„Hauptsache weiter“. Selten dürften sich Spieler, Funktionäre und Fans so einig in der Bewertung von Spielen sein, wie nach Erstrundenpartien im DFB-Pokal. Borussia war in diesem Jahr beileibe nicht der einzige Verein, der sich beim Überwinden der ersten Hürde schwerer tat, als erhofft. Wer sich einen Pokalabend ganz ohne Zittern gewünscht hatte, der wurde von Borussia enttäuscht. Allerdings waren die Gründe dafür eher gefühlte als wirklich begründete. Der „Kampf auf Augenhöhe“, den manche nach dem Abpfiff gesehen haben wollten, das Spiel, das die Gastgeber aus Kaiserslautern angeblich lange dominiert hätten, fand nicht statt. Borussia zeigte alles andere als eine Glanzleistung, es gibt genug zu kritisieren. Der enorme Aufwand, den der Drittligist über 90 Minuten trieb, führte allerdings nicht zu vielen Situationen, in denen den 500 mitgereisten Gladbach-Fans und den vielen Anhängern, die das Spiel im Fernsehen verfolgten, wirklich der Atem stockte. In der zweiten Halbzeit hatte Lautern keine einzige echte Großchance. Borussia dagegen hatte ausreichend Gelegenheit, die Partie frühzeitig zu entscheiden.

Dass der 1.FC Kaiserslautern viel Herzblut in diese Erstrundenpartie legen würde, war zu erwarten. Dass Borussia teilweise nur halbherzig dagegenhielt, mag erstaunen. In der zweiten Halbzeit hatte man den Eindruck, dass der Bundesligist deutlich mit der Kraft haushielt. Teilweise war es arg schlampig, was Borussia im Aufbau anbot. So konnte sich Kaiserslautern Ball um Ball erkämpfen, was zu der anfangs erwähnten Scheinüberlegenheit führte. Dennoch gab es in Summe gar nicht so wenige gute Abschlussgelegenheiten für die Mannschaft von Adi Hütter. Aber auch hier mangelte es an Konzentration und Zielstrebigkeit. Schon zur Pause hätten die Gladbacher das Spiel entschieden haben können. Da hatte man gerade die einzige ernsthafte Druckphase der Lauterer überstanden, in der Yann Sommers Tor wirklich unter Beschuss stand. Der Schweizer lieferte in zwei-drei Situationen Gründe, die Hütters Entscheidung, ihn und nicht Tobias Sippel aufgestellt zu haben, durchaus rechtfertigen. Die Phase Mitte der ersten Halbzeit war in Wahrheit die schwächste der Borussen, die sich nach der frühen Führung möglicherweise schon halb auf der sicheren Seite wähnten. In der zweiten Hälfte wäre es natürlich möglich gewesen, dass doch mal ein Lauterer Angriff auch zum Abschluss führt, oder dass ein langer Ball durchrutscht, von daher saß man als Borussen-Fan bis zum Ende der zu langen aber für Betzenbergverhältnisse fast schon rekordverdächtig kurzen Nachspielzeit von fünf Minuten nicht ganz bequem.

Erkenntnisse für die kommenden Spiele in der Bundesliga lassen sich aus einer solchen Partie in der Regel nur sehr begrenzt ziehen. Wer erinnert sich noch an den ungewohnt gelösten Lucien Favre nach dem 4:1-Sieg beim FC St. Pauli vor auf den Tag genau sechs Jahren? Und wer erinnert sich an das, was in der Liga folgte? André Schubert vermutlich. Versuchen wir es trotzdem: Joe Scally hat für einen 18-Jährigen eine beeindruckende Physis und bestritt ein keineswegs fehlerloses aber trotzdem unter dem Strich ansprechendes erstes Pflichtspiel, zumal auf der „falschen“ Seite. Viele Probleme, die Borussia zuletzt unter Marco Rose zeigte, sind noch nicht abgestellt – die mangelnde Effizienz vor dem gegnerischen Tor sei exemplarisch genannt. Mit Hannes Wolf kann es noch was werden. Ohne echten Stürmer geht es nicht. In erster Linie aber: Hauptsache weiter.