bisweilen einen Ball zwischen die Linien bekommt, hätte man die stärksten Mannschaftsteile überwunden. In der Abwehr ist Stuttgart verwundbar.

Dennoch: im Spiel zweier mit Selbstbewusstsein neu betankten Mannschaften muss der Gastgeber angesichts des bisherigen Saisonverlaufs als Favorit gelten. Sollte es für Borussia einen erneuten Rückschlag geben, darf das nicht die alte Angst wieder aufbrechen lassen. Denn die ist, das haben die Ereignisse der vergangenen Wochen gezeigt, ein unerfreulicher Begleiter. Borussia muss sich selbst sicher werden, dass das Gesicht von Mittwoch das wahre Gesicht dieser Mannschaft ist.

Aufstellungen

Stuttgart: Tyton – Klein, Sunjic, Baumgartl, Insua -  Serey Dié, Gentner – Didavi, Kostic – Werner, Ginczek

Borussia: Sommer – Korb, Christensen, Dominguez, Wendt – Xhaka, Dahoud – Herrmann, Johnson – Stindl, Raffael

Seitenwahl-Prognose

Christian Spoo: Der Turnaround ist noch nicht geschafft. Borussia hält in Stuttgart ordentlich mit, unterliegt starken Gastgebern aber mit 1:3

Michael Heinen: So wichtig der Sieg vom Mittwoch war. Er beendet noch nicht automatisch die Probleme der Borussia. Mit Stuttgart wartet ein zuletzt offensivstarker Gegner auf Borussia, der die Stabilität des neuen Schubert-Gerüsts testen wird. Dieses wird einige Male wackeln und ein zu Null wird nur schwer zu erreichen sein. Am Ende wird dennoch über einen etwas glücklichen 2:1-Auswärtssieg gejubelt. Borussia ist endgültig zurück.