Samstagabend reist Borussia zum Bundesliga-Topspiel in die Bundeshauptstadt, um dort ihren spielerischen Aufwärtstrend der letzten Wochen fortzusetzen. Nach dem vom Resultat her unbefriedigenden 1:1 gegen den VfB Stuttgart wartet mit Hertha BSC ein vom Papier her ähnliches Kaliber auf die Mannschaft von Adi Hütter. Ein Sieg wäre enorm wichtig, um nicht den Anschluss an die Spitzenplätze der Liga zu verlieren und weiter im Liga-Mittelfeld zu versacken.

Die Herthaner müssen dagegen froh sein, wenn sie sich erst einmal im Mittelmaß festsetzen können. In den ersten Wochen der neuen Saison sah es eher nach tristem Abstiegskampf aus, ehe zuletzt ein überraschendes 2:1 in Frankfurt für etwas Aufatmen sorgte. Von den Träumereien ihres Großinvestors, den Big City Club in der Champions League zu etablieren, ist der Verein derzeit aber weit entfernt.

374 Millionen Euro investierte der nicht nur vom Namen her windige Geschäftsmann Lars Windhorst seit 2019 in die Hertha BSC GmbH & Co. KGaA, um sich damit 66,6 Prozent der Anteile zu sichern. Zur Einordnung: Von diesem Geld ließe sich Borussias Kader für rund vier Jahre finanzieren.

Max Eberl äußerte im vergangenen Jahr die Sorge, dass auf diese Weise „ein neuer Player“ im Kampf um die europäischen Plätze aufgetaucht sei, der mit diesen Geldmitteln „mal eben zehn Jahre in einem Sommer aufholt“. Bislang haben sich diese Befürchtungen aber nicht bewahrheitet.

Die Transferoffensive des vergangenen Sommers mit neun echten Neuzugängen brachte mit Suat Serdar, Marco Richter sowie Kevin-Prince Boateng einige prominente Gesichter an die Spree. Gerade letzterer konnte seiner geplanten Rolle als Leitwolf bisher noch nicht gerecht werden und fand sich zuletzt sogar nur noch auf der Bank wieder.

Prominent waren auch die Abgänge der Berliner, die für Matheus Cunha (Atletico Madrid) und Jhon Cordoba (FK Krasnodar) immerhin 46 Mio. € an Ablöse einstrichen. Mit Luca Netz verließ sie zudem ihr größtes Talent, das bei einem anderen Bundesligisten bessere sportliche Perspektiven sah.

Ob der 18jährige bei seiner Rückkehr in die Hauptstadt auflaufen wird, wollte Adi Hütter auf der Pressekonferenz nicht verraten. Es ist aber damit zu rechnen, denn Alternative Rami Bensebaini dürfte nach seiner längeren Verletzung erst langsam ans Team herangeführt werden, damit er kommenden Mittwoch wieder zu 100% fit ist für seinen obligatorischen Siegtreffer gegen die Bayern.

Zuletzt startete Hütter zweimal in Folge mit der gleichen Besetzung und es ist zu erwarten, dass er die eingespielte Mannschaft auch in Berlin so beibehält. Gleiches gilt auf der Gegenseite für die Hertha, die zuletzt in Frankfurt das erste Mal in dieser Saison positiv überraschte. Marton Dardai und Linus Gechter sind zwar von ihren Verletzungen genesen, dürften aber zunächst einmal neben Boateng auf der Bank Platz nehmen.

Zwei der drei Heimspiele dieser Saison hat die Hertha mit 1:2 verloren – gegen Wolfsburg wie auch gegen Freiburg. Einen Heimsieg gab es bislang nur gegen Aufsteiger Fürth. Gegen die Spitzenteams aus München und Leipzig setzte es mit 0:5 bzw. 0:6 sogar deftige Klatschen. Defensiv sind die Berliner also anfällig. Wie die Partie gegen Frankfurt zuletzt zeigte, sind sie aber auch unberechenbar und nicht zu unterschätzen. In den letzten beiden Spieljahren reichte es für Borussia jeweils nur zu einem Unentschieden. Sollte sie aber ihren Trend der letzten Wochen fortsetzen können, stehen die Chancen gut, in dieser Saison mit allen drei Zählern die Heimreise von der Spree antreten zu dürfen.

Hertha: Schwolow – Pekarik, Boyata, Stark, Plattenhardt – Ascacibar, Richter, Darida, Serdar, Mittelstädt – Piatek

Borussia: Sommer – Ginter, Elvedi, Beyer – Scally, Zakaria, Koné, Netz – Hofmann, Stindl – Embolo

SEITENWAHL-Tipps

Michael Heinen: Die Hertha bleibt sich treu und verliert ein weiteres Heimspiel mit 1:2.

Christian Spoo: Borussia kommt nicht vom Fleck. Spielerisch ist das 1:1 bei der Hertha sogar ein echter Rückschlag.