Warnung
  • JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 83

Laut einer Umfrage des Erotik-Portals First Affair wünschen sich 53 Prozent aller deutschen Männer einen Dreier. Sollte dies stimmen, muss es in der Anhängerschaft der Borussia derzeit viele glückliche Menschen geben. In Nürnberg sieht es hingegen traurig aus. Mit nur fünf Siegen stellt der dort heimische Club nach Dynamo Dresden das Team mit den bislang wenigsten Siegen in den drei obersten deutschen Spielklassen. In der Hinrunde war bei den Franken sogar komplett tote Hose. Kein Sieg aus den ersten siebzehn Spielen bedeutet einen neuen Bundesligarekord.

Der „Cluberer“ ist Kummer gewöhnt. An Negativrekorden mangelt es dem fränkischen Traditionsverein bekanntlich nicht. Der Abstieg als amtierender Meister ist mittlerweile Legende. Das man nach dem nächsten nationalen Titel, dem Gewinn des DFB-Pokals 2007, dieses zweifelhafte Kunststück wiederholte, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Unvergessen ist auch der Rekord, als bislang einziges Bundesligateam alle Auswärtspartien einer Saison verloren zu haben. Gemeinsam mit Arminia Bielefeld darf man sich zudem „Rekord-Absteiger“ nennen. Etwas, worauf viele Nürnberg-Fans gerne verzichten würden. Und dann diese Hinrunde. Als die Franken am 14. Dezember einen 3:0-Vorsprung gegen desolate Hannoveraner in den letzten Minuten verspielten, wurden sie vielerorts bereits abgeschrieben. Wer solche Spiele nicht gewinnt, steigt ab. Ein verfrühtes Urteil, denn zu Beginn der Rückrunde startete der Club plötzlich durch und gewann vier der ersten fünf Spiele. Plötzlich fand man sich auf dem zwölften Tabellenplatz wieder und träumte von einem sorglosen Saisonabschluss.  

Davon kann nicht mehr die Rede sein. In den folgenden sechs Begegnungen verließ das Team von Gertjan Verbeek den Platz fünfmal als Verlierer. Das vier dieser Spiele gegen Konkurrenten im Abstiegskampf verloren gingen, hat die Situation wieder dramatisch zugespitzt. Hinzu kommt die Verletzungsmisere. Mit Nilsson, Chandler und Marcos fallen gleich drei Verteidiger verletzungsbedingt aus. Hinzu kommt die Sperre von Stammkraft Emmanuel Pogatetz. Ob bei diesem Personalengpass Petrak trotz einer Bänderverletzung auflaufen wird, ist derzeit noch fraglich. Komplettiert wird die Verletztenliste durch Hasebe, Campana, Gebhardt und Ginczek. Jungtalent Stark fehlt gegen Mönchengladbach aufgrund einer Gelbsperre. Spötter vermuten, dass sich im kommenden Heimspiel die Mannschaft von selber aufstellt. Und in der Tat bleiben Verbeek in der Verteidigung kaum noch Optionen übrig. So darf davon ausgegangen werden, dass Pinola in die Innenverteidigung rückt. Alternativen gibt es derzeit nicht.

Nürnberg trennen nur noch zwei Punkte von einem Abstiegsplatz und die Nerven liegen blank. Natürlich bei den Anhängern. Im Vorfeld der wichtigen Abstiegspartie in Freiburg kam es zu gewalttätigen Übergriffen in der Ultra-Szene, an denen bis zu 160 Personen beteiligt waren. Bislang konnte der genaue Tathergang noch nicht ermittelt werden, die Aktion sorgte aber im Wochenverlauf für einen Schlagabtausch zwischen den beiden Abstiegskandidaten. Dünn ist auch das Nervenkostüm von Trainer Verbeek. Der Holländer verweigerte im Anschluss an die Freiburg-Partie seine Anwesenheit bei der Pressekonferenz, weil er sich von seinem Trainer-Kollegen Streich permanent provoziert fühlte. Da er auch die Leistung von Schiedsrichter Drees mit den Worten kritisierte, man habe fast die ganze Zeit gegen zwölf Mann gespielt, wurde seitens des DFB-Kontrollausschusses ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet. Auch die zu dieser Zeit üblichen Transfergerüchte sorgen für Unruhe. Die Leistungen der Nürnberger Lebensversicherung Josip Drimic haben die Konkurrenz auf den Plan gerufen. Ob das Interesse von Arsenal London oder Bayer Leverkusen wirklich real ist, sei dahin gestellt. Fakt ist, dass es den Franken immer schwerer fallen dürfte, den schweizerischen Nationalspieler zu halten. Weil mit Hiroshi Kiyotake eine weitere Schlüsselspieler in den Fokus ausländischer Scouts gerückt ist, droht dem Club ein Neuaufbau. Wieder mal.

Wesentlich beschaulicher geht es hingegen am Niederrhein zu. Allerdings sorgten die Äußerungen zweier Spieler für eine vermeidbare Unruhe. Während man den Frust von Peniel Mlapa über mangelnde Einsatzzeiten halbwegs nachvollziehen konnte, wirkte ein Interview des spanischen Innenverteidigers Alvaro Dominguez wie ein schlecht geratener Aprilscherz. Wenig professionell sinnierte der Spanier über seine Rolle bei der Borussia und einen möglichen Abgang zum Saisonende. Inzwischen ruderte er wieder zurück. Er fühle sich inMönchengladbach wohl und sei unzureichend zitiert wurden. Zurück bleibt ein fahler Beigeschmack und die Erkenntnis, dass der Spanier wohl noch einiger Hilfe in Sachen Außendarstellung bedarf. Sportlich dürfte er nach dem Ausfall von Martin Stranzl gesetzt sein. Viel spricht zudem für eine Startelfaufstellung von Roel Brouwers, auch wenn Jantschke in der Rolle als zweiter Innenverteidiger bislang überzeugte. Leidtragender in dieser Konstellation wäre dann Julian Korb, der wie gegen Hamburg wieder auf der Ersatzbank Platz nehmen müsste.

Ansonsten sind wenig personelle Überraschungen zu erwarten, auch wenn einige Positionen hart umkämpft sind. Nach den wenig überzeugenden Auftritten gegen Frankfurt und Hamburg scheinen die Fohlen in der Endphase des Kampfes um Europa ein wenig Angst vor der eigenen Courage zu haben. Ob mit Xhaka wieder etwas mehr Schwung in das Spiel der Borussia kommen würde, ist hypothetisch. Erwartungsgemäß scharrt der Schweizer wieder lautstark mit den Füssen. Allerdings zeigte sich die Borussia mit dem Duo Kramer/Nordtveit zuletzt wesentlich stabiler in der Defensive und darauf könnte es am Samstag ankommen. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass sich Nürnberg mit einem Punkt zufrieden geben wird. Im Gegenteil. Die Ereignisse der vergangenen Woche könnte vielmehr motivationsfördernd auf die Franke wirken. Zudem ist Verbeek dafür bekannt, eher ein Anhänger des Offensivfußballs zu sein. Ein Dreier ist Pflicht. Wollen die Gäste vom Niederrhein in seinen Genuss kommen, werden sie deutlich mehr Engagement als in den letzten beiden Pflichtspielen zeigen müssen. Die Borussia erwartet auf jeden Fall ein heißer Tanz.

 

Nürnberg: Schäfer - Angha, Petrak, Pinola, Plattenhardt - Frantz - Feulner, Balitsch, Kiyotake, Hlousek - Drmic

Borussia: ter Stegen - Jantschke, Brouwers, Dominguez, Daems - Kramer, Nordtveit - Herrmann, Arango - Raffael – Kruse

 

Tipps:

Thomas Häcki: Gegen Nürnberg wird die Borussia mehr Herzblut als in den letzten Beiden Begegnungen investieren müssen. Tut sie dies, stehen die Chancen gut. Ansonsten spricht vieles für einen 2:1 Sieg für die Franken.

Michael Heinen: Mit der Leistung der letzten Spiele wird es in Nürnberg nichts zu holen geben. Borussia verliert mit 1:2 und wird sich deutlich steigern müssen, um die Europacup-Teilnahme zu sichern.

Christoph Clausen: Nürnberg kann AbstiegsKAMPF und hat einen Drmic. Gladbachs spielerische Klasse blitzt in Momenten auf, zu mehr als einem Remis reicht es aber nicht. Das fällt mit je zwei Treffern auf beiden Seiten überraschend torreich aus.

Christian Heimanns: Gegen Nürnbergs Kampfgeist und Drmic verliert Borussia mit... hm, steht schon da. Borussia holt ein torreiches Unent.... auch schon? Borussia gewinnt gegen jede Vorhersage mit 2:1 und ich werde Wettkönig.

Christian Spoo: Borussia spielt mäßig, Nürnberg unglücklich. Mit dem 1:1 sind beide am Ende nicht richtig froh. Und viele Männer träumen weiter vom Dreier, um den Kalauer des Kollegen Häcki zu zitieren.