Warnung
  • JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 82

Also noch mal: Ein Neuzugang für 9 Millionen Euro, einer für 2,5 , macht 11,5 ; damit wären noch 10,5 über zum verpulvern, Eberl hat doch von 22 Millionen gesprochen. Dann darf de Jong nicht mehr als 8 Millionen kosten, wenn uns dann ein Abwehrmann für 2,5 Millionen reicht. Oder? Wie kommt Maxi eigentlich auf 22 Millionen? Und wieviel bleiben davon über, wenn Schippers die Zahlen routiniert kleingerechnet hat? Kalkulieren Bayernfans eigentlich auch so vor der Saison oder heisst es da immer "Nur 20 Millionen? kaufen" ?

Was sich dieser Tage rund um den Kader und noch viel mehr um die Finanzen von Borussia Mönchengladbach ereignet, hat regelrecht historische Größe für den Verein. Vor wenigen Tagen wurde die Verpflichtung eines Spielers verkündet, der den Club mit 9 Millionen Euro so teuer kommt wie die beiden bisher teuersten Transfers zusammen. Und während quasi mit der linken Hand noch ein Stürmer für zweieinhalb Millionen eingetütet wird, der wohl eher Ersatzperspektive hat, könnte ungefähr die bisher überwiesene Summe noch mal investiert werden. Ein Hauch von Ölscheichclub, oder wenigstens ein bisschen Bayern.


Die Abgänge von Reus und Dante sowie die internationale Perspektive der nächsten Saison haben jedenfalls schon mal eine Marke gesetzt: Noch nie in seiner 112jährigen Geschichte stand dem Verein auch nur annähernd so viel Geld zur Verfügung, um in neue Spieler zu investieren. Zum allerersten Mal dürfen sich die Fans fühlen wie bei einem der Managerspiele, um zwar nicht gerade Weltstars nach Gladbach zu holen, aber immerhin die erste Garde aufstrebender Jungprofis in Europa, in Konkurrenz mit Vereinen aus den stärksten Ligen. Und wenn gleich mehrere Spieler konkret gehandelt werden, die früher sowohl unbezahlbar als auch kaum an Gladbach interessiert gewesen wären, findet sich mancher Anhänger in einer schwer definierbaren Gefühlslage wieder.


Da wird dann Peniel Mlapa über den Preis eingestuft von "der kost´nix, dann ist der nix" bis hin zu "wie bitte? zweieinhalb Millionen? Wer ist denn so verrückt, das für den rauszuschmeissen?" Und das im raschen Takt von zwei Zeitungsmeldungen. Denn was in der Zeitung steht, ist bekanntlich wahr, vom Internet mal ganz zu schweigen, anwesende Websites ausgenommen. Und David Hoilett wird sein Lebenslauf (macht sich übrigens gut, vom CV oder record zu sprechen) zum Verhängnis, in dem die Unterperformer Paderborn und St Pauli auftauchen. Schon klar, dass so einer nichts sein kann.


Ganz richtig: Das sind die gleichen Fans, denen vor der letzten Saison die Platzierungen 16, 12, 15 und 18 in der ersten Bundesliga zu teil wurden. Falls es eine Frist gibt, innerhalb derer man sich an Reichtum und Erfolg gewöhnt, kann sie nicht sehr lang sein. Guter Geschmack war schon immer etwas teurer und wir wollen die hässlichen Zeiten von Opferlamm und Auswärtsdepp ja nicht so schnell wiedererleben. Geld schiesst bekanntlich keine Tore, wenn es auf der Bank liegt, so hatte Rehhagel sein berühmtestes Bonmot ja auch immer verstanden wissen wollen.


Und damit zu einer kurzen zeitgenössischen Realismuslehre: Natürlich muss Borussia versuchen, sich unter Einsatz zweistelliger Millionenbeträge zu verstärken, denn sonst werden die Möglichkeiten der europäischen Geldtöpfe womöglich unnötig schnell verspielt, könnte sich der Substanzverlust auch in der Bundesliga bemerkbar machen und vor allem die volatile (der Begriff kommt übrigens auch immer gut) Laune von Lucien Favre in eine unangenehme Richtung verselbständigen.


Also sollen die eingenommen Transfererlöse direkt wieder in Spieler investiert werden? Voraussetzung dafür wäre erst mal, dass die Dortmunder die Ablösesumme für Reus direkt auf einen Schlag zahlen. Das ist nämlich selbst unter renommierten europäischen Clubs keineswegs die Regel, aber gehen wir einmal davon aus. Dann hat als nächster aber leider nicht Max Eberl das Wort sondern Geschäftsführer Stephan Schippers, und dass der jede noch so schöne Zahl klein rechnen kann, hat er bereits live im Gespräch mit SEITENWAHL bewiesen. Das ist wirklich schlimm mit dem. Die Rechnung geht folgendermaßen: Macht der Verein dank des Reustransfers einen Gewinn von 17 Mio €, zahlt er annähernd 30 % Ertragsteuern, damit sind 5,1 Mio weg, viel Erfolg mit den übrigen 12 Mio. Und wenn wir die ganzen 17 Millionen wieder ausgeben? Dann gestattet uns das Finanzamt, je nach Vertragsdauer einen Teil der Ablösesumme zu verrechnen, z.B. bei 4 Jahren 1/4 der 17 Mio, und die dann noch anteilig für das Geschäftsjahr (bei Borussia gleich dem Kalenderjahr) , macht ca 2,1 Mio € , damit ca noch 15 Mio zu vesteuern, bleiben noch 4,5 Mio an Steuern. Ja, obwohl wir alles Geld ausgegeben haben. Höchst unschön.


Falls jemand keine Lust hat, sich durch die Grundlagen des Unternehmenssteuerrechts zu wühlen: Der Staat behandelt die Vereine vernünftigerweise kein bisschen anders als eine gewerbetreibende Kapitalgesellschaft. Und was der Kollege Schippers feinsinnig verschweigt: Die Steuerlast wird zum großen Teil erst fällig nach Einreichung der Steuererklärung,was nicht vor Mitte 2013 sein sollte, und bis dahin sind hoffentlich ein paar Beträge aus den TV-Pools der Uefa an den Verein überwiesen worden. Über die Verrechnung des Verlustes aus dem letzten bilanzierten Geschäftsjahr zerbrechen wir uns schon gar nicht den Kopf; es reicht völlig, in selbigem zu behalten, dass bei einem Verein, der überwiegend schwarze Zahlen schreibt, nur 70 % des Gewinns für Reinvestitionen da sind.


Das ist zwar schade für alle, die sich an den Auslagen europäischer Topclubs nicht satt sehen können, oder die sich in geistiger Umnachtung den Vorhersagen auf "transfermarkt.de" hingeben. Aber die tatsächlichen Finanzplanungen des Vereins, einschließlich der höheren Zuschauereinnahmen, Pokaleinnahmen, künftiger CL- oder EL-Spiele, neu vergebener TV-Rechte samt höherer Platzierung dieses Jahr, abzüglich von Draufzahlungen für scheidende Spieler, lassen sich ohnehin nicht anhand von zwei Transfersummen nachvollziehen. Und wo konkrete Zahlen so richtig stichfest gar nicht zur Verfügung stehen, darf auch jeder für sich selber den nächsten Topeinkauf planen, oder auch mehrere. Also noch mal, ein Neuzugang für 9 Millionen Euro, einer für 2,5... mit dem Geld anderer ließ sich schon immer am besten planen.