Breel EmboloJa, sind wir. Und zwar ob der schwankenden Leistungen der Mannschaft von Borussia Mönchengladbach in dieser Saison. Die letzte Woche verkörpert das gut. Eine Gala gegen ein Frankfurter Team auf Augenhöhe. Eine wahlweise lustlose oder arrogante Vorstellung gegen das sympathische Traditionsteam aus dem Kraichgau, bei der man es schaffte, zuerst trotz schlechtem Spiels mit viel Glück einen komfortablen Vorsprung geschenkt zu bekommen („erringen“, „erreichen“ oder „erspielen“ wäre hier als Beschreibung falsch, denn das würde suggerieren, dass dieser Vorsprung zur Halbzeit irgendetwas mit der Gladbacher Leistung zu tun gehabt hätte), um diesen dann in einer noch schlechteren zweiten Halbzeit im Übermaß zurück zu schenken. Ein klarer Sieg gegen Bielefeld, bei dem man angesichts des Spielverlaufs meinen konnte, dass die Gladbacher Elf beim Anblick der orangen Trikots des Gegners irgendetwas verwechselt hat und sich irrtümlich in der Gruppenphase der Champions League gegen Donezk wähnte.

Erklärungen für diese Schwankungen? Keine. Jedenfalls keine, die uns gefallen. Denn dass die Mannschaft kräftemäßig am Limit gewesen sein soll, wie unser zukünftiger Ex-Trainer das in seiner Auswertung des Hoffenheim-Spiels behauptete, mag man kaum glauben angesichts dessen, dass es sich um die erste englische Woche seit Mitte März handelte und angesichts des Elans, zu dem das Team gegen Bielefeld wieder fähig war.  Das mag im Herbst 2020 während der Gruppenphase der Champions League und am Jahresanfang 2021 eine sinnhafte Erklärung gewesen sein, jetzt ist sie es nicht mehr. Die mancherorts angedeutete These, die tolle Leistung gegen Frankfurt sei allein dem Vorspielen beim neuen Trainer und der damit verbundenen Extraportion Motivation geschuldet, würde einerseits ein schlechtes Licht auf den Charakter der Mannschaft werfen und andererseits bedeuten, dass der derzeitige Übungsleiter die Mannschaft nicht mehr so recht einzustellen und zu motivieren weiß.  Auch nicht schön. Bleibt schließlich die Annahme, dass keiner Lust auf die Conference League hat – auch hier würde sich die Charakterfrage stellen, denn wenn die Führung in Person von Max Eberl das als lohnenswertes Ziel ausgibt, muss man vom Team erwarten können, dass es wenigstens versucht, diese Vorgabe umzusetzen. Aber auch diese Erklärung passt nicht, denn dann wäre man gegen Bielefeld nicht wieder so engagiert zu Werke gegangen wie gegen Frankfurt.

Das war ja nur Bielefeld? Und dann auch noch ein Bielefeld, das einen total rabenschwarzen Tag erwischt hatte? Nun, auf den ersten Blick ist das natürlich ein legitimes Argument dafür, die Leistung vom Wochenende nicht in zu rosigen Farben zu malen und den hohen Sieg gewissermaßen als selbstverständlich hinzunehmen. Andererseits haben die Ostwestfalen bisher im Rahmen ihrer Möglichkeiten ordentlich gepunktet und dabei z.B. auch Bayern München einiges abverlangt. Will heißen: Auch gegen Bielefeld muss man erstmal gewinnen und auch erstmal 5:0. Wahrscheinlicher ist, dass das Spiel in seinem Verlauf wesentlich dadurch beeinflusst wurde, dass quasi die ersten drei Gladbacher Schüsse allesamt im Tor waren, der erste noch dazu unglücklich abgefälscht. Danach war im Grunde alles entschieden. Wie das ausgegangen wäre, hätte es 70 Minuten 0:0 gestanden, vermag keiner einzuschätzen.

Hannes Wolf

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Was bleibt an Erkenntnissen? Hannes Wolf kann der Mannschaft guttun, wenn er Fußball spielen darf und nicht ständig in Zweikämpfe gegen körperlich überlegene Gegenspieler verwickelt wird (oder diese selbst sucht) und wenn er mit der nötigen Ruhe am Ball unterwegs ist, anstatt – wie in vielen seiner Einwechselspiele – übermotiviert und hektisch zu agieren. Breel Embolo kann Kreisklasse A – wenige Minuten vor seinem traumhaften Tor zum 4:0 hatte er eine schön herausgespielte hundertprozentige Chance durch einen völlig absurden und dazu noch völlig verunglückten Querpass vergeben. Breel Embolo kann aber eben auch Borussia Barcelona – das erwähnte Tor zum 4:0 erinnerte schon stark an die unvergessene Passstafette von Reus, Arango und Hanke. Für Embolo bleibt stark zu hoffen, dass Hütter sein unbestreitbar gutes Händchen dafür, Stürmer effektiv zu machen (siehe Jovic, Haller und Silva) auch an ihm exerziert.

Was sind die Perspektiven? Alle drei restlichen Spiele gewinnen und dann sehen, wie viele Punkte Leverkusen liegen lässt.