Borussia Mönchengladbach trifft am Samstag auf so etwas wie einen Angstgegner. Der letzte Sieg in Augsburg datiert aus der Zweitligasaison 2007/08, seither gab es dort in der Bundesliga drei Unentschieden und zwei Niederlagen. Ungeachtet des berauschenden Befreiungsschlages aus der letzten Saison ist auch die Heimbilanz der letzten fünf Jahre mit 2 Siegen, einem Unentschieden und 2 Niederlagen nicht positiv. In den Aufeinandertreffen mit Augsburg wurde immer wieder deutlich, dass eine gegnerische Mannschaft, die körperlich robust auftritt und ein bisweilen ekliges Spiel pflegt, dem eher spielerischen Ansatz von Borussia Mönchengladbach nicht schmeckt.

Zeichnete sich Augsburg unter Markus Weinzierl noch dadurch aus, körperliche Robustheit und eine stabile Defensive mit einem äußerst geradlinigen und zielstrebigen Offensivspiel zu verbinden, entwickelte sich die Mannschaft unter Dirk Schuster noch ein wenig mehr zum defensiven Bollwerk. Das ging klar auf Kosten der Offensive – 11 geschossene Tore sind die wenigsten der Liga. Ob dieser Punkt mehr den persönlichen Vorlieben Dirk Schusters oder aber eher der Verletzungsmisere in der Offensive (Caiuby, Bobadilla und Finnbogason fallen allesamt seit längerem aus) geschuldet war, wird man nicht mehr erfahren. Offiziell musste das veränderte Spiel jedenfalls als Begründung für die ziemlich überraschende Trainerentlassung Mitte der Woche herhalten, wobei der Zeitpunkt und auch die Äußerungen aus der Mannschaft eher auf ein tiefgehendes Zerwürfnis zwischen Mannschaft und Management einerseits und dem Trainer andererseits hindeuten. Die Äußerungen der Verantwortlichen aus Augsburg deuten jedenfalls darauf hin, dass jetzt wieder ein offensiverer Ansatz gewählt wird als zuletzt.

Dennoch ist es für Borussia natürlich kaum einzuschätzen, wie sich der Trainerwechsel in Augsburg auswirkt. Das sollte aber keinen in Panik versetzen. Vielmehr ist es wichtig, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein und mit allem zu rechnen – sowohl mit einer defensiven Augsburger Aufstellung als auch mit einem befreit stürmenden Gegner. Will man einen oder mehrere Punkte aus Augsburg entführen, muss der neben den gewonnenen Punkten einzig positive Eindruck aus dem Spiel gegen Mainz 05 fortgeschrieben werden – man muss den Kampf annehmen. Daneben wäre es natürlich schön, wenn unabhängig vom Bemühen um eine stabile Defensive auch die spielerische Qualität des Kaders wieder zum Tragen käme. Da mit Herrmann, Johnson, Traoré und wahrscheinlich auch Stindl immer noch zahlreiche Offensive ausfallen, stellt sich die Mannschaft jedenfalls offensiv nahezu von selbst auf. Die in der Presse aufgeworfene Frage nach „Hahn oder Hazard?“ dürfte mit einem „Hahn und Hazard!“ beantwortet werden.

 

Denkbare Aufstellungen

Borussia: Sommer – Wendt, Christensen, Vestergaard, Elvedi – Kramer, Dahoud, Strobl – Raffael, Hahn, Hazard

Augsburg: Hitz - Verhaegh, Janker, Hinteregger, Stafylidis - Kacar, D. Baier - Schmid, Halil Altintop, Max - Ji

 

Der Seitenwahl-Tipp:

Uwe Pirl: Aufbaugegner für einen angeschlagenen Gegner oder Überwinder der Auswärtsschwäche? Keines von beidem – mit einem 2:2 im Gepäck wird die Rückfahrt nach Gladbach weder zum Trauermarsch noch zum Triumphzug.

Christian Spoo: Borussia ist weiter mit sich selbst beschäftigt, Augsburg im Spiel Eins nach Schuster wie befreit. Mit einem 0:3 geht es bedröppelt und bedroht zurück nach Mönchengladbach.

Volkhard Patten: Nach dem knappen 1:0 gewinnt Borussia bei verunsicherten Augsburgern mit 3:1.

Claus-Dieter Mayer: Augsburg ist nach der Entlassung von Schuster mit sich selbst beschäftigt, Gladbach nach dem Sieg gegen Mainz wie befreit. Mit einem 4:0 geht es fröhlich zurück nach Mönchengladbach. Alle an der Trainerdiskussion Beteiligten zeigen sich angesichts dieses Spiels allerdings leicht verwirrt.

Michael Heinen: Borussia und Augsburg sind beide durch die Trainerfrage mit sich selbst beschäftigt, keiner ist nach dem Unentschieden wie befreit. Nach dem 1:1 geht es mit gemischten Gefühlen zurück nach Mönchengladbach.

Thomas Häcki: Auswärtsspiel. Da hilft auch der überraschende Trainerwechsel wenig. Die Borussia verliert 2:0 und befindet sich weiterhin in der Krise. Das ist angesichts einer limitiert auftretenden Heimmannschaft bedenklich und wirft Schatten auf das bevorstehende Jahresabschluss-Spiel.