Borussia hat einen zumindest vom Ergebnis her zufriedenstellenden Abschluss der Hinrunde erreicht. Der 3:1-Heimsieg gegen den Hamburger SV lässt Borussia mit 28 Punkten in die Winterpause gehen. Auf die ganze Saison hochgerechnet ist das ein Resultat, das aller Voraussicht nach zum Einzug ins internationale Geschäft berechtigen würde. Nach den teils unterirdischen, teils unglücklichen Darbietungen der vergangenen zwei Wochen sind die drei Punkte gegen den HSV Balsam auf die geschundenen Borussenseelen. Das Spiel allerdings war lange nicht so gut, wie das Ergebnis auf den ersten Blick glauben macht und wie einige Spieler in den Interviews nach dem Spiel selbst behaupteten. Borussia offenbarte immer wieder die schon fast gewohnten Schwächen in der Abwehr und verlor zwischenzeitlich komplett den Faden. Das Ergebnis fiel, wenn der Sieg unter dem Strich auch in Ordnung geht, um ein Tor zu hoch aus. 

Borussia begann unwiderstehlich, man hatte den Eindruck, dass das Team die Eindrücke von Freiburg so schnell wie möglich vergessen machen wollte. Nach einem Lattentreffer von Reece Oxford und einem durchaus elfmeterwürdigen Foul gegen Yannik Vestergaard war es Hazard, der ein wunderbares Zuspiel von Raffael über Mathenia hinweg zu 1:0 schlenzte. Und dann war es vorbei mit der Borussenherrlichkeit. Umgehend schaltete das Team zwei Gänge zurück und machte den HSV damit stärker und stärker. Der Gegner kam auch zu Chancen, so musste Stindl einen Kopfball von Mavraj von der Linie köpfen. Auf der Gegenseite gab es noch zwei gute Möglichkeient: Der starke Cuisance setzte einen Fernschuss an den Pfosten, Herrmann wurde bei einem Konter durch ein riskantes aber sauberes Tackling von Papadopulos im Strafraum gestoppt.

Nach der Pause verstärkte sich das Kräfteverhältnis noch weiter zu Gunsten der Hamburger. Das 1:1 war die fast schon zwingende Folge. Nachdem Hazard einen Konter im 1:1 gegen Mathenia nicht verwandeln konnte, fiel fast im Gegenzug der Ausgleich. Hunt spielte Hahn gekonnt frei, der Ex-Gladbacher vollendete eiskalt. In der Folge schien Hamburg dem Sieg näher zu sein, als Borussia, bei der die Doppelsechs Oxford/Cuisance zu gefallen wusste, die aber in der Verteidigung häufig wackelte, über außen immer anfällig war und zwischenzeitlich gefühlt keinen Zweikampf mehr gewinnen konnte. Der Wechsel von Elvedi zu Jantschke sorgte für etwas mehr Stabilität. Prompt trauten sich die Gladbacher nach vorne auch wieder mehr zu. Eine Flanke von Hermann auf Raffael köpfte dieser noch direkt auf Mathenia. Der kurz darauf für Herrmann eingewechselte Vincenzo Grifo bereitete dann die Führung vor. Von Hazard bedient ging der Deutsch-Italiener bis an den Strafraum und spielte dann mit Köpfchen in den Lauf von Raffael, der bei seinem Drehschuss von einem Stellungsfehler des HSV-Keepers profitierte, der offenbar mit einem Abschluss von Grifo gerechnet hatte. Nur fünf Minuten später machte Raffael seinen dritten Doppelpack der Saison klar und den Deckel drauf. Hazard ging erneut allein auf Mathenia zu, diesmal entschied er sich fürs Ausspielen, die folgende Flanke musste Raffael nur noch über die Linie drücken. Damit war der Widerstand des HSV gebrochen. Die letzten zehn Minuten geschah nichts mehr, bis auf dass Dieter Hecking dem jungen Marcel Benger zu seinem Bundesliga-Debüt verhalf. Der Mittelfeldmann aus der U23 durfte noch vier Minuten mitspielen. Dann war Schluss. Borussia kann aufatmen, mit einer Leistung wie zwischen der 10. und der 67. Minute dürfte das Weiterkommen im Pokal am Mittwoch gegen Leverkusen aber kaum zu realisieren sein. Die Frage, warum die Mannschaft das Fußballspielen ohne Not mehr oder weniger einstellt und danach behauptet, es sei doch ganz anders gewesen, bedarf einer vernünftigen Antwort.

Borussia: Sommer - Elvedi (54. Jantschke), Ginter, Vestergaard, Wendt - Oxford (89. Benger), Cuisance - Herrmann (70. Grifo), Hazard - Stindl, Raffael

HSV: Mathenia - Mavraj, Papadopoulos, van Drongelen (80. Arp) - Sakai, Ekdal (84. Janjicic), Jung, Santos - Hunt (83. Waldschmidt), Kostic - Hahn

Tore: 1:0 Hazard (09.), 1:1 Hahn (53.), 2:1, 3:1 Raffael (74./79.)
Gelbe Karten: Borussia: keine, HSV: Ekdal, van Drongelen, Mathenia
Zuschauer: 51.409