Endlich wieder ein Heimspiel. Trotz der auf 15.000 Zuschauer begrenzten Kapazität besteht Hoffnung, dass Borussia am kommenden Sonntag gegen den SC Freiburg wieder ihr hübsches Gesicht aufsetzt. In den bisherigen sieben Heimspielen dieser Saison wusste die Mannschaft stets zu überzeugen. Welch ein Unterschied zu den Begegnungen auf fremdem Platz, wo es in Köln bereits die fünfte Niederlage in der siebten Ligapartie gab.

Positiv gedacht könnte sich die Fohlenelf für ihr Traditionsbewusstsein rühmen, knüpft sie mit ihrer bisherigen Saisonleistung doch in geradezu rührseliger Weise an ihre Historie der 0er-Jahre an. Damals wurde der Begriff der „Auswärtsdeppen“ geprägt, nachdem Borussia von insgesamt 204 Spielen auf fremdem Platz nur 13 gewinnen konnte.

Vielleicht hilft es, dass es in diesem Jahr kein echtes Auswärtsspiel mehr geben wird, da die beiden Partien in Leipzig und Hoffenheim ohne Zuschauer stattfinden werden. Zunächst einmal geht es aber am Sonntag in den Borussia-Park, wo eine der positiven Überraschungen dieser Saison wartet. Dabei ist es inzwischen kaum noch überraschend, wie hervorragend sich die Breisgauer mit ihren reduzierten Finanzmitteln seit Jahrzehnten in der Eliteliga des deutschen Fußballs behaupten. Ihre zwischenzeitliche Rolle als erster Bayern-Jäger haben sie zuletzt zwar durch drei Niederlagen in Folge eingebüßt. Noch immer liegt die Elf von Kult-Trainer Christian Streich aber vier Punkte vor der Borussia. Ein Heimsieg wäre daher doppelt wichtig, um den Abstand zu diesem Konkurrenten um die europäischen Plätze zu verringern.

Personell sind trotz der Derbyklatsche nicht allzu viele Veränderungen bei Borussia zu erwarten – allein schon deshalb nicht, weil die Verletztenliste nur sehr mühsam abgearbeitet wird. Stefan Lainer könnte ein Kandidat sein, um Scally oder Herrmann aus der Startelf zu verdrängen. Wahrscheinlich wird er aber nach seiner längeren Pause erneut über eine Einwechselung an die Mannschaft herangeführt. Lars Stindl ist trotz einer kurzen Trainingspause unter der Woche einsatzbereit. Dennoch ist es möglich, dass er durch Marcus Thuram ersetzt wird.

Mutig wäre es, wenn Hütter Florian Neuhaus die absolute Rückendeckung zeigen würde und ihn nach seinem Fauxpas im Derby in die Startelf befördert – in der Hoffnung, dass er es jetzt erst recht seinen Kritikern beweisen möchte. Dafür bedürfe es aber einer entsprechenden Selbstkritik und Selbstreflexion, die der Ex-Düsseldorfer zuletzt eher nicht an den Tag gelegt hat. Ein wenig mehr Demut würde ihm und seiner bislang so positiv verlaufenen Karriere guttun und könnte ihm helfen, am Ende sogar gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen.

Bei aller berechtigten Kritik ob seiner Aussagen und seiner fahrlässigen Fehlpässe in den letzten Spielen: Es sollte niemals soweit führen, dass ein einzelner Spieler der Borussia zum alleinigen Sündenbock gestempelt wird. Die Derbyniederlage hatten auch seine Mitspieler zu verantworten, die nach dem 1:2 keine Reaktion gezeigt haben, sondern sich in ihr Schicksal ergaben. Neuhaus hat unbestrittene Qualitäten und in den letzten Jahren zu einigen erfolgreichen Spielen entscheidend beigetragen. Selbst wenn seine Identifikation mit dem Verein nicht unbegrenzt zu sein scheint, sollte ihm ein wenig mehr Respekt entgegengebracht werden als es in manchen Foren nach dem Derby der Fall war.

Statistisch gesehen spricht am Sonntag vieles für Borussia, die zuhause weiterhin zu den stärksten Mannschaften der Liga gehört. Zudem reist mit dem SC Freiburg einer der absoluten Lieblingsgegner der Gladbacher an. Es klingt unglaublich, aber die Freiburger sind in Mönchengladbach tatsächlich ähnlich erfolglos wie die Borussia im Breisgau: Von 19 Erstliga-Partien in Gladbach konnte der SC nur eine einzige gewinnen – und das im Jahr 1995. Damit Borussia nicht endgültig in der Mittelmäßigkeit versackt, wäre eine Fortsetzung dieser Erfolgsserie dringend erforderlich.

Potentielle Aufstellungen

Borussia: Sommer – Ginter, Elvedi, Bensebaini – Herrmann, Koné, Zakaria, Scally – Hofmann, Thuram – Plea

Freiburg: Flekken – Kübler, Lienhart, Schlotterbeck, Günter – Eggestein, Höfler – Schade, Grifo – Höler, Demirovic

SEITENWAHL-Tipps

Christian Spoo: „Wenn man schon auswärts im Allgemeinen und in Freiburg im Besonderen nichts holt, muss man zumindest zuhause punkten. Das gelingt Borussia auch vor kleinem und (hoffentlich) maskiertem Publikum. 3:1.

Michael Heinen: „Zuhause läuft es bei Borussia im Allgemeinen und gegen Freiburg im Besonderen. Das bleibt auch an diesem Wochenende so. Borussia siegt mit 2:1.“

Claus-Dieter Mayer: „Freiburg ist ein unangenehmer Gegner, gegen den die Borussia nicht über ein 1:1 hinauskommt. Gott sei Dank können 15 Tausend Zuschauer nicht so laut murren wie 50 Tausend.“

Thomas Häcki: „Wenig Zuschauer, fehlende Ergebnisse, nichts neues von der Vertragsfront. Im Moment gibt es wenig gute Nachrichten für die Borussia. Bei Freiburg läuft´s, bei Gladbach stottert´s. Nach dem 1:2 versinkt die Borussia endgültig im Mittelmaß.“