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Das wohl meist gefallene Wort nach dem Spitzenspiel im Borussia-Park war „Respekt“. Kaum ein Bayern-Spieler, der der Leistung der Borussia nicht diesen „Respekt“ zollte, kaum eine Spielzusammenfassung, egal in welchem Medium ,in dem der „Respekt“ nicht auftauchte. Dabei war Borussia vor der Partie deutschlandweit zum Geheimfavoriten der Herzen ausgerufen worden. Dass die Gladbacher eine Chance gegen die im Moment übermächtig scheinenden Bayern haben würde, war aber teilweise wohl dem Wunschdenken derer geschuldet, die auf eine nicht allzufrüh entschiedene Meisterschaft hoffen, teilweise der Hoffnung auf einen noch größeren Fernsehzuschauerzuspruch, wenn man nur die Spannung hochhält. Das Spiel aber hielt alles, was im Vorfeld versprochen wurde. Es war ein Spitzenspiel zweier Spitzenmannschaften und trotz fehlender Tore war es zu keiner Sekunde langweilig.

A propos Respekt: zu Beginn des Spiels hatten die Gladbacher Spieler deutlich zu viel davon vor dem Gegner. In den ersten 30 Minuten konnte dem Zuschauer, sofern sein Herz nicht für Bayern schlägt, Angst und Bange werden. Zwar ließ Borussia nur eine große Chance zu, Alabas Pfostenschuss in der 10. Minute, Bayern dominierte die Partie aber nach Belieben. Die Borussen kamen überhaupt nicht in die Zweikämpfe. Jeder eroberte Ball wurde postwendend wieder verloren. Über die Außenpositionen konnten die Münchener jeweils zu zweit kommen. Die Außenverteidiger Alaba und Rafinha agierten als zusätzliche Stürmer, weil sie in ihrer ursächlichen Aufgabe nicht im Geringsten gefordert wurden. Immer wieder versuchten es die Bayern über ihre rechte Seite, auf der Müller und Rafinha Wendt und Herrmann forderten. Die Spielweise des Schweden, beim Verteidigen Zweikämpfen wo eben möglich aus dem Weg zu gehen, hätte in dieser Phase fatal enden können, die Borussen-Defensive aber hielt. Die Versuche der Borussen, sich zu befreien, wurden meist im Keim erstickt. Granit Xhaka spielte Pässe wie in seiner Startphase im Borussia-Park, Christoph Kramer hatte sich offenbar extra für das große Spiel einen neuen Trick draufgeschafft, der an Playstation-Fußball gemahnte, eine Drehung um die eigene Achse beinhaltete und den er in den 90 Minuten viermal zu zeigen versuchte – dreimal davon ging es schief.

Die zweite Großchance der Partie aber gebührte dennoch den Borussen. Der Konter, bei dem Max Kruse an Manuel Neuer scheiterte, schien im Spiel der Gladbacher etwas zu bewirken. Fortan ging das komplette Team selbstbewusster ans Werk. Der übergroße Respekt vor den Weltstars in rot-blau schwand, die Borussen trauten sich mehr zu. Schon in der letzten Viertelstunde der ersten Habzeit deutete sich an: gegen Bayern München kann man verlieren, man muss aber nicht.

Über die zweite Hälfte des Spiels ist fast alles schon fast überall gesagt. Es war ein packendes Spiel zweier gleichwertiger Mannschaften. Chancen gab es auf beiden Seiten, die größeren hatte Borussia. Hervozuheben ist dabei die Leistung der beiden Innenverteidiger, aber auch die der beiden offensiven Außen. Patrick Herrmann und André Hahn waren defensiv und offensiv auf der Höhe, überzeugten kämpferisch und fußballerisch. Warum just diese beiden den Platz nach 80 Minuten verlassen mussten, ist schwer zu sagen. Bei Herrmann scheint das ein Favresches Gesetz zu sein. Der Tausch jedenfalls wäre nicht nötig gewesen, besser hätte man in der noch einmal etwas hektischen Schlussphase Zeit von der Uhr genommen – eventuell hätte man dann auch den offenbar nicht ganz leicht verletzten Granit Xhaka noch ersetzen können, statt ihn wackelig aufs Feld zurückhumpeln lassen zu müssen. Gegen Ende, als den Borussen klar wurde, dass sie kurz vor einem Punktgewinn stehen, wurde der Respekt noch einmal deutlich, mit dem sie ins Spiel gegangen waren. Auf einmal waren die Bayern wieder da, kamen noch zu zwei exzellenten Möglichkeiten. Die letzte vereitelte der abermals tadellose Yann Sommer – dann war Schluss.

Am Ende hat den Borussia-Park wohl niemand unzufrieden verlassen. Beide Teams konnten mit dem Punkt gut leben, ebenso die Zuschauer, egal wen sie zuvor angefeuert hatten. Das apostrophierte Spitzenspiel war eines erster Güte. Respekt!

Für Borussia wird das Bayern-Spiel nicht ohne Folgen bleiben. Wer es bisher noch nicht glauben konnte oder wollte, der weiß jetzt: Borussia ist gut. Sehr gut. Und wird entsprechend zu Werk gehen. Unterschätzen kann man die Favre-Elf jetzt nicht mehr.