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Weil er nicht in Favres bevorzugtes Spielsystem passt. Mit diesem kausalen Nebensatz könnte dieser Beitrag als kürzester Kommentar in die über 15jährige Seitenwahl -Geschichte eingehen. Zweifelsohne steckt in diesen 8 Worten eine ganze Menge Wahrheit - sie beantworten aber noch lange nicht alle Fragen in dieser leidigen Angelegenheit.

Merkwürdige Transferentscheidung

Wieso z. B. konnte nicht bereits im Voraus antizipiert werden, dass ein relativ langsamer, kopfballstarker Stoßstürmer eher schlecht zu einem Trainer passt, der am liebsten schnell, variabel und ohne lästiges Flügelspiel agieren lässt. Nun war die Transferpolitik in den knapp 5 Jahren unter Max Eberl insgesamt sehr positiv, wie in der vergangenen Woche im Kommentar "Danke für Nichts" nachgewiesen wurde. Und letztlich sollte das Management in seiner Gesamtheit beurteilt werden. Wenn ein Kruse für 2,5 Mio. und ein de Jong für 12,5 Mio. Euro verpflichtet werden und sich nach einer Saison herausstellt, dass die tatsächlichen Ablösen genau umgekehrt gerechter gewesen wären, dann ist allein der SC Freiburg zu bemitleiden. Für Borussia ist dies ein Nullsummenspiel, wobei sich die Gesamtheit aller Transfers der letzten Jahre sogar erkennbar positiv gestaltet.

Trotzdem müssen die Umstände jenes Königstransfers aus dem vergangenen Jahr kritisch betrachtet werden können, ohne damit gleich den Kopf eines Verantwortlichen einzufordern. Ein Kauf dieser Größenordnung muss ins Konzept des Vereins passen und es reicht nicht, das Problem im Nachhinein allein damit abzutun, dass sich der Spieler gefälligst irgendwie an das Spielsystem anzupassen habe. Selbst wenn dies zweifelsohne richtig ist, denn letztlich ist der Verein wichtiger als das Einzelschicksal des Luuk de Jong.

Die Stärken des Stürmers passen zu den Schwächen der Mannschaft

Der Holländer ist ein starker Stürmer, der auch in der Bundesliga bereits seine Tauglichkeit nachgewiesen hat. Es ist ihm also durchaus zuzutrauen, im Laufe der Saison noch einen wertvollen Beitrag für das Gladbacher Offensivspiel zu leisten. So sehr sich de Jong aber bemühen mag, sich doch noch ins bestehende Spiel einzubringen, so wird er dort in jedem Fall einiger seiner zentralen Stärken beraubt, die am allerbesten in einem System zur Geltung kämen, das Borussia unter Lucien Favre wohl niemals spielen wird.

Man kann noch so sehr lamentieren, dass Borussia zu selten flankt und sich die Außenbahnen zu wenig in die Offensive einbringen. Selbst wenn dies in den ersten Spielen dieser Saison besser geworden ist, so gehört das Schlagen brauchbarer Flanken eben nicht zu den größten Qualitäten von Borussias Außenspielern. Ein Umstand, der seit längerem bekannt ist.

Das Warten auf die kleine Chance

Nun ist eine Saison lang und es wäre nicht das erste Mal, dass sich im Fußballsport innerhalb kürzester Zeit das Schicksal um 180 Grad dreht. Abschreiben sollte man de Jong daher noch nicht. Das unglückliche Testspiel in Dresden hätte eine erste Möglichkeit sein können, nachdrücklicher auf sich aufmerksam zu machen. Solche Spiele, in denen es in der gesamten Mannschaft nicht läuft, sind aber gerade für einen Stürmer höchst undankbar, so dass es unredlich wäre, de Jong aus dieser vertanen Chance einen Strick zu drehen.

In der Liga wird er ohnehin darauf warten müssen, dass einer der aktuell gesetzten Vier in der Offensive durch Verletzung, Sperre oder längere Formkrise zu ersetzen sein wird, was früher oder später nicht zu vermeiden sein dürfte. Seine Möglichkeiten, über erfolgreiche Einwechselungen auf sich aufmerksam zu machen, scheinen hingegen eher begrenzt. Zum einen ist Lucien Favre ein Freund später Wechsel. Dies kann man bedauern, kritisieren, verdammen. Ändern wird er sich aber wohl nicht mehr, zumal es eine reine Glaubensfrage ist, welcher Zeitpunkt für einen jeweiligen Wechsel optimal ist. Zum zweiten war Luuk de Jong in den vergangenen Partien nicht einmal die erste Wechseloption in der Offensive. Es scheint vielmehr als ob Hrgota und Younes aktuell in der Hierarchie noch vor dem Holländer stehen.

Ein Ausfall von Kruse wäre de Jongs größte Chance

Der Grund hierfür liegt wiederum im allerersten Halbsatz dieses Beitrags. Anders als de Jong sind die beiden schnelle, variable Spieler, die sich relativ problemlos in das bestehende und aktuell funktionierende Spielsystem einfügen lassen. Ein Trainer ändert meist nur ungern während eines Spiels sein komplettes Spielsystem - insbesondere dann nicht, wenn es aus seiner Sicht zufriedenstellend läuft. Nach den Spielvorstellungen des Trainers wäre de Jong am ehesten ein potentieller Ersatz für Zentrumsstürmer Kruse, der aber bislang zurecht nicht unbedingt als erste Option für eine Auswechselung gilt.

Grundsätzlich wäre es zwar möglich, Kruse im System zu verschieben, um vorne Platz für de Jong zu schaffen. Diese Option hat Lucien Favre aber bereits mehrfach deutlich ausgeschlossen. Sieht man, wie gut Kruse im bestehenden System funktioniert, dann lässt sich auch erkennen, warum. Die Wahrscheinlichkeit für Luuk de Jong, nachhaltig ins Team zu rutschen, ist insgesamt also eher gering und wäre am ehesten bei einem Ausfall des Ex-Freiburgers gegeben. Solange dieser aber fit und in Form bleibt, wird es für den Holländer extrem schwierig, doch noch sein Glück im Dress mit der Raute zu finden.