freiburg neu

Vier komplette Geisterspieltage haben wir nun erlebt und es deuten sich die ersten Erkenntnisse an, wie sich die neue Situation auf das Ergebnis der Partien auswirkt. Vor der Coronapause gab es in 43% aller Spiele Heimsiege, in 35% der Fälle Auswärtssiege. In den bisherigen 36 Spielen seitdem ist die Heimsiegquote fast halbiert worden (22%) während exakt 50% aller Spiele vom Auswärtsteam gewonnen wurden. Ob das jetzt schon statistisch signifikant ist, hängt davon ab, welches Testverfahren man wählt und in welche Kategorie man das Rheinderby im März einordnet, aber es deute sich an, dass das Fehlen der Zuschauer tatsächlich der Gastmannschaft zugutekommt. Auch hat man zumindest subjektiv (Zahlen dafür haben wir noch nicht erhoben) den Eindruck, dass die leeren Stadien eher den Mannschaften schaden, die über Leidenschaft und Kampf kommen und sich noch häufiger als sowieso die Teams mit der höheren spielerischen Qualität durchsetzen.

Beides spräche also eigentlich sehr für die Borussia bei ihrem Gastspiel in Freiburg am Freitagabend, wenn, ja wenn es eben nicht ausgerechnet Freiburg wäre. Viele Flüche und schwarze Serien konnte die Borussia in den vergangenen Jahren elegant ad acta legen, selbst in Augsburg gelang vor einigen Monaten ein Sieg, aber Freiburg erscheint zumindest in Bundesligaspielen seit jenem 1:0 durch Arie van Lent am 23. März 2002 eine uneinnehmbare Festung und das schlimmste ist, dass man meist auch völlig verdient die Punkte im Breisgau ließ.

Dass ein Durchbrechen dieser Horrorbilanz gerade in diesem Jahr besonders wichtig wäre, zeigt schon ein kurzer Blick auf die Tabelle. Gerade einmal 4 Tore Vorsprung hat man auf die Konkurrenz aus Leverkusen. Angesichts des Heimspiels der Betriebsmannschaft gegen den wiedererstarkten Rekordmeister aus München, könnte man diesen Vorsprung auf 3 Punkte ausbauen, den man aber vermutlich am Wochenende darauf beim eigenen Spiel bei den Bayern gleich wieder zu verlieren droht. Oder anders ausgedrückt: ein Sieg in Freiburg würde garantieren, zumindest punktgleich mit Leverkusen in die letzten 3 Spiele gehen zu können.

Schafft man es irgendwie den Aberglauben mal einen Moment zu verdrängen, sehen die Aussichten für solch einen Erfolg gar nicht so schlecht aus.  Zwar gibt es neben dem länger ausfallenden Zakaria im Moment noch einige andere Verletzungssorgen bei der Borussia (Embolo, Raffael, Strobl, Johnson), aber angesichts der momentanen Form von Neuhaus, Hofmann, Plea, Thuram und auch einem besser werdenden Lars Stindl, gibt es eigentlich keinen zwingenden Grund zu Startelf-Wechseln im Vergleich zum Sieg gegen die Unioner.

Der Gegner aus Freiburg steht zwar weiterhin auf einem achtbaren einstelligen Tabellenplatz, den man sich aber vor allem in den ersten Spielen der Hinrunde verdient hat, als man ein ziemlich leichtes Auftaktprogramm fast optimal nutzen konnte und 6 Siege in den ersten 11 Spielen holte. Seitdem sind in 18 Spielen nur noch 4 weitere Dreier für den SC hinzugekommen und der elfte Platz in der Rückrundentabelle reflektiert die Qualität der Streich-Truppe erheblich realistischer als es der zwischenzeitliche Championsleague-Platz im Herbst tat.

Das heißt natürlich nicht, dass der SCF ein leichter Gegner ist. Abgesehen von einer 4:0 Niederlage gegen Karneval-gedopte Kölner verliefen die meisten Spiele relativ knapp wie zuletzt auch die etwas unglückliche Niederlage gegen Bayer Leverkusen. Die Breisgauer verfügen über eine stabile Grundordnung und können auf die mit Abstand wenigsten Gegentore unterhalb des ersten Tabellendrittels verweisen. Offensiv sieht ist die Bilanz nicht ganz so überzeugend aber mit Vincente Grifo, der anscheinend nur in Freiburg sein Potential abrufen kann, Freistoß-Künstler Jonathan Schmid und natürlich dem Goalgetter Nils Petersen verfügt man über diverse Spieler, die der Borussia weh tun können (der U21-EM-Held Luca Waldschmidt hingegen hat eher eine durchwachsene Spielzeit).

Wer auch immer am Freitagabend als Sieger vom Platz geht, es wird vermutlich kein Torfestival geben, denn nur in Spielen des VFL Wolfsburg fielen noch weniger Treffer als in denen mit Freiburg-Beteiligung (2.7 im Durchschnitt). Mit einem lockeren Sieg wird auf Gladbacher Seite ohnehin wohl niemand rechnen, denn selbst den noch neueren Spielern im Verein wird die verheerende Bilanz im Dreisamstadion bewusst sein.

Seitenwahl-Prognose:

Mike Lukanz: Mein Tipp: Es ist Freiburg. 0:1.

Christian Spoo: Meiner auch.

Michael Heinen: Ich schließe mich dem Redaktionsoptimismus an.

Thomas Häcki: Diese Partie ist wahrlich schwer zu tippen. Beide Mannschaften zeigen derzeit 2 Gesichter. Schwer wird es, die Freiburger Defensive zu knacken, sodass vieles für ein 1:1 spricht.

Claus-Dieter Mayer: Mit einem 3:1-Sieg hat die Borussia die CL-Qualifikation weiterhin in eigener Hand und verbaselt sie dann erst am letzten Spieltag daheim gegen Hertha.