augsburg neuTitelvorschläge aus der Seitenwahl-Redaktion: Husefack 1.0 vs. Husefack 2.0. Oder: Demut und Dankbarkeit. Oder: Herrlich Zahnpasta kaufen. Ja, der Vorbericht für das Spiel in Augsburg ist geradezu eine Einladung, sich an den Trainern beider Mannschaften, ihrem Verständnis von Vertragstreue, ihrer blumigen Rhetorik und ihrem jeweiligen besonderen Verhältnis zu Borussia Mönchengladbach abzuarbeiten. Aber im Grunde genommen ist dazu wahrscheinlich fast alles gesagt, was man dazu sagen kann, ohne im Forum gesperrt oder im Stadion auf die Tribüne geschickt zu werden.

Wäre es also vielleicht der richtige Zeitpunkt, mal wieder über Fußball zu reden? Ganz bestimmt! Fangen wir also damit an: Als vor der Saison der SEITENWAHL-Bundesliga-Check anstand, fiel mir – wie jedes Jahr – der FC Augsburg zu, den ich ob der herrschenden Fluktuation auf Führungspositionen innerhalb des Teams jedenfalls bei negativem Verlauf als einen heißen Kandidaten auf den Platz vor Arminia Bielefeld eingestuft hatte, mithin auf einem Abstiegsplatz. Tatsächlich läuft es für die Schwaben etwas besser, die nach zwei Spieltagen mit Siegen gegen Union Berlin und Borussia Dortmund sogar vom zweiten Tabellenplatz grüßten, mittlerweile aber von der Realität eingeholt mit 26 Punkten auf Platz 13 rangieren. Angesichts der 7 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz kann man das wohl als „hinteres Mittelfeld“ klassifizieren. Dabei profitiert man bei den bisher erzielten sieben Siegen von der makellosen Punktausbeute gegen Mainz 05 und Union Berlin, dazu kommen die Überraschung gegen Dortmund sowie jeweils ein Sieg in Bielefeld und Köln. Insgesamt also ein unspektakuläres Bewegen innerhalb der eigenen Möglichkeiten. Gerade die beiden Siege gegen Union Berlin lassen aber aufhorchen. Gegen die Mannschaft, gegen die sich Borussia zu zwei mehr oder weniger befriedigenden Unentschieden quälte (bzw. von Union gequält wurde) fand der FC Augsburg unzweifelhaft bessere Mittel. Verwunderlich ist das nicht, war doch Augsburg im letzten Jahrzehnt sowas wie ein Gladbachschreck und mit körperbetonter, unangenehmer Spielweise immer für ein zähes Unentschieden oder eine unerwartete Niederlage der Borussia gut. Zäh, unangenehm und körperbetont wird es wohl auch am Freitagabend werden: Namen wie Strobl, Caligiuri oder auch André Hahn stehen für einen Fußball, der Gladbach nicht liegt. Für die spielerische Komponente steht der in der Winterpause von der Borussia nach Augsburg ausgeliehene Lazlos Benes, dem am vergangenen Wochenende bei der Niederlage gegen Hertha BSC sein erstes Tor für Augsburg gelang. Auf Augsburger Seite fallen Iago und Finnbogason verletzungsbedingt aus, ansonsten kann Herr Husefack sein Stammpersonal an den Start bringen.

Auf Gladbacher Seite – mit Platz 10 derzeit gerade mal unter „vorderes Mittelfeld“, wenn überhaupt, einzusortieren – wird definitiv Weltmeister Kramer ausfallen, Ramy Bensebaini ist laut Auskunft auf der Pressekonferenz fraglich, wohingegen Hofmann wieder fit ist und die Rückkehr von Lars Stindl nach seiner Gelbsperre als sicher gelten darf. Welche Wechselspiele in der Aufstellung stattfinden, ist wie immer schwer vorherzusehen. Als sicher darf gelten, dass Zakaria für Kramer spielt und dass im Fall eines Ausfalles von Bensebaini Oscar Wendt dessen Platz einnehmen wird. Unterstellt, dass Plea und Thuram einerseits zuletzt ein bisschen formschwach wirkten und andererseits auch zur Champions-League-Bestbesetzung zählen, bieten sich des Weiteren Startelf-Chancen für Embolo (sicherlich gut geeignet gegen die körperbetonte Ausgsburger Spielweise), Wolf und/oder Herrmann an.    

Für Borussia ist die Ausgangslage klar: Wenn es überhaupt noch eine vage Chance auf die Plätze 7-5 geben soll, muss ein Sieg in Augsburg her und muss dieser Sieg zugleich der Beginn einer Serie sein. Hoffen wir, dass die Mannschaft das Theater der letzten Wochen abschütteln und wieder in die Spur finden kann.

Absolut erfreulich ist die in der Pressekonferenz verkündete Vertragsverlängerung mit Nico Elvedi und Tobias Sippel. Elvedi, der in seiner Anfangszeit bei Borussia einerseits immer wieder sein großes Talent zeigte, andererseits aber auch jederzeit für einen krassen Aussetzer gut war, hat sich in den letzten beiden Jahren zu einem extrem zuverlässigen, sehr guten Innenverteidiger entwickelt, dessen Verlust nur schwer zu verkraften gewesen wäre. Sippel ist ein 1b-Torhüter, der im Pokal nachgewiesen hat, dass er jederzeit auch über einen längeren Zeitraum in der Bundesliga eingesetzt werden könnte. Dass beide Spieler den Weg mit Borussia weitergehen wollen zeigt, dass manches Weltuntergangsszenario der letzten Wochen vielleicht doch von ein bisschen zu viel Panik geprägt war.

Der SEITENWAHL-Tipp:

Uwe Pirl: Immer dann, wenn man es nicht erwartet, läuft es anders als man denkt. Entgegen allen Unkenrufen gewinnt Borussia in Augsburg mit 2:1.  

Claus-Dieter Mayer: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt: 2:0 Auswärtssieg.

Mike Lukanz: Benes, Strobl, Hahn. Genug Gründe, das Spiel zu verlieren: 1:2.

Thomas Häcki: Gladbach verwaltet sich zum 0:1 und ich werde wieder zuschauen, wenn wieder Hoffnung besteht, wirklich Fußball zu sehen.

Christian Spoo: Es geht aufwärts. Borussia schießt in Augsburg zwar keine Tore, ergattert aber einen Punkt.