Seit Jahren diskutiert man, ob die Borussia nicht den Stadionnamen sponsern lassen sollte. An diesem Donnerstagabend hätte eine spontane Umbenennung in Debakelberg sowohl dem Vorgängerstadion Tribut gezollt, als auch das wohl schlechteste Spiel der Gladbacher Europapokalgeschichte entsprechend gewürdigt. Klar, eine 5:0 Niederlage bei Dundee United 1982 war auch blamabel, das 0:4 in Madrid 1985 schlimm, wie auch auch die Auftritte bei Manchester City oder in Barcelona 2016, aber was wir heute abend erlebt haben, hat es in seiner Peinlichkeit zumindest in unserer Erinnerung noch nicht gegeben.

Es gibt eigentlich nur eine Erklärung für den Auftritt der Mannschaft, und zwar dass man den Gegner aus Kärnten komplett unterschätzt hat und das Spiel nicht mit der professionellen Einstellung angenommen hat, die in jedem Pflichtspiel selbstverständlich sein sollte. Schon in der Frühphase der Partie gab es symbolisch diese Versuche die Wolfsberger Abwehr mit eleganten Lupfern in den Strafraum auszuhebeln. Beim Stande von 5:0 durchaus einen Versuch wert, aber zu Beginn eines wichtigen Europapokalspiels ein fatales Zeichen von fehlender Ernsthaftigkeit. Wenn man dann auf der anderen Seite ein Wolfsberger Team hat, dass von vorne bis hinten mit nicht genialen aber kompetenten Fussballern ausgestattet ist, die hochmotiviert in die Partie gingen, dann passiert genau das was wir heute erlebt haben.

Eigentlich hatte man gehofft, dass die Erfahrungen mit dem Gegner von Marco Rose, seinem Trainerstab und auch Steve Lainer reichen sollten um Wolfsberg nicht zu leicht zu nehmen, aber was immer in der Vorbereitung gesagt worden sein mag, es kam nicht in den Köpfen der Gladbacher Spieler an.

Es gibt durchaus Spiele mit blamablen Ausgängen in denen man aber immerhin ein paar Knackpunkte finden kann, wo das Spielglück fehlte und dann alles gegen ein läuft, wo man selbst den Ball nur an die Latte schiesst, es dann auf der anderen Seite einen umstrittenen Elfer gibt usw… Aber nichts davon kann die Borussia an diesem Abend als mögliche Entschuldigung heranziehen. Ja, die Flanke vor dem 0:1 war abgefälscht und damit schwerer zu verteidigen, aber danach gab es noch 72 Minuten alles zu korrigieren. In der ersten Halbzeit hatte der VFL kaum eine nenneswerte eigene Torchance. Das Team wirkte nach dem Rückstand zwar durchaus bemüht, aber völlig kopflos, geschockt dass der Gegner eben nicht die erwartete Gurkentruppe war.

Es liegt nahe nach solch einem Desaster die Schuld auch beim Trainer zu suchen. War es vielleicht das falsche Signal mit Embolo einen der besten Spieler der letzten Wochen auf der Bank zu lassen? Angesichts der Tatsache dass ein bisschen Rotation in den vielen englischen Wochen unausweichlich ist, Embolo als verletztungsanfällig gilt und ein besonders kraftraubendes Spiel betreibt, schien dies zumindes vor der Partie eine sehr verständliche Entscheidung. Und mit 10 von 11 Spielern aus der Derbysieger-Startelf kann man Marco Rose kaum übertriebene Rotation vorwerfen.

Die Leistung des Teams (oder eher das Ausbleiben einer solchen) ist besonders deshalb so schwer zu begreifen, weil sie gänzlich dem Narrativ der bisherigen Saison widerspricht, nach dem sich die Fohlenelf von Spiel zu Spiel besser mit dem neuen System anfreundet. Alles was am Samstagabend noch so viel Hoffnung machte, scheint mit den 90 Horrorminuten am heutigen Abend auf einmal in Frage gestellt zu sein. Man kann nur hoffen, dass die Mannschaft es schafft die richtigen Lehren aus dieser Blamage zu ziehen. Bereits am Sonntag hat sie die Chance dies gegen den Lokalrivalen aus Düsseldorf zu beweisen.