Berlin trauert. Berlin beeindruckt. Natürlich hat der unsinnige Anschlag vom Montag Spuren hinterlassen. Wer aber eine angsterfüllte Stadt erwartet hat, sieht sich getäuscht. Nützt doch nix, muss ja weitergehen. Berlin zeigt sich weitestgehend unbeeindruckt und demonstriert eine trotzige Gelassenheit. Die Botschaften der Gegner verfangen nicht. Nicht die der Extremisten aber auch nicht die der Populisten, die aus dem Leid anderer politisches Kapital schlagen wollen. Vielmehr halten die Berlinern beiden Gruppen die vorweihnachtliche Botschaft entgegen. Ihr habt die Maschinenpistolen, wir haben den Ölzweig. Ihr habt den Hass, wir die Liebe. Wir sind viele, ihr werdet nie genug sein. Ihr seid zu bemitleiden. Danke Berlin. Chapeau!

Was das mit Fußball zu tun hat? Natürlich nichts! Und doch hat alles irgendwie mit Fußball zu tun. Unsere Eltern und Kinder, Ehepartner und Freunde haben dies bereits seufzend zur Kenntnis genommen. Was man in Mönchengladbach derzeit gebrauchen könnte, ist die Gelassenheit der Berliner. Natürlich sind die Emotionen hochgekocht am Niederrhein. Die sportliche Situation ist prekär, die Entlassung von André Schubert hat Spuren hinterlassen. Schon alleine deswegen, weil er die Gladbacher Anhängerschaft von Beginn an gespalten hat. Nicht absichtlich. André Schubert ist kein José Mourinho. Sportlich leider nicht, menschlich zum Glück auch nicht. Das zeigte schon sein hochanständiger Abschied, bei dem er passende Worte fand. Die Spaltung zeugte vielmehr aus der Tatsache, dass Schubert das absolute Gegenteil seines Vorgängers verkörperte. Während für Lucien Favre stets das Ergebnis im Vordergrund stand, propagierte Schubert das Spektakel. Das hat ihm Fans eingebracht, aber auch Kritiker. Auch wenn seine taktischen Ideen durchaus interessant, nachvollziehbar und attraktiv waren, führte der sportliche Niedergang am Ende zu seiner Entlassung. Es wäre zu wünschen gewesen, dass dieser Weg anders verlaufen wäre.

Was bleibt ist eine in sich zerrissene Anhängerschaft, die nun ihre Wunden leckt. Schuberts Entlassung ist kein Triumph für seine Kritiker. Stolz darauf zu sein, es geahnt zu haben wäre eitel und dumm. Auf der anderen Seite hatte seine Demission nachvollziehbare sportliche Gründe. Keinesfalls lagen die Ursachen in einer zu hohen Erwartungshaltung (wir sind 14. !) und erst recht nicht in der Berichterstattung einiger Medien. Habt ihr ihn endlich geschafft? Nein haben wir nicht und es war auch nie das Ziel! Kritik muss erlaubt sein und der Überbringer der Botschaft ist nicht zugleich automatisch der Täter. Es ist jetzt an der Zeit, diese Zerrissenheit zu überwinden. Dieter Hecking tritt in dieser Beziehung ein schweres Erbe an, schon deshalb, weil er leicht zwischen die Fronten geraten könnte. Ihn nun mit überhöhten Erwartungen zu begegnen wäre töricht. Denn Personen standen nie im Vordergrund und sollten es auch nicht. Wichtig ist letztendlich nur die Borussia, der eine Geschlossenheit nur gut tun kann. Nach den schweren Wochen sollte also wieder etwas mehr Gelassenheit Einzug halten. Denn auch wenn die Feder manchmal eine starke Waffe ist, ist der oben genannte Ölzweig mächtiger.

Allen Lesern und Freunden von seitenwahl ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest.