Borussia trennt sich von zwei Offensivspielern. Raul Bobadilla und Vincenzo Grifo verlassen den Verein nach jeweils nur einer Saison. Beide haben die Erwartungen nicht erfüllt, die man in sie gesetzt hatte. Über das "Warum" lässt sich freilich streiten. Sind die Fälle Bobadilla und Grifo vergleichbar? Ist das Scheitern der beiden lediglich Pech gewesen? Haben die Spieler nicht die Form erreicht, die nötig ist, um bei Borussia Mönchengladbach zu bestehen? Oder hat Borussia sich bei Bobadilla und/oder Grifo "verkauft"? Passen die Spieler nicht in das System, von dem freilich zur Zeit keiner so genau weiß, was es ausmacht? Tatsache ist: Wer zwei Neuzugänge nach einem Jahr wieder abgibt, weil sie nicht die Erwartungen erfüllt haben, muss sich fragen lassen, was falsch gelaufen ist. Denn dass  etwas falsch gelaufen ist, ist nur zu offensichtlich. Die Laune der ohnehin teils aufgebrachten teils resignierten Anhängerschaft wird der 11. Juni 2018 jedenfalls nicht nachhaltig aufhellen.

Der Fall Bobadilla ist sicher der weniger strittige. Der Argentinier mit Paraguay-Pass bekam seine dritte Chance bei Borussia Mönchengladbach und konnte sie, wie auch schon die erste und die zweite nicht nutzen. Immerhin war das sportliche Scheitern diesmal nicht von Misstönen außerhalb des Fußballplatzes begleitet. Bobadilla fügte sich offenbar in seine Rolle als Ergänzungsspieler, konnte als solcher aber der Mannschaft nicht helfen. Das war für alle Beobachter offensichtlich, so dass dem Stürmer, wenngleich er einer der so oft geforderten "Typen" ist, kaum ein Fan eine Träne hinterher weinen wird. Schon Bobadillas Verpflichtung hatten vor Jahresfrist viele nicht vestanden, hatte er bei Borussia während seines Engagements von 2009 bis 2012 (mit sechsmonatiger Unterbrechung durch Ausleihe) nur selten sein durchaus vorhandes Potenzial eingebracht. Angesichts der für heutige Verhältnisse überschaubaren Ablöse, die Borussia an den FC Augsburg bezahlte, war das Risiko aber überschaubar, das Borussia mit der Bobadilla-Verpflichtung eingegangen ist.

Wesentlich kontroverser wird die Personalie Grifo diskutiert. Der Italiener kam mit der Empfehlung zweier überragender Spielzeiten im Trikot des SC Freiburg nach Mönchengladbach, eine davon freilich in der zweiten Liga. Grifo schien vieles mitzubringen, was Borussia seit dem Abgang von Juan Arango fehlte: Spielwitz, gelegentlicher Hang zu genialischen Bällen und vor allem: Gefährliche Standards. Seine Qualitäten durfte er allerdings nur selten zeigen. Zum Saisonstart setzte ihn eine Verletzung außer Gefecht, danach kam er nicht richtig ran. Mit einem einzigen Spiel schaffte Vincenzo Grifo es aber, die Fans für sich einzunehmen. Beim Auswärtsspiel in Hoffenheim zeigte er alles, was man von ihm erwartete und mehr. Diese Leistung konnte oder durfte Grifo danach nicht wiederholen. Schnell rotierte er nach durchwachsenen bis schlechten Auftritten wieder aus dem Team, ganz offensichtlich setzten die Verantwortlichen nicht auf ihn. Wer aber sind "die Verantwortlichen" in diesem Fall. Ist es eine persönliche Fehde zwischen Trainer Dieter Hecking und Grifo? Hat sich der Spieler hinter den Kulissen etwas zu Schulden kommen lassen, von dem nichts nach außen gedrungen ist? Hat er sich im Training nicht angeboten? Es ist vermutlich von allem etwas. Offensichtlich sind Grifos Defizite, was das Defensivspiel angeht. In einem System, in dem alle Spieler nach hinten mitarbeiten müssen, ist der Italiener ein Ausfall, solange das eigene Team nicht den Ball hat. Dass der Spieler sich auffallend bemüht hätte, seine Spielweise anzupassen, ist nicht überliefert. Andererseits kann er zu keinem Zeitpunkt das Gefühl gehabt haben, dass man bei Borussia auf ihn baut. Es gibt Spieler im Kader, bei denen regelmäßige Minderleistung nicht dazu geführt hat, dass sie keine Einsatzzeiten mehr bekämen. Der Eindruck, dass mit zweierlei Maß gemessen wird, legt nahe, dass es auch im außersportlichen Bereich zumindest geknirscht haben muss.

Nun also kehrt Grifo, wie Bobadilla, quasi nach Hause zurück. Er geht zur TSG Hoffenheim, dem Verein, bei dem er zum Profi wurde. Dort freut man sich explizit über die genannten Fähigkeiten, die Grifo mitbringt, für die man in Gladbach in dieser Form aber keine Verwendung hatte. Das legt nahe, dass Borussia sich im Spieler Vincenzo Grifo getäuscht hat. Dieter Hecking war schon da, als Grifo kam, man sollte meinen, dass die fehlende Polyvalenz und die Defensivschwäche des Spielers bekannt gewesen sein müsste. Sollte es nicht so gewesen sein, spricht das nicht für das planvolle Scouting, mit dem Sportdirektor Max Eberl sich gerne rühmt. Als Borussen-Fan kann man nur hoffen, dass die Fehler, die bei der Verpflichtung von Raul Bobadiilla und Vincenzo Grifo gemacht wurden, erkannt worden sind und dass die Fehlerquelle trockengelegt wurde. Will sagen: Wenn planlos gescoutet und gekauft wurde, sollte man aus diesem Schaden klug geworden sein. Ob das kolportierte Interesse am Hannoveraner Stürmer Füllkrug schon der Beleg für ein planvolleres Vorgehen ist? Aber das ist eine andere Diskussion, die ein andermal geführt werden soll.