Borussia hat durch ein 2:1 beim VfB Stuttgart das Viertelfinale des DFB-Pokals erreicht - der Wettbewerb, den nicht nur die Verantwortlichen um Urlaubsrückkehrer Max Eberl zunehmend unverhohlen als ein (wenn nicht DAS?) zentrale Saisonziel bezeichnen. Aber wie planbar ist ein Pokalsieg?

Die Geschichte des Spiel ist schnell erzählt: Borussia geriet durch den Treffer von Wamangituka früh ins Hintertreffen, schüttelte sich kurz und lieferte etwa ab der 10. Minute gegen einen gut organisierten, teils sehr rustikal zu Werke gehenden Gegner eine konzentrierte Partie ab. Der gut aufgelegte Thuram lief sich mit einem starken Lauf zur Grundlinie und präziser Vorlage zu einer Plea-Chance warm, bis er kurz vor dem Pausenpfiff nach Dribbling sehenswert aus halbrechter Position in den linken Winkel traf. Kurz nach Wiederanpfiff nutze Plea eine unglückliche Aktion des herausgeeilten Stuttgarter Keepers und schob aus spitzen Winkel unbedrängt zum Führungstreffer ein. Die übrigen 43 Minuten versuchte ein zunehmend müde wirkender VfB gegen eine nun defensiver agierende Rose-Elf den Schlüssel zu finden. Borussia wiederum setze verstärkt auf Konter, blieb dabei aber einmal mehr in den letzten Aktionen zu inkonsequent um das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Hinten ließ man auch nach Umstellung auf die am Niederrhein bisher selten erfolgreiche Fünferkette kaum etwas zu, und auch die eigentlich unvermeidliche Schlusspointe blieb diesmal aus: Lainers unbeabsichtigte Ballberührung mit der Hand hatte zurecht keinen Elfmeter und auch keinen Einsatz des Videobeweises zur Folge. Im Gegensatz zum Ligaspiel an gleicher Stelle vor einigen Wochen übte der Kölner Keller die eigentlich gebotene Zurückhaltung und sicherte Borussia damit das Weiterkommen.

Ein insgesamt verdienter Sieg nach frühem Rückstand, das Ergebnis fast eine Halbzeit recht souverän über die Zeit gerettet und vor allem eine Runde weiter - alles soweit nach Plan, der langersehnte Griff nach "etwas Blechernem" nur noch drei Siege entfernt. Doch daran, wie wenig kalkulierbar ein Erfolg im DFB-Pokal eigentlich ist, wurden selbst die Bayern in dieser Saison mal wieder erinnert. Trotz des Ausscheidens der Favoriten aus München und Leverkusen sind neben drei unterklassigen Klubs und Bremen auch noch drei der aktuellen Top 6 der Bundesliga im Wettbewerb vertreten. Es wird also vor allem der Faktor Losglück sein, der über Borussias Chancen mindestens mitentscheidet - und der ist traditionell nie ein großer Freund der Fohlenelf gewesen. Andererseits: Wenn man sich große Ziele setzt, muss man sich auch in der Lage sehen, jeden Gegner zu schlagen - und dafür sind die Voraussetzungen 2021 tatsächlich vielversprechender als in manch anderem Jahr.

Es bleibt daher zu wünschen, dass der Fokus auf einen möglichen Pokalsieg nicht zu sehr auf Kosten des Tagesgeschäfts im Ligaendspurt geht - denn sportlich und wirtschaftlich ist es vor allem eine erneute Qualifikation für den internationalen Wettbewerb, über die Borussia weiterhin in der Bundesliga oben mitspielen kann. Die letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig die Einsatzfähigkeit und Frische der 13, 14 Kernspieler ist - nach dem durchaus diskussionswürdigen Abgang von Mittelfeldallrounder Laszlo Benes gilt dies umso mehr. Die nächsten Wochen mit einer Mischung aus vermeintlichen Pflichtaufgaben zuhause und direkten Duellen auswärts könnten in Sachen Saisonziele richtungsweisend werden - und dann ist da noch die Champions League mit der womöglich aussichtslosen, aber sicher kraftraubenden Aufgabe gegen ManCity.

Trainer Rose, dessen Verbleib bei der einzig wahren Borussia über den Sommer hinaus nach seinen ausweichenden Äußerungen am Rande des Stuttgartspiels eine zunehmend große Überraschung wäre, muss es somit gelingen, den in der Spitze nicht allzu breiten Kader (Grüße an H.-H. Vogts) geschickt zu managen. Ansonsten heißt es vor allem auf das Ausbleiben von Verletzungspech zu hoffen - und für Max Eberl, zahlreiche potentielle Nebenkriegsschauplätze im Keim zu Ersticken. Lauter werdende Trainer- und Spielergerüchte sowie weitere, Corona-bedingte Herausforderungen werden den frisch erholten Sportdirektor auf Trab halten.