Selten kassiert ein Team bereits vor dem Anpfiff eines Spiels ein Gegentor. Für die Fans der Borussia fühlte sich das aber genau so an, als sie am nachmittag über den Twitter-Account von Alvaro Dominguez von dessen Karriereende informiert wurden. Und nicht wenige werden in den 90 Minuten im Fussballtempel Nou Camp gewünscht haben, einen gesunden Dominguez in der Abwehr zu haben.

 Man darf allerdings stark bezweifeln, ob diese eine Personalie für die Borussia im jetzigen Zustand einen grossen Unterschied gemacht hätte. Das Spiel war so ziemlich genau die Katastrophe, die man gehofft hatte irgendwie vermeiden zu könnnen. Dabei hatte Louis Enrique den Gladbachern den Gefallen getan, sein Team gleich auf 8 Positionen zu verändern. “Nur” Messi, Gomes und Mascherano blieben von der Aufstellung gegen Real in der Startelf. Allerdings verzichtete auch Andre Schubert freiwillig auf Raffael, Kramer und Wendt, während Kapitän Stindl gesperrt fehlte.

Von Beginn an war es mehr oder weniger ein Trainingsspiel für die junge Barcelona-Elf, bei dem die Gladbacher Spieler dankbar schienen, als Slalomstangen dienen zu dürfen. Die Borussia zog sich tief in die eigene Hälfte zurück und was vielleicht ursprünglich mal als ein 4-4-2 gedacht war wurde bald zum 5-4-1 oder gar 6-3-1. Gegen Barca defensiv zu spielen ist natürlich als solches verständlich, aber es wurde schnell deutlich, dass dies dem VFL wenig nutzen würde, da man absolut keinen Zugriff auf die Katalanen fand. Seltene Situationen des Ballbesitzes für Borussia waren meist in sekundenschnelle beendet. Hatte man im Hinspiel noch mutig dagegen gehalten, so wirkte man in diesem Spiel komplett hilflos.  Einzig allein Mo Dahoud und später im Spiel der eingewechselte Raffael schienen fussballerisch auch nur annähernd auf dem gleichen Planeten zu leben wie die Möchte-nicht-so-gern-Spanier. Der Führungstreffer durch Messi nach schönem Doppelpass mit Turan in der 16. Minute war dementsprechend überfällig und das einzig überraschende an der ersten Hälfte war, dass nicht noch mehr Tore gegen die Borussia fielen.

Das holten die Gastgeber dann in der zweiten Halbzeit durch einen Hattrick Turans nach, wobei die Borussenabwehr ein ums andere Mal unglücklich aussah. Dass man letzendlich einem 0:7 Debakel wie Celtic entging, war eine Mischung aus Glück und der Tatsache dass Barcelona nach dem 4:0 auch etwas zurückschaltete. Im Schlussdrittel hatte die Borussia vor allen nach den Einwechslungen von Johnson, Kramer und Raffael auch ihre besten Offensivaktionen und hätte nach übermütigem Eingreifen Mascheranos gegen Hahn im Strafraum eventuell sogar noch einen Elfmeter erhalten können (65.)  oder durch den frei gespielten Johnson (81.) gar direkt einen Treffer erzielen können.  Solch eine Ergebniskorrektur hätte jedoch wenig am Gesamtbild eines peinlichen Auftrittes einer komplett überforderten Gladbacher Elf geändert.

Was die inzwischen nicht mehr ignorierbare Trainerdiskussion angeht, so kann ein 0:4 im Nou Camp in einem sportlich bedeutungslosen Spiel sicher kein ausschlaggebendes Argument sein, dazu sind dort schon zu viele andere Teams ähnlich oder noch schlimmer unter die Räder gekommen. Auf der anderen Seite wird der konzeptlose und extrem verunsicherte Auftritt des VFL in diesem letzten CL-Spiel aber auch wenig dazu beitragen Andre Schuberts Position zu stärken.

 

Aufstellungen

Barcelona: Cilless-Vidal, Mascherano, Umtiti, Digne – Gomes, Suarez, Iniesta (61. Rafinha) – Messi, Alcacer, Turan (74. Cardona)

Borussia: Sommer – Christensen, Vestergaard, Jantschke, Elvedi- Strobl, Dahoud (59. Kramer), Korb, Schulz (59. Johnson) -Hahn, Hazard (72. Raffael)

Tore: Messi (16.), Turan (50., 53., 67.)