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Werder Bremen

Wo kommen sie her?

Frisch aus der Hölle! Hölle Hölle! Auch wenn es am Ende dann noch mal gut ausging, war es eine absolute Horrorsaison für die Bremer. Dabei war man trotz des Abgangs von Max Kruse sehr optimistisch in Saison gegangen und visierte gar einen Platz im internationalen Geschäft an. Dieses Ziel lag schon nach wenigen Wochen mit einer extremen Serie von Verletzungen in weiter Ferne. Allerdings wäre es zu einfach‘ die schlechte Spielzeit einzig und allein mit vielen Ausfällen zu begründen, denn gerade in dieser Anfangsphase spielten die Bremer vielleicht noch den besten Fußball in dieser Saison und hatten zuweilen auch Pech mit den Ergebnissen. So richtig katastrophal wurde es erst im Spätherbst und Winter als sich die Verletztensituation zumindest teilweise entspannt hatte: An den Spieltagen 15-26 holten die Bremer in 12 Spielen lediglich 4 Punkte und man darf spekulieren, dass ohne die Lockdown-Pause Werders erster Abstieg seit 40 ziemlich sicher gewesen wäre. So schaffte man es, nach dem Re-Start vor allem die Defensive zu konsolidieren (in den letzten 9 Spielen gab es nur noch 10 Gegentore) und sich - nicht zuletzt dank der tatkräftigen Unterstützung durch moralfreie Kölner - am letzten Spieltag noch in die Relegation zu retten.

 Was passiert gerade?

Angesichts der Vorsaison bislang ziemlich wenig! Bittencourt und Toprak sind nur auf dem Papier Neuzugänge, bei beiden trat nach bisheriger Leihe Kaufpflicht ein. Außer dem von Nürnberg kommenden Patrick Erras sind es ansonsten junge Talente, die den Kader ergänzen wie z.B. der 20-jährige niederländische Stürmer Tahith Chong, der von Manchester United ausgeliehen wurde. Dem gegenüber stehen die Abgänge einiger Routiniers wie Claudio Pizzaro (sein nächster Verein scheint noch nicht festzustehen aber wir rechnen mit Schalke oder Köln), Nuri Sahin, Fin Bartels und auch Philipp Bargfrede. Gerüchte gibt es noch um einen Wechsel von Stürmer Milot Rashica. Aber selbst bei dessen Verkauf (Leizpig ist sehr interessiert), würden die Bremer wohl nicht noch einmal einen Großeinkauf tätigen, das das Geld dringend gebraucht wird, die noch ausstehenden Ablösen von Toprak, Bittencourt und Füllkrug zu begleichen. Da auch im Umfeld (Trainer, Sportdirektor) nach dem Fast-Abstieg keine personellen Konsequenzen gezogen wurden, drängt sich der Eindruck auf, dass das Fazit der Bremer nach der Katastrophen-Saison ein fröhliches „Weiter so, Werder!“ ist. „Mutig“ hätte Sir Humphrey Appleby das im Politik-Comedy-Klassiker „Yes Minister“ wohl dereinst genannt.

Wo gehen sie hin?

Man darf skeptisch sein. Sollte man in Bremen hoffen, dass die Mannschaft ohne den brutalen Abstiegsdruck jetzt aufblühen wird, so vertauscht man dabei Ursache und Wirkung. Ein sicherer Tabellenplatz ist Konsequenz und nicht Grundlage guter Leistungen. Auch wenn man diesmal die letztjährige Verletztenserie vermeiden kann, so gibt es auch eine Reihe anderer Probleme, die man bislang nicht gelöst hat. Yuya Osako ist zwar ein durchaus begabter Kicker, konnte aber die Lücke durch den Kruse-Abgang nie wirklich füllen. Auch die hoffnungsvolle junge Garde (Sargent, die beiden Eggelsteins) konnten bislang nicht den entscheidenden Schritt nach vorn machen. Nicht zuletzt darf man auch leise Zweifel am Übungsleiter Kohfeldt haben, denn eloquent und sympathisch daherzukommen, impliziert noch lange nicht, dass man wirklich ein guter Trainer ist. Wir erinnern uns, dass vor gar nicht so lange Zeit auch ein Alexander Nouri in Bremen als neuer Trainergott gefeiert wurde. Trotz all dieser Vorbehalte sollte Bremen es aber schaffen, ein paar Plätze in der Tabelle gutzumachen und den unmittelbaren Abstiegskampf zu vermeiden. Für mehr wird es jedoch nicht reichen, denn den Sprung aus der Relegation unmittelbar in die Champions-League-Qualifikation schaffen nur ganz besondere Vereine.

(Claus-Dieter Mayer)

 

1. FC Köln

Wo kommen sie her?

Von der Kirmes. Das ist für diesen Verein ohnehin ein passendes Sujet. Zur Zeit kommt der FC konkret von der Achterbahn. Denn einer Fahrt mit derselben ähnelte der Verlauf der vergangenen Saison – wobei man nicht vergessen sollte, dass die Kölner Aufsteiger waren. Nach schwachem Start und dem obligatorischen Trainerwechsel lief es eine ganze Weile gut, so dass in der Stadt am Rhein, die sich selbst für die schönste der Welt hält, die aber nicht einmal die schönste im eigenen Regierungsbezirk ist (Bonn knapp vor Aachen, falls sich jetzt jemand fragt), bereits die ebenfalls obligatorischen Europapokal-Witze gemacht wurden. Und wie bei Karnevalisten nicht unüblich, sind diese Witze am Ende gar nicht witzig gemeint. Dann aber folgte der Absturz. Der letzte Sieg datiert von Anfang März gegen Paderborn. Dann kam Corona – mit der Geisterderby-Niederlage in Gladbach und der anschließenden Pause. Nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs konnte Köln kein Spiel mehr gewinnen. Vier Punkte holte das Team von Markus Gisdol noch und leistete sich zu Abschluss eine peinliche 1:6-Niederlage in Bremen. Die Mannschaft versuchte gar nicht erst, sportliches Verhalten an den Tag zu legen und beeinflusste den Abstiegskampf dergestalt, dass der rheinische Nachbar aus Düsseldorf in die zweite Liga musste.

Was passiert gerade?

Nichts. Ein Neuzugang steht fest, voraussichtlich als Ersatztorwart kommt Ron-Robert-Zieler leihweise aus Hannover. Der war zwar mal Nationalspieler, aber schon damals wusste eigentlich keiner so genau, warum.

Wo gehen sie hin?

Das ist beim FC mehr noch als bei den meisten anderen Bundesligisten kaum absehbar. Die Transfer-Aktivitäten stottern massiv. Die drei Wunschspieler – Mark Uth (Schalke), Streli Mamba (Paderborn) und Robin Hack (Nürnberg) wollen zwar aus unerfindlichen Gründen gerne in Köln spielen, aber der FC kann sich mit den abgebenden (oder eben nicht abgebenden) Vereine nicht über die Modalitäten einigen. Uth, zuletzt nach Köln ausgeliehen, soll in Schalke tatsächlich für die neue Saison eingeplant sein. Bei Hackgeht es wohl nur ums Geld, während der Wechsel von Mamba wohl an einem nicht bestandenen Medizincheck gescheitert ist. Hack wie auch Mamba sind Stürmer. Sollte ein Wechsel zustande kommen, ist Köln möglicherweise bereit, Jhon Corodba ziehen zu lassen. Der Vertrag des besten Scorers der Vorsaison gilt nur noch ein Jahr und das Angebot, zu verlängern, hat der Kolumbianer bisher abgelehnt. Zudem wird sich der FC noch nach einem Flügelspieler umsehen müssen. Florian Kainz wird nach einer Knie-Operation mehrere Monate fehlen. Wenn der Verein nicht gleich mehrere Überraschungen aus dem Hut zaubert, ist der Kader keinesfalls besser als in der vergangenen Spielzeit. Der FC wird folglich gegen den Abstieg spielen und die Saison zwischen Platz 15 und 18 abschließen. Und Borussia wird den rheinischen Rivalen hoffentlich erneut zweimal abschießen.

(Christian Spoo)

 

FC Augsburg

Wo kommen sie her?

Aus einer selbst für den im unteren Mittelfeld beheimateten FC Augsburg unterdurchschnittlichen Bundesligasaison, die mit 36 Punkten auf Platz 15 endete und seit dem 26. Spieltag einem in Gladbach unter dem Namen Husefack bekannten Trainer eine Möglichkeit zur Rückkehr in die Bundesliga bot. Seither ist man in Augsburg demütig und in festem Glauben unterwegs.  

Was passiert gerade?

Umfassende Umwälzungen im Kader sind wohl die passende Beschreibung. Mit Torhüter Luthe (10 Einsätze), Tin Jedvai (31 Einsätze), Lichtsteiner (20 Einsätze), Baier (23 Einsätze) und Philipp Max (31 Einsätze) verlieren die Augsburger insbesondere in der Defensive eine ganze Reihe von Akteuren, die in der Vergangenheit Stammspieler waren oder wenigstens eine wichtige Rolle spielten. Insbesondere die Art und Weise des Abgangs des langjährigen Kapitäns Daniel Baier wirft Fragen auf. Philipp Max war auch offensiv als Freistoßschütze und Vorlagengeber eine wichtige Figur.

Folgerichtig haben sich die Augsburger bei den Neuzugängen eher im Regal „Erfahrener Spieler“ bedient. Rafal Gikiewicz kommt von Union Berlin sicherlich mit dem Anspruch, Stammtorhüter zu werden (ob er sich sportlich verbessert, darf bezweifelt werden), gleiches gilt für Daniel Caliguri (Schalke) und Tobias Strobl, die dazu ausersehen sind, die Abgänge in der Defensive zu kompensieren. Eher in die Rubrik Wundertüte gehört der Transfer des polnischen Rechtsverteidigers Robert Gumny von Lech Poznan. Dazu kommen die Leihrückkehrer Gregoritsch (verzockt mit dem Wechsel zum Chaosklub Schalke 04) und Pedersen.

Wo gehen sie hin?

Auch wenn die Transferaktivitäten mutmaßlich noch nicht abgeschlossen sind – auf Augsburg könnten schwere Zeiten zukommen. Von den individuellen Qualitäten her ist die Mannschaft durch die bisherigen Transfers mit Sicherheit nicht stärker geworden. Anführer wie Baier und Max werden nicht nur auf dem Platz fehlen, eine neue Struktur muss sich erst noch finden. Der Trainer muss beweisen, dass er nicht nur von Demut vor der Aufgabe schwafeln kann, sondern auch eine Mannschaft durch ein Jahr Abstiegskampf führen kann. Kann alles klappen. Aber selbst wenn es klappt, bleibt es beim Abstiegskampf. Wenn nicht, ist Augsburg ein heißer Kandidat für den Platz vor Bielefeld.   

(Uwe Pirl)